Warum ist es sinnvoll, als Linkshänder auf einem Linkshänder-Instrument zu lernen? Wie ist das mit der Bedienung von Tremolo und Reglern? Braucht man überhaupt Bässe und Gitarren für Linkshänder? Man könnte doch einfach wie Jimi Hendrix das Instrument umdrehen und die Saiten verkehrt herum aufziehen? Und warum spielen manche Rechtshänder auf Linkshänder-Instrumenten? Viele spannende Gedanken, und ein richtig schönes Musikerthema, das ich für Fender auf deutsch betexten durfte.
Hier geht's zur Website: https://www.fender.com/de-DE/left-handed-guitars.html Hach, ich liebe meinen Job. Die Instrumente des Traditionsmarke JACKSON sind ganz auf die Wünsche von Metal-Virtuosen abgestimmt und werden aufgrund ihrer extravaganten Designs von Shreddern liebevoll „Zackenbarsche« genannt. Jedes Modell hat eine eigene Geschichte, eine tiefe Seele und einen Ton, mit dem man auf formidable Weise die Hütte abreißen kann. Es ist mir ein Vergnügen, die edlen Streitäxte eine nach der anderen betexten zu dürfen. Aktuelles Textbeispiel: Jackson Pro Series Signature Rob Cavestany Death Angel
Woher weiß ich, was ich sehe, wenn's mir keiner sagt?Wenn Wahrnehmung, Irrtum, Ideologie, Werbung, Selbstzensur und Manipulation sich im Präfrontallappen zur fröhlichen Hofparty treffen, passiert etwas Ungeheuerliches: Die Realität franst aus. Sie ist nicht eindeutig, sie bröckelt, flackert, zerfällt und überlässt es dem Beobachter, sich aus den Resten eine neue Wirklichkeit zusammenzubasteln. Dabei muss es gar nicht mal um hochphilosophische Themen gehen. Die intensivsten Wirklichkeitscluster bilden sich meistens um die banalsten Dinge. Zum Beispiel um diesen blauen Teller mit Gabel. Was ist auf dem Foto zu sehen?»Blauer Teller mit Gabel.« (Klare Wahrnehmung) »Blauer Teller mit Gabel. Brauner Tisch. Essensreste, Tomatenkerne.« (Klare Wahrnehmung mit mehr Zeit) »Blauer Keramikteller mit Metallgabel in romantischem Retro-Design auf einer stark abgenutzten Holzoberfläche. Spuren von Essen auf dem Teller. Tomatenkerne. Salat? Oder Pasta? Ist angetrocknet, steht also schon eine Weile.« (Klare Wahrnehmung mit noch mehr Zeit.) »Mjamm, war lecker!« (Gast) »Unrestaurierter Eichentisch, ca. 1910. Scheunenfund in der Pfalz?« (Antiquitätenkenner) »Ey, voll hässlicher alter Tisch!« (Arschlochkind von gegenüber) Was haben diese Beschreibungen gemeinsam?Alle sind wahr. Denn sie beschreiben wahrheitsgemäß das, was die Betreffenden aus ihrer Perspektive sehen. Was aber passiert, wenn ein Gehirn nicht mehr in der Lage ist zu erkennen, dass es sich um einen benutzten blauen Teller mit Gabel auf einem braunen Holztisch handelt? Weil der Gehirnbesitzer die Deutungshoheit dessen, was er wahrnimmt, längst an fremde Strukturen gelötet und delegiert hat? Zum Beispiel *räusper* eine Political Correctness, die nicht nur diktiert, WAS wir zu sehen haben, sondern auch WIE wir es zu bewerten haben? Eine Kommunikations-Unkultur, die statt das Gesagte ernst zu nehmen und zu verarbeiten reflexartig mit »willst du etwa sagen, dass...?« kontert. Ist bequem. Und praktisch. Muss man sich keine eigenen Gedanken über die Gedanken anderer Menschen machen. Komfortable Deutungsvorgaben der modernen Majestäten gibt’s ja im Überangebot. Dennoch – die Lufthoheit über die eigene Wahrnehmung ist genau das, was ein Individuum auszeichnet. Warum ist es für manche Zeitgenossen so unfassbar verlockend, sich in Interpretationen zu ergehen und darüber das Tatsächliche zu verbiegen? Was ein konditioniertes Gehirn daraus macht:»93% der Bevölkerung finden diesen Teller grün. Nur sieben Prozent sind der Meinung, er sei blau. Der Zentralrat der Tellergrünfinder ist empört und fordert ein Versammlungsverbot für Grünteller-Leugner.« (Aufmacher in deutscher Tageszeitung) »Der Teller ist klebrig und symbolisiert Frigidität.« (Frauenzeitschrift) »Der Teller ist klebrig und symbolisiert Nymphomanie.« (Männerzeitschrift) »Der Teller ist klebrig und symbolisiert, dass kein Spüli mehr da ist.« (Mitbewohnerin) »Spülmaschine kaputt?« (Fauler Pragmatiker) »There is no Gabel.« (Matrix-Fan) »Der Teller ist nicht blau, niemals! Es gibt überhaupt keine blauen Teller! Das ist eine ganz üble rechtsradikale rassistische klimafeindliche Verschwörungstheorie von Blau-Esoterikern und Gabelnazis!« (Wokes Schreikind) »Neues Geschirr ab Samstag für nur 49,90! Garantiert blau!« (Baumarkt-Prospekt) »Undercover-Reporterin Merk B. Freit gelang es, sich in die berüchtigte Kaderschmiede der russischen Blauteller-Jongleurschule einzuschleusen. In unserer Exklusivreportage sehen Sie, welch schreckliche Folgen das harte Training für Menschen und Arbeitsgeräte hat. Unzählige blaue Teller sterben jede Woche einen sinnlosen Tod durch Runterfallen. Auch dieses Exemplar wird bald nicht mehr existieren. Weitere schockierende...« (TV-Moderator um 22:15 Uhr) »Die Gabel liegt rechts mit den Zinken nach oben auf dem Teller. Diese Position offenbart eine offene, freundliche und gesellige Rechtshänder-Persönlichkeit. Läge sie mit den Zinken nach unten, würde dies auf Introvertiertheit, Verlustängste und latente Aggression hindeuten.« (Online-Psychotest) »Experten bestätigen, dass die Gabel in hinterhältiger Weise so platziert wurde, um eine offene, freundliche gesellige Rechtshänder-Persönlichkeit vorzutäuschen. In Wahrheit müsste sie andersrum und mit den Zinken nach unten liegen, denn es handelt sich hier eindeutig um einen gefährlichen Linkshänder, der seine Umgebung durch Gabel-extra-falschrum-Hinlegen böswillig täuscht. Prof. Dr. Hau-Fen Shyce vom Institut für Maindfug erklärt, dass die Zahl der Gabel-extra-falschrum-Hinleger seit Jahren zunimmt und fordert Zwangsjacken, medikamentöse Therapie und rote Teller, um Gabel-Anschlägen vorzubeugen. Ferner werden die Bürger aufgefordert, Gabel-extra-falschrum-Hinleger sowie Blaue-Teller-Benutzer in ihrem Umfeld sofort den Behörden zu melden, auch im Interesse der Kinder.« (Abendnachrichten) »Esst mit Stäbchen, ihr Banausen!« (Vietnamesischer Imbissbesitzer) Blauer Teller vernichtet Raum-Zeit-KontinuumEigentlich wollte ich noch schnell ein Schlusswort schreiben, aber es klingelt grade an der Tür. Draußen stehen fünf Typen in schlechtsitzenden Uniformen. Ein dünner Mann mit extraviel Lametta an der Uniform hält mir eine entsicherte Schusswaffe ins Gesicht und verlangt in hässlicher Tonlage Zutritt zu meiner Wohnung zwecks Konfiszierung einer illegal von mir gebauten und als blauen Teller getarnten Planeten-Vernichtungswaffe. Schrieb ich Planet? Ach was, Universum! Ich bitte Lamettamann und seine Spielzeugfiguren in die Küche, wo noch immer der blaue Teller auf dem Tisch steht, den ich vorhin fürs Titelbild fotografiert habe. Einer der Uniformträger schaut sehnsüchtig in den Obstkorb auf meiner Anrichte, in dem vier Tafeln Mandelschokolade liegen. Ich höre seinen knurrenden Magen. Unsere Blicke kreuzen sich, und Knurrmagen reißt sich zusammen. Wer blaue Planetenzerstörungstellerwaffen einsammeln will, darf keine Schwäche zeigen. Lamettamann steckt seine Waffe weg, geht zum Tisch, nimmt den Teller und – verdampft. Auf dem Küchenboden liegt ein winziges Häufchen Asche mit Glitzer drin. Der Teller schwebt unbeschädigt durch die Küche und landet geräuschlos auf dem Tisch. Die vier noch nicht verdampften Uniformträger stehen da wie schockgefrostet. Vielleicht hätte ich erwähnen sollen, dass sich blaue Planetenzerstörungswaffenteller nur von Leuten anfassen lassen, die sich vorher freundlich vorstellen? So eine Universumswaffe hat schließlich auch Befindlichkeiten. Auf den Schreck hin biete ich Knurrmagen und seinen drei recht blass gewordenen Kollegen erstmal Mandelschokolade an, fege Lamettamann weg, koche Kaffee für uns alle und stelle den Teller in die Spüle. Zum Glück hat keiner gefragt, wozu die Gabel da ist. Text & Bild: 2013 & 2025 © Kathrin Elfman. Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/blauer-teller Rebloggen/verlinken jederzeit gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und/oder kommerzielle Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. (Ja, ihr einfallslosen Zeilenlauchs, die ihr mir gelegentlich Texte klaut und so tut, als hättet ihr sie selbst geschrieben, aber natürlich früher oder später erwischt, mit Disteln beworfen, gefeuert und durch mich ersetzt werdet, weil euer Chef findet, dass das Original besser ist, genau IHR seid damit gemeint. Also Flossen weg und erst fragen.) Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Ganz besonders bei Musik. Die Positive Grid Website spricht aktuell noch unschönes KI-Deutsch. Das wird sich ab sofort ändern. Den Anfang machen wir mit dem neuen Spark Neo, den ich samt FAQ auf deutsch betextet habe. Ein schönes Arbeitsbeispiel, das den Unterschied zwischen KI-Text und organischer, lebendiger Sprache zeigt.
Mmmmh, das macht Spaß: Dinge, die man nur hören kann, in Worte fassen. Die Fender Bassman Effekte sind hier ein besonders feines Schmankerl. Soll der Driver einen zarten Röhren-Breakup erzeugen oder sahnig-brachial krachen? Was mache ich mit der Reverb-Hallfahne? Wie dosiere ich das Delay, wenn ich pulsierende Klanglandschaften bauen will? Welche Kompression brauche ich für welche Musik? Auch der Fuzz ist unfassbar vielseitig und kann alles von flauschiger Wollmütze bis Schotterpiste...
Hier geht's zur Produktübersicht: Fender Bassman Effektpedale »Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir alle in 12 Jahren den Boden unter den Füßen!« Mit diesem Satz eröffnet der renommierte Schwerkraft-Experte Prof. Dr. Viegmich den internationalen Schwerkraftschutzkongress. Journalisten aus aller Welt sind zur Präsentation der neuen Schwerkraftziele angereist. Vor dem Kongressgebäude versammeln sich schulpflichtige Schwerkraftaktivisten und skandieren Parolen wie »Wer nicht hüpft, der fliegt ins Weltall«, »Schwerkraftleugner jetzt enteignen« oder »Wahn statt Physik«. Einige Punkte sorgten bereits im Vorfeld für Diskussionen, zum Beispiel die geplante Einführung einer verbrauchsabhängigen Schwerkraftsteuer. »Alle wichtigen Spielzeughersteller sind sich einig, dass der menschengemachte Schwerkraftwandel akuten Handlungsbedarf impliziert«, erklärt Viegmich. »Schließlich wollen wir unseren Kindern einen bewohnbaren Planeten hinterlassen. Man stelle sich vor, nur noch schwebende Influencer bei Instagram! Grauenhaft! Könnten Sie mit dieser Schuld leben?« »Dafür sehen aber Barbara Schöneberger und Keith Richards aus wie neu«, wagt ein Pressevertreter zu kontern. Leider ist Dr. Viegmich nicht bereit, sich zu den Vorteilen einer abnehmenden Schwerkraft zu äußern. Auch der potenzielle Nutzen für Klaviertransporte, Stabhochspringer, Frauen mit Körbchengröße DD sowie Dachgeschossbewohner werden nicht erörtert. Stattdessen rückt Dr. Viegmich den steuerlichen Aspekt in den Fokus. Die verbrauchsbasierte Besteuerung von Schwerkraft sei zur Finanzierung der Schwerkraftziele unumgänglich. Schon viel zu lange würde die Massenanziehung in unbegrenzter Reichweite ohne Abschirmung unentgeltlich genutzt und ausgebeutet. »Allein in Wacken treiben jedes Jahr Zehntausende Metalfans den Schwerkraftverbrauch durch synchrones Headbangen in die Höhe«, klagt Viegmich. »Das darf so nicht weitergehen! Die gravitionellen Ressourcen des Planeten Erde sind ein kostbares Wirtschaftsgut, welches man verantwortungsvoll nutzen und verbrauchsabhängig besteuern muss. Dies ist im Sinne der Allgemeinheit und ein Beitrag zum Weltfrieden!« Viegmich begründet seine gewagte These sogleich mit einem Anwendungsbeispiel. »Übergewichtige Menschen und Headbanger verbrauchen nachweislich mehr Schwerkraft, als dies bei schwerkraftfreundlichen Lebewesen wie Unterwäschemodels oder Kaulquappen der Fall ist. Hier entsteht sozialer Unfrieden. Dieser kann durch eine verbrauchsabhängige Besteuerung verhindert werden.« Klingt einleuchtend. Wie sieht Prof. Dr. Viegmich das Problem von Steueroasen? »Natürlich gibt es Länder, in denen ganz viele dünne Menschen wohnen. Die verbrauchen weniger Schwerkraft und bezahlen folglich weniger Steuern. Auch werden Kaulquappen und Kreuzfahrtschiffe deutlich niedriger besteuert als Gummibärchen.« »Moment«, wirft ein Pressevertreter ein, »warum werden Kreuzfahrtschiffe steuerlich begünstigt? Die sind doch riesengroß!« »Denken Sie doch nach, Sie Pinsel«, antwortet Viegmich. »Kreuzfahrtschiffe schwimmen. Auftrieb und so. Dadurch verbrauchen sie von Natur aus wenig Schwerkraft. Und durch das Wasser, das sie verdrängen, entstehen hübsche Wellen. Über die freuen sich Menschen, gehen schwimmen, verbrennen Kalorien und verbrauchen hinterher noch weniger Schwerkraft als vorher. Win-win, Sie verstehen?« »Aber wieso Gummibärchen? Die können doch nichts für den Schwerkraftwandel. Sind klein und schön bunt!?« »Ja, und sie machen Menschen dick! Diese fettfreie Tortengrafik hier beweist, dass Gummibärchen zu den gefährlichsten Schwerkraftschädlingen gehören. Direkt nach Adventskalendern und Käsekuchen. Wir müssen endlich konsequent handeln und die Schuldigen nach dem Verursacherprinzip in die Pflicht nehmen. Nur so können wir unsere Schwerkraftschutz-Ziele bis 2030 erreichen! Wir dürfen dieses wichtige Thema nicht den Schwerkraftleugnern überlassen.« Für schwerkraftsparsame oder schwerkraftneutrale Verbraucher solle es hingegen Steuervorteile geben. »Wer beispielsweise nicht mit seiner Schwiegermutter oder zwei Rottweilern, sondern mit einem Wellensittich zusammenlebt, bezahlt weniger Schwerkraftsteuer.« Der Archäologe Dr. Markus Ausbuddel gibt sich kritisch und weist darauf hin, dass die Schwerkraft doch seit Abermillionen Jahren tadellos funktioniere, immerhin sei sie verantwortlich für die Entwicklung unserer Galaxie und lenke Planeten, Monde und Stechmücken. Viegmich begegnet dem Einwand gewohnt souverän. »Stimmt gar nicht. Pupsgesicht! Lesen Sie Ihr Horoskop. Da steht drin, dass die steuerlich festgelegte Durchschnittsgravitation von g = 9,80665 m/s2 bereits mehrmals aufgrund einer nicht ÄhUh-konformen Abweichung sowie schwankender Zentrifugalkräfte und Höhenprofile kawumm. Ja. Sehen Sie? Plüschkissen! Außerdem gibt es keine Stechmücken. Das haben Sie jetzt davon.« Während die Dolmetscher damit beschäftigt sind, politisch korrekte Übersetzungen für Pupsgesicht, Pinsel und Plüschkissen zu finden, meldet sich ein Journalist zu Wort und fragt, was Sumo-Ringer, Gesteinsprobensammler oder Elvis tun sollen, falls sie sich die anteilige Schwerkraft-Steuer nicht leisten können. »Da bleiben wir ganz fair«, antwortete Viegmich salbungsvoll. »Wer die Schwerkraftsteuer nicht bezahlt, hat jederzeit die Möglichkeit, freiwillig auf die Nutzung von Schwerkraft zu verzichten.« Ein Kollege aus dem Finanzwesen ergänzt: »Natürlich gibt es Ausgleichsmodelle für alle, die ihren Schwerkraftverbrauch nicht senken können oder wollen. Die Kapitalgesellschaft Black Blob legt heute das erste Kontingent an Schwerkraft-Zertifikaten auf. Damit können schwerkraftfreundliche Verbraucher ihren nicht genutzten Schwerkraft-Überschuss in einen Fonds einzahlen und an Großverbraucher verkaufen. Aus den kumulierten Werten ergibt sich eine für beide Seiten zumutbare Besteuerung. Gleichzeitig bieten Schwerkraftzertifikate eine planetenbewusste, nachhaltige Investitionsmöglichkeit für Privatanleger.« Eine kleine Gruppe Schwerkraftaktivisten ist ebenfalls zur Konferenz eingeladen. Die Jugendlichen müssen heftige Kritik einstecken, weil sie durch exzessive Hüpfen und auf-der-Straße-kleben in den vergangenen Monaten unverantwortlich viel Schwerkraft verbraucht haben. Eine Aktivistin fragt schuldbewusst, wie man im Alltag seinen Schwerkraftverbrauch senken könnte, ohne auf lebenswichtige Aktivitäten wie Hüpfen, Kleben und Rumbrüllen verzichten zu müssen. »Das ist eine sehr gute Frage«, sagte Viegmich. »Leider haben wir es häufig mit Schwerkraftleugnern zu tun, die behaupten, die Schwerkraft reguliere sich selbst, und man dürfe in die Natur nicht eingreifen. Dabei weiß jeder, dass das nicht stimmt.« »Können Sie das an einem Beispiel belegen?«, fragt die Aktivistin. »Gerne. Nehmen wir die Sommerferien. Da fahren Millionen Menschen in den Urlaub, und dann kippt die Erde nach Süden. Braucht kein Mensch. Also besteuern wir die Schwerkraftsünder so, dass sie sich keinen Urlaub mehr leisten können. Und jetzt raus hier, alle!« Gegen Viegmichs souveräne wissenschaftliche Expertise haben auch die größten Kritiker keine Argumente mehr, und so endet die Konferenz in jeder Hinsicht erfolgreich. Fassen wir zusammen: Der menschengemachte Schwerkraftwandel kann durch weniger Headbangen, eine neue Steuer sowie das sofortige Verbot von Käsekuchen und Adventskalendern verhindert werden. Update: Neuesten Gerüchten zufolge soll auch die Nutzung von Fliehkräften der Erdrotation strenger reglementiert werden, um ein nachhaltiges Rumkugelverhalten des Planeten sichern zu können. Text © Kathrin Elfman 2013 & 2025 Titelbild: Pixabay
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/schwerkraftwandel Rebloggen/verlinken gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. 18/2/2025 Essay: Wie du mit KI eine Marke zerstörst, was Wokismus damit zu tun hat, und warum Morpheus sich irrt.lesen»Hey, der Texter ist zu teuer. Ich hab mal den Chatbot gefüttert, er hat tolle Textbausteine ausgespuckt, die kosten uns nichts!« Mit diesem Satz fängt aktuell nicht nur das eine oder andere Marketingmeeting an, sondern auch das Sterben der Marke respektive ausführenden Agentur. Warum? Weil KI-Text zwar kein Geld kostet, aber einen sehr hohen Preis hat. Nicht nur finanziell gesehen. In diesem XL-Text werde ich eine spezielle Tür im Kaninchenbau öffnen. Was dahinter liegt, ist monströs bösartig und berührt tiefste Seins-Ebenen. Es könnte bei ahnungslosen Gemütern Angst, Panik, Wut oder Selbsthass wachrufen. Wer meine früheren Texte nicht kennt und die darin gemalten Wanderzeichen in meinen Gedankengängen nicht versteht, könnte sich hoffnungslos verlaufen und sollte an dieser Stelle wegklicken, Harald Lesch gucken oder sich TikTok Videos reinziehen. Alle, die es wissen wollen – herzlich willkommen. Und los geht’s. Was ist KI-Text?Jede Textmaschine, egal wie hip ihr Name tönt, schöpft aus dem, was von anderen Maschinen archiviert, zerlegt und neu zusammengelötet wurde. Ohne jeden originären schöpferischen Aspekt. Der »tolle Textbaustein« aus dem Chatbot mag optisch echtem Text ähneln, er hat aber damit ungefähr so viel zu tun wie ein Kuhfladen mit einem Filetsteak. Klar kommt beides vom Rind. Doch aus einem Kuhfladen, möge er noch so appetitlich dampfen, kann auch der talentierteste Sternekoch kein Steak zaubern. Und KI-generierte Buchstabensuppe lässt sich auch von einem Meister der schreibenden Zunft nicht in echten Text verwandeln. KI-Text ist das, was von der Maschine gefressen und wieder ausgeschissen wurde: geklauter, zerstückelter, anonymisierter Cloud-Content, der per definitionem keinerlei Identität, Trennschärfe, eigene Gedanken, lebendigen Ausdruck, Individualität oder erkennbare Positionierung des Absenders ausdrücken kann (und aus Urheberrechtsgründen auch gar nicht darf.) Woher kommt der Drang, sich einer Maschine um die Füße zu wickeln?Um das zu verstehen, sollte man nicht nur MATRIX gesehen haben (ja, alle vier Teile), sondern auch den Zoom beim Blick auf die Realität größer aufziehen. Dann wird deutlich, welche giftige Allianz KI und Wokismus bilden. Der Begriff »woke« ist kein Kind des 21. Jahrhunderts. Er entspringt auch keineswegs dem als Meme überstrapazierten Heer genderverwirrter veganer Frühzwanziger*innen mit Regenbogen*innen Armbind*e/r und Lastenrad*X (die grotesken Sternchen dienen der Zuspitzung.) Mit »woke« bezeichneten sich im Amerika der 1930er Jahre männliche und weibliche Afroamerikaner, denen die stetig wachsenden Ressentiments und rassistischen Angriffe gegenüber Schwarzen zu Recht gehörig auf den Sack gingen, und die sich öffentlich besorgt bis zornig dazu äußerten. »Woke« war ein Synonym für eine reflektierte und gesellschaftsbewusste Geisteshaltung. Etwas Positives also. Später wurde das Wort von der Black Lives Matter Bewegung übernommen und zu Werbezwecken verwendet. Zeitgleich gelang ihm der Sprung über den Atlantik in den deutschen Sprachraum, wo »woke« als Kampfbegriff einer selbsternannten Moralpolizei genutzt wird, die anderen Menschen in hochtoxischer narzisstischer Rabulistik vorzugeben versucht, wie man zu leben, zu denken, zu sprechen, zu essen, sich zu bewegen und zu fühlen habe. Und wie nicht. Aus »woke« wurde Woke-ismus oder Wokismus. Und wie bei jedem Ismus geht’s ab hier nicht mehr um die Sache, sondern um eine spaltungsdeterminierte emotionalisierte Meta-Ebene. Das Biotop, in dem Kriege wachsen und gedeihenWokismus 2025, das ist inhaltsfreie »wir gegen die« Konfrontation; Provokation ohne Raum für echte ergebnisoffene Diskussion, Respekt oder lebendige freie Kommunikation mit unterschiedlichen Perspektiven und Standpunkten. Es geht nicht um Inhalte, es geht ums Rechthaben im Namen einer übergeordneten fiktiven Ideologie/Agenda/Autorität. Und darum, den fiktiven Gegner mundtot zu machen. Ja, zweimal fiktiv. Weil es sich in beiden Fällen um Fiktionen handelt. Ob Klimawahn, Veganismus, Gender oder Mobilität: Die als »Wokies« bezeichneten Gläubigen der neuen Richtigmach-Religion kommunizieren nicht. Sie feuern – wie es bei religiösen Fanatikern nun mal der Fall ist – mechanistische MASCHINENhafte Textsalven und Parolen ab. Ja, labern können sie. Gerne in einer gespielt freundlichen Tonlage, die man früher mit »hat Kreide gefressen« bezeichnete. Aber für eine differenzierte, authentische Artikulation fehlen ihnen Bildung, Reife, Benehmen und kognitive Fähigkeiten. Sobald sie mit neuen Erkenntnissen, Gegenfragen, Richtigstellungen oder einer individuellen Meinung konfrontiert werden, die nicht ins woke MASCHINENraster passt, ist Schluss mit der gekünstelten Erstsemester-Eloquenz. Dann geht das infantile »Naaaaaaazi« Gekeife los, und man möchte allein aus Gehörschutzgründen den Kampfplatz verlassen. Vorläufiger Höhepunkt: Go woke, go broke.Ein knalliger Zweiteiler mit wahrem Kern. »Go woke« (auch »get woke«) beschreibt, wie Marken und Unternehmen statt Produkte oder Leistungen zu präsentieren, sich willkürlich auf bestimmte Themen und dazugehörende Bevölkerungsgruppen stürzen und diese obszön zu Werbezwecken missbrauchen. Ob Frauen, Kinder, dunkelhäutige Menschen, transgender oder queere Menschen, gleichgeschlechtliche Paare, Kinder, Senioren, Geflüchtete, Menschen mit Behinderungen – es gibt kaum eine Gruppe, die nicht von abgefuckten Marketingfritzen für klischeetriefende stigmatisierende Werbung genutzt wird. Diese Werbe-Aktivitäten spielen ausschließlich in der emotionalisierten Meta-Ebene der Spaltung, nicht auf Sachebene. Statt »hier sind unsere Leistungen/Produkte« kommt »Heda, Zielgruppe! Wir sind die Guten, die Richtigen, die Anständigen. Auf welcher Seite stehst du? Los, positionier dich!« Ob Bier, Autoreifen, Kleidung, Kriegsgerät, Strom, Telefontarife, Hautpflege oder Versicherungen feilgeboten werden, ist dabei irrelevant. Gesinnung statt Leistung, Ideologie statt Qualität, Geschrei statt Kommunikation.Die Ironie dabei: Dieses willkürliche Menschenbenutzen ist in höchstem Maße rassistisch, diskriminierend, spaltend und hetzerisch. Also genau das, wovon sich die Werbetreibenden so hysterisch zu distanzieren versuchen. Während das weder den Werberat noch Markenkunden und Medien interessiert, erkennt die angepeilte Zielgruppe sehr wohl, was gespielt wird. Der Bogen ist inzwischen einfach überspannt. Wer einen Computer, Müsli, ein Auto oder Fußbetteinlagen kaufen will, sucht Informationen und vergleichbare Produktdaten. Kein aggressives Nudging. Das Werbeziel heißt »zum Warenkorb hinzufügen«. Nicht »hey, wir brauchen Drag Queens in Reizwäsche, die Vierjährigen Hardcore BDSM-Märchen vorlesen.« Und hier sind wir bei »Go broke.« Man merkt die Absicht und reagiert. Zieht sich zurück, kündigt Abos, meidet Geschäfte, storniert Bestellungen, wechselt Produkte und Anbieter. Ganz leise, ohne das wortreich auf Social Media Plattformen kundzutun. »Du Werbetreibender forderst, dass ich mich als Kunde positioniere? Haltung zeige? Ha, mach ich glatt. Ich positioniere mich weit weg von eurem ideologischen Quark und spiele bei eurem Spaltungskrieg nicht mit. Eure Themen sind nicht meine, tschüss!« Zack, schon sieht der Markenmanager die zahlende Kundschaft von hinten. Es sind nicht nur die medial hochgeschubsten Boykott-Stories wie Bud Light, Adidas oder Target, die das kolossale Scheitern von werblichem Gesinnungs-Exhibitionismus dokumentieren. Auch kleinere Marken bekommen den Gegenwind zu spüren. Stabile Marken überstehen solche ideologischen Irrwege relativ unbeschadet, die kleineren dürfen sich anschließend in Nichts auflösen und/oder neu erfinden. Immerhin eine Chance, es besser zu machen. Die Quittung bekommen sie alle. »Vote with your wallet« heißt das in Amerika. An dieser Stelle lässt uns der Wokismus die Zugbrücke zum Thema KI runter. Gehen wir mal drüber und schauen, was am anderen Ende los ist. »Der Algorithmus generiert uns 35 Newsletter in 15 Minuten!«Oder auch 50 bebilderte »Experten-Artikel.« Oder »Musik.« Oder komplette »Bücher.« Die Anführungszeichen sind keine Deko, sondern zeigen die missbräuchliche Bezeichnung dieser Produkte an. KI-generierte Veröffentlichungen sind weder Bücher noch Musik, sondern digitaler Müll, dessen Absender originäre Kreation nachzuäffen versuchen. Und obwohl einige Vertriebsplattformen angekündigt haben, künftig keine KI-generierten Produkte mehr einlisten zu wollen oder zumindest eine verpflichtende Kennzeichnung für nicht-menschengemachte Medienprodukte einzuführen – aktuell vergrößern Redaktionen, Agenturen und Verlage immer noch täglich den KI-Müllberg. Und alle paar Tage weht der digitale Nordwind ein bisschen von diesem Müll auf meinen Schreibtisch, wenn potenzielle Kunden mir KI-Manuskripte schicken mit der Anfrage, ob ich sie Korrektur lesen und polieren könne. *würg* Anfangs habe ich mein *würg* zu dieser Anfrage noch diplomatisch verpackt. Habe ausführlich erklärt, dass das »Polieren« eines KI-Texts schon vom Zeitaufwand her doppelt so teuer wäre wie eine echte Kreation. Habe ausführlich dargelegt, woran man KI-Faketext erkennt, und warum er kilometerweit am Rezipienten vorbei taumelt. Und dass ich als Spracharbeiter keine Maschinentexte anfasse, sondern ausschließlich originäre Texte konzipiere und schreibe. Und ihn gefragt, ob er seinen Rezipienten statt anonymem Robotergestammel nicht lieber etwas Eigenes, Individuelles mitteilen möchte. Inzwischen spare ich mir die Erklärungen, sondern lehne einfach nur ab. Wer vom »hey, KI ist toll und sooo billig, und was die alles für mich machen kann!« Virus befallen ist, den erreicht man nicht mit gesundem MENSCHENverstand, Sprachkompetenz, Psychologie und faktenbasierter Realität. Der muss diesen KI-Fieberwahn wie eine fiese Kinderkrankheit von der Infektion bis zur Genesung durchmachen, seine Kontakte vergraulen, seine Markenkunden und Mitarbeiter verprellen und am Ende traurig, aber hoffentlich geheilt und gesund auf seinem Berg aus KI-generiertem Nichts hocken. Wenn das passiert, bin ich da. Ohne »told you so« Tamtam. Aber mit konstruktiven Vorschlägen. Kam schon ein paarmal vor. Deshalb schaue ich mir das KI-Wahn-induzierte Agentur- und Markensterben entspannt aus der Ferne an und freue mich, für Kunden arbeiten zu dürfen, die diesen Erkenntnisprozess entweder schon hinter sich haben, oder erst gar nicht auf die Idee kamen, Menschen mit Maschinentext zu belästigen. Übrigens sind das ausnahmslos erfolgreiche Unternehmen, die in ihren Kommunikationsmitteln nicht nur keine KI verwenden, sondern auch keine maschinenhafte woke »Wir gegen die« Spaltungsdidaktik. Vielleicht weil sie verstanden haben, dass beide Übel aus derselben Wurzel sprießen? KI-Übersetzungen aus der HölleSchon mal eine Latrine saubergemacht? Nein? Herzlichen Glückwunsch. Ich hatte einmal das zweifelhafte Vergnügen, in den 1970er Jahren, als ich zu Besuch in einer Gartensiedlung ohne Kanalisation war und alle Nachbarskinder bei der vierteljährlichen Latrinenputzaktion mithelfen mussten. Aaaaaaaaargh!!! Damals dachte ich, etwas Ekligeres kann es nicht geben. Doch ich lag falsch. KI-generierte Überführungen englischer Websites und Literatur ins Deutsche wirken ähnlich unappetitlich. Neuerdings grassiert bei Youtube und anderen Plattformen die Unsitte, englische Dokus und Filme per KI in andere Sprachen synchronisieren zu lassen. Nicht etwa professionell übersetzt und mit Untertiteln, oder von echten Menschen gesprochen, wie man es als seriöser Urheber macht. Sondern mit alptraumhaften KI-Stimmen und Robotertext verhunzt! Zum Glück gibt es die Möglichkeit, über die Video-Einstellungen die Originalversion aufzurufen, aber wenn man auf eine Doku einer australischen Journalistin klickt, und aus den Lautsprechern schallt statt der echten englischen Originalstimme plötzlich deutscher Blindtext, vorgetragen von einer Computerstimme – pfui bah. So ein Video aus der KI-Hölle habe ich heute gesehen. Beim WEF-Meeting in Davos hielt Argentiniens Präsident Javier Milei eine Rede gegen den Wokismus, zitierte aus Ayn Rands »Atlas Shrugged« und kritisierte sogar vorsichtig das WEF für seine Gesinnungsdiktatur nach innen und außen. Von dieser Rede gibt es drei Versionen: das Original auf Spanisch mit englischen Untertiteln, die Tonspur des englischen Simultanübersetzers in Davos, bei der leise das spanische Original im Hintergrund mitläuft, und eine KI-generierte Synchronfassung, bei der ein Roboter mit übertriebenem spanischen Akzent und unnatürlicher Satzmelodie einen Text vorträgt, der mit dem Original wenig zu tun hat. Schlimmer als die entmenschlichten Verbreiter solcher Monstrositäten sind nur diejenigen, die sich sowas reinziehen und nicht merken, worum es sich handelt. Das sind dann vermutlich die, denen man auch überbackene Kuhfladen zum Dinner vorsetzen kann. Ich habe bereits in diversen Artikeln und Blogs über das Thema Lokalisierungen geschrieben, daher gehe ich hier nicht nochmal darauf ein. Aber dass KI-Übersetzungen von Englisch nach Deutsch in 100% aller Fälle unbrauchbar sind, weil die vielen spezifischen Eigenheiten, die unsere deutsche Sprache so resonanzstark machen, von einer Maschine nicht dargestellt werden können, sollte sich inzwischen rumgesprochen haben. KI glänzt durch falsche Leseranrede, unpassende technische Begriffe, fehlendes markenspezifisches Vokabular, falschen Satzbau, falsche Semantik, falsche Synonyme und eine Tonalität, die so unpersönlich ist, dass sie Kunden aktiv vergrault und die Marke ins Lächerliche zieht. Mit Korrekturlesen oder Polieren ist da nichts zu reißen. Es wäre auch wirtschaftlich nicht vertretbar, denn genau wie beim »Polieren« einer deutschen KI-Kreation benötigt auch der Abgleich des quasi-deutschen Robotergestammels mit dem englischen Original samt Redaktion locker den doppelten Aufwand einer neu verfassten Lokalisierung. Also lieber gleich von einem lebendigen Menschen schreiben lassen. Ob Website, Newsletter oder Leistungsangebot: Ein echter Texter schafft es, einer Marke und ihren Produkten eine individuelle Persönlichkeit mit eigener Sprache und spürbarer Identität einzuhauchen, die sich im Idealfall Jahrzehnte hält und weiterentwickelt. Unangestrengt, authentisch, und unterm Strich für weniger Geld. Warum liebe ich die deutsche Sprache?Sie ist lebendig. Dynamisch. Kraftvoll. Traditionell und gleichzeitig modern. Fluide. Sie verändert sich ständig, entwickelt sich, bildet neue Wörter und Ausdrucksformen, die neue Gedankengänge inspirieren, die sich wiederum in neuen Wörtern manifestieren. Eine ungeheuer potente Wechselwirkung, die sich nicht mal ansatzweise per KI simulieren lässt. Deutsch erzeugt eine Resonanz wie kaum eine andere Sprache, schafft Verbindungen, transformiert in ihrer Präzision Gedanken zu fassbarer Wirklichkeit. Die ihr innewohnende Wahrheitsliebe ist von poetischer Schönheit. Auch wenn rundgelutschtes »politisch korrektes« Bubblegum-Englisch inzwischen wie ein besoffener Matrose durch die Kommunikationslandschaft stolpert, Schlägereien mit anderen Sprachen anzettelt und versucht, die kristallklare Wahrhaftigkeit der deutschen Sprache zu versuppen – in der Wissenschaft, Juristerei, Philosophie und Magie wird weltweit nach wie vor Deutsch gesprochen und geschrieben; dicht gefolgt von Französisch. Wie alles Lebendige ist auch die deutsche Sprache nicht gegen Krankheiten gefeit (ja, es heißt gegen etwas gefeit sein, nicht vor). Ob Rechtschreibreform, Leichte Sprache oder Gendersprech, politisch korrekte Unpräzisionen oder das unsägliche »das sagt man nicht« Zeigefingerwedeln, mit dem Kraftausdrücke aus dem deutschen Sprachschatz gestrichen werden sollen. (Hallo, warum heißt das wohl KRAFTausdruck? Ein Arschgeige ist nun mal keine Gesäßvioline!) Der Krankheitsverlauf mutet dramatisch an, der Patient geht aber stets gestärkt und quietschfidel daraus hervor. Bei der Rechtschreibreform kämpfte er Fieberattacken erfolgreich nieder, beim Genderwahn überstand er temporäres Organversagen, und beim KI-Virus schafft es sogar, sich gegen das Abschleifen seiner messerscharfen semantischen Trennschärfe zu wehren. Es lebe das lebendige gesunde Immunsystem. An der Sprache liegt’s also nicht, dass die KI derzeit an allen Ecken überpräsent ist. Die Sprache lebt und erfreut sich bester Gesundheit. Woran dann? Die Antwort ist so banal, dass man lachen könnte, wenn’s nicht so traurig wäre. »Go AI and you die.«Knallige Einzeiler kann ich auch, jaha. Diesen habe ich mir eben ausgedacht, als Nachfolger für »Go woke, go broke.« Ich entlasse ihn in die Welt. Bin gespannt, wann ich ihn das erste Mal über die Cloud zurückgespielt bekomme und jemand behauptet, ihn erfunden zu haben. Nochmal kurz zurück zu MATRIX. Die Szene mit Morpheus und der Batterie? Die Menschheit und ihre glorreiche Idee, KI nicht etwa als Werkzeug zu benutzen, sondern ihr in suizidaler Unterwerfungsgeilheit die gesamte menschliche Seinsform unterzuordnen? Und zu einer passiven unbewussten Existenzform zu verkommen, die man nicht mehr mit Leben bezeichnen kann, sondern die einer Batterie gleichkommt? Falls nicht bekannt, bitte nochmal Teil 1-4 schauen. Der wuchtige Hollywood-Knaller ist trotz der nervigen Baller- und Kampfszenen ein gutes Beispiel für Method Revealing, denn er illustriert das Kernproblem unserer Zeit: die Lust der Spezies Mensch, sich einer wie auch immer gearteten Quasi-Autorität zu unterwerfen und sich von ihr verwalten, handhaben, ernähren, manipulieren, benutzen, einsperren, maßregeln, erziehen, dressieren, konditionieren und ausbeuten zu lassen. Und wenn’s eine Maschine ist. Während Morpheus im ersten Teil Hoffnung auf ein mögliches »Erwachen« des Menschen andeutet, der sich aus der Knechtschaft der Maschine befreien will, gibt sich der Epilog des vierten Teils deutlich realistischer. Die Schlussworte des Tee trinkenden Psychiaters auf seinem zerstörten Balkon zum Thema »the sheeple aren’t going anywhere« sind so wahr, dass es wehtut. Schön illustriert von der relativ brutalen Szene, bei der Trinity ihm fachgerecht den Unterkiefer aus dem Gesicht tritt. Schmerzhafte Wahrheit benötigt manchmal schmerzhafte Metaphern. Ähnlich expressiv geht’s in der Star Trek Folge »The ultimate Computer« von 1968 zu, in der ein narzisstischer Wissenschaftler seine Kreation – einen Supercomputer mit Namen M5 – auf der Enterprise installiert, um die These zu erhärten, dass die Maschine dem Menschen in Gefechtssituationen haushoch überlegen sei. Die Sache geht grandios schief. Da M5 von einem Psychopathen programmiert wurde, der seine eigenen bekloppten Wesensanteile in die Codes integriert hat, kann der Computer nicht zwischen Manöver und Ernstfall unterscheiden und zermörsert mal eben ein Schiff der eigenen Flotte samt Personal. M5 übernimmt die Elektronik der Enterprise und beginnt damit, ihre Besatzung zu meucheln, weil diese versucht, ihn abzuschalten. Wie macht man so ein Ding unschädlich? Indem man es mit seiner eigenen Unvollkommenheit konfrontiert und dazu bringt, folgerichtig digitalen Selbstmord zu begehen. Menschlicher Erfindungsgeist, beseelte Logik und freies Denken sind nun mal der Maschine haushoch überlegen. Immer. In allen Fällen. Die giftige Allianz von Wokismus und KIEs spricht überhaupt nichts dagegen, Algorithmen zu erfinden, die unser Dasein angenehmer machen. Oder KI-Werkzeuge zu benutzen, um mehr Zeit für Menschen-exklusive Tätigkeiten zu haben. Oder sich auf ein gesellschaftliches Miteinander zu einigen, das jedes Individuum gleichermaßen respektiert und niemanden diskriminiert. Lebendige Menschen mit einem freien Geist und einer gesunden Souveränität tun genau das. Doch die Anderen – ja, wie sollen wir sie nennen? Die Nicht-Lebendigen? Zombies? KI-ler? Jedenfalls, sie verbiegen sich bis zur Unkenntlichkeit, um der KI respektive irgendwelchen Ideologiekonzepten dienlich sein zu können und in ein maschinengerastertes System zu passen. Sie verstümmeln sich selbst, ihre Gedanken, ihre Individualität und ihre Sprache, um von der Maschine verstanden, angenommen und »versorgt« zu werden. Sie kastrieren und zensieren ihre ureigenen menschlichen Werte, bis sie maschinenkompatibel sind. Genau wie die Wokismus-Jünger ihre Sprache, ihre Gedanken, ihren Alltag und ihr Menschsein so weit eindampfen, bis alles verkümmert genug ist, um in grotesk lebensfeindliche fiktive ideologische Systeme zu passen. KI und Wokismus bekämpfen denselben Gegner: das schöpferische menschliche freie lebendige Bewusstsein. Das Wertvollste, was es im Universum überhaupt gibt. (Na, fällt der Groschen?) Die zahlreichen medial hochgejubelten Chatbots, Text-, Bild- und Musik-Generatoren und ihr seelenloser Auswurf dienen nur dazu, die Hemmschwelle gegenüber KI zu senken, den Menschen abzustumpfen und dahingehend zu konditionieren, dass er nicht mehr weiß, was echt ist und was maschinengeneriert. Bis er sich so weit vom eigenen Menschsein entfernt hat, dass er sich in den Matrix-Glibberkokon der Maschinenstadt zurücksinken lässt. Mit Gewalt einsperren und verkabeln muss man ihn nicht. Man muss auch keine Bücher mehr verbrennen, wenn Menschen geistig so degeneriert sind, dass sie freiwillig aufs Lesen verzichten. Kürzlich wurde von der frisch ernannten US-Regierung das Projekt Stargate wieder reaktiviert. Nein, nicht die Parapsychologie-Unit, auch nicht der Scifi-Film aus den 90er Jahren. Stargate ist ein KI-Projekt, mit dem die Menschheit als Ganzes verwaltet, gesteuert und nach Belieben editiert werden soll. Logistisch, kulturell und biologisch. Vollautomatisch, selbsttätig, ohne dass ein menschlicher Geist oder ein befehlsgebendes Bewusstsein dabei noch in Erscheinung tritt. Du denkst, selbstfahrende Autos sind bedenklich? Hier kommt die selbstfahrende Menschenverwaltung! Ein wahrhaft SELBSTmörderisches Ansinnen. Allerdings nur, wenn der Mensch mitmacht und sein Selbst der Maschine zum Fraß vorwirft. Die Frage kann und muss sich jeder für sich stellen: Was bedeutet mir mein lebendiger freier schöpferischer Geist? Mache ich mit? Lebe ich, oder lasse ich mich von einem omnipräsenten KI-Moloch leben? Von mir gab und gibt es dazu ein nicht verhandelbares NEIN. Ich allein habe die Lufthoheit über meine Wahrnehmung, meine Gedanken, meine Empfindungen und meine Artikulation per Sprache, Schrift und Musik. Keine Maschine, kein Algorithmus, keine Zensurbots, keine »KI-Agenten« haben hier Mitspracherecht. Kein Element meines lebendigen Seins und meiner Seele wird von mir so verstümmelt, dass es in KI-Systeme passt. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Sobald eine KI-gestützte Funktion mir nicht barrierefrei zu Diensten sein kann, sondern von mir verlangt, dass ich mich ihr anpasse, begrabe ich sie unter der Löschtaste. Ich will auch nicht mit Menschen kommunizieren, die ihr menschliches Sein so sehr hassen, dass sie ihren lebendigen Geist freiwillig auf Maschinen-Kompatibilität zurechtschnitzen. Da kann ich gleich mit einem Tamagotchi reden, das hat mehr Persönlichkeit und braucht weniger Platz. »Benutzt du denn gar keine KI?«Doch, natürlich! Ich benutze KI so, wie ich einen Besen oder einen Wagenheber benutze: als Werkzeug. Zum Beispiel einen Taschenrechner. Oder das Navi im Auto, damit ich beim Fahren nicht ständig auf die Landkarte schauen muss (die ich aber dennoch aufgeklappt dabei habe, denn das Navi macht Fehler. Wenn du schon mal nach einer 14stündigen Autobahnfahrt nachts in einem spanischen Gewerbegebiet gelandet bist, weil sich laut Navi dort das gebuchte Hotel befinden soll, die Adresse aber in Wahrheit etliche Kilometer entfernt ist, dann weißt du, wovon ich rede.) Ich konsultiere Logistik- und Wetter-Apps, um zu sehen, ob ich im Stau stehen werde, mit Schneematsch rechnen muss oder am Strand Wellen bestaunen kann. Ich bin froh, wenn mir der Reifendruckwarner mitteilt, dass links vorne zu wenig Luft drin ist, oder mich meine Booking-App über einen Gate-Wechsel beim Umsteigeflug informiert. Wenn ich einen Text auf Portugiesisch oder Holländisch bekomme, dann schicke ich ihn durch eine Übersetzungs-App ins Englische (nicht ins Deutsche), um den Inhalt erfassen zu können. Und weil auch mein Französisch ziemlich lückenhaft ist, schlage ich bei französischer Korrespondenz das eine oder andere Wort bei einem Ü-Bot nach. Überhaupt, virtuelle Sprachkurse! Tolle Sache, mache ich ständig. Damit ich irgendwann nicht mehr nur Deutsch, Englisch und Französisch spreche, sondern mich auch auf Holländisch und Portugiesisch ausdrücken kann. Aber damit hat es sich. Für meine Arbeit als Texter verwende ich niemals Chatbots oder sonstige Textgeneratoren. Nein, auch nicht als »Inspiration.« Meine Inspiration kommt nicht aus einer Maschine, sondern aus dem echten Leben. Bei mir ist jeder Gedanke, jeder Satz, jede Betreffzeile und jedes PS originär für den lebendigen Empfänger erdacht und exklusiv für den jeweiligen Anlass und Auftraggeber formuliert. Da kommt nichts aus der Maschine, und es wird auch nichts recycelt. Neue Gedanken = Endgegner von KI & WokismusNeue Gedanken entstehen dadurch, dass Erlebtes und Gefühltes, aber auch Gelesenes, Gehörtes und Beobachtetes durch den lebendigen Geist und eigenen Erfahrungsschatz so lange reflektiert wird, bis es sich schließlich in das einpuzzelt, was wir »Ich bin« nennen. Also genau das, was eine Maschine nicht hat. Nur das lebendige, bewusste ICH BIN ist der Ort, an dem eigene Gedanken, individuelle Ideen und authentische Kunst, Literatur und Musik geboren werden. Bleiben wir bei Büchern. Ich habe bis jetzt ungefähr 7.000 gelesen, vielleicht auch mehr. Eine Maschine kann Millionen Werke scannen und speichern. Doch während sie diesen Input-Berg ausschließlich verwaltet, zerlegt und neu zusammensetzt, ist der menschliche Geist imstande, das Gelesene zu begreifen, zu verinnerlichen, weiterzuentwickeln, sich davon inspirieren zu lassen und etwas vollkommen Neues zu erdenken und zu erschaffen, ohne auch nur einen einzigen Satz aus dem Input klauen zu müssen. Der menschliche Geist lechzt sogar danach, sich originär artikulieren zu dürfen. Dazu wurde er schließlich geschaffen. Maschinenhaftes Input-Recycling zerstört ihn, lässt ihn stumpf und hässlich werden. Apropos hässlich. Was fällt beim Gendersprech der Wokies auf? Richtig: der Stotter-Effekt, mit dem das generische deutsche Maskulinum durch ein zwanghaftes *innen zerstört wird. Kein kognitiv gesunder Mensch spricht so. Gendersprech klingt wie ein Roboter mit Schluckauf. Oder schlimmer – als würde man Menschen nachäffen, die tatsächlich stottern, und sich über sie lustig machen. Fiese Sache das. Und doch verstümmeln Menschen ihre Artikulation freiwillig auf diese Weise, indem sie ihre natürliche Sprache einem maschinenhaften System unterordnen und in eine künstliche, codierte unnatürliche Ausdrucksweise umwandeln. Warum machen die das? Ein ideologisch geladenes System, das auf Ent-Individualisierung, Gleichmacherei und unnatürlichen Pseudo-Werten basiert, funktioniert nur mit primitiven standardisierten Reaktionsmustern; mit Codes. Individuelle Artikulation, originäre schöpferische Werke können weder von einer KI noch in »woken« Strukturen verstanden, geschweige denn kreiert werden. Aber genau ebenjene Kreationsfähigkeit macht jedes Individuum einzigartig, unterscheidet uns voneinander. Und hier kriegen die Wokies Panik. Aaaaaargh, Individualität! Geht gar nicht. Sofort aufhören, wir sind doch alle gleich, heul. Darum machen sie es. Es ist dieses verzweifelte, kindlich-fordernde Habmichlieb, das die Wokies so ziemlich jedem System entgegenkreischen, das ihnen als Autorität erscheint. Und wenn’s ein Algorithmus ist. Mit dem Feigenblatt der angeblichen »Inklusion« oder einem respektvollen sozialen Miteinander hat das nichts zu tun. Menschen schreiben für Menschen. Maschinen schreiben für Maschinen. So einfach ist das.»Ich hätte gern das Pfeffersteak mit Pfifferlingen, danke.« »Bitteschön.« »Mmmmh, danke, sieht lecker aus!« »Guten Appetit.« »Moment mal, das ist kein Steak, das schmeckt ja schauderhaft. Was ist das?« »Das ist unser Kuhfladen mit Pfeffersauce à la Chef, belegt mit Pfifferlingen!« »Äh, wie bitte?« »Was stört Sie denn daran? Kommt auch vom Rind, kostet aber viel weniger. Was für ein intoleranter Rassist sind Sie denn? Der Kuhfladen hat dasselbe Recht wie das Filetsteak, auf Ihrem Teller zu liegen! Oder sind Sie etwa Fladophob?« Fladophob, mrrrchihi. Aber Wokies reden tatsächlich so bescheuert. Wie reagiert wohl jemand mit intakten Geschmacksnerven und einem wachen Geist, der in dieser Form angesprochen wird? Setzt er sich brav wieder hin und schiebt sich den Kuhfladen rein? Der menschliche Geist ist dem Leben verpflichtet. (Und nur dem Leben.)Dieses Gefühl, eine Sinfonie zu hören, und deine Seele antwortet; jedes Härchen auf den Unterarmen stellt sich auf, du kannst die Tränen nicht zurückhalten – Der Moment, in dem sich das männliche und das weibliche Prinzip begegnen und neues Leben entsteht – Eine Reise mit LSD, Psilocybin, Ayahuasca oder einer anderen Vorhang-zerfetzenden Substanz, und du siehst die Realität ohne Filter – Die olfaktorische Opulenz des Waldes nach einem warmen Sommerregen – Der Moment, wenn ein Seelenverwandter in deinen Armen stirbt, und du das Privileg hast, ihn ein Stück beim Übergang in das zu begleiten, was danach kommt – Zwanzigmeterwellen, die über den Atlantik rasen, sich an den Felsen des europäischen Kontinents entladen, sich in poetischer Wucht vollständig an den Moment verschenken und erlöst, sanft in die Ewigkeit zurückfallen – Der Augenblick, in dem deine TV-vermüllte, vergiftete, verkalkte Zirbeldrüse wieder frei wird, und du anfängst, dein »ich bin« zu begreifen – Amselgesang kurz vor Sonnenaufgang – Die Liste lässt sich ins Unendliche fortsetzen. Die unmittelbare Präsenz, mit der echte Kreation die menschliche Seele erreicht und Resonanz erzeugt, lässt sich nicht durch Maschinenprodukte simulieren. Dort, wo die Algorithmen an ihre Grenzen stoßen, fängt der menschliche Geist erst mit dem an, was man als Wahrnehmung bezeichnet. Und nur wer wahrnehmen kann, ist imstande, etwas zu kreieren. Echt jetzt!Der menschliche lebendige Geist bewegt benutzt gerne mal binäre hartverdrahtete Leiterbahnen als Gedankengeländer, braucht sie aber nicht. Er rezipiert und artikuliert sich immer genau so strukturiert oder so chaotisch, wie es die Situation erfordert. In mathematischer Präzision und Logik oder in irrationalen Zwischentönen, Graustufen, Nuancen, intuitiven Facetten, individuellen Gedankengängen, inspirierenden Paradoxien und scheinbaren Widersprüchen, die einzigartige Schlussfolgerungen, Ideen hervorbringen, schöpferisches Denken und Handeln ermöglichen. Maschinen sind dazu nicht fähig. Etwas Totes kann nichts Lebendiges erzeugen. Maschinen leben nicht. Eine Maschine dazu benutzen zu wollen, kreative Schöpfungen des menschlichen Geistes wie Texte, Musik oder Bilder nachzuäffen, ist daher vollkommen absurd. Und überhaupt, wozu? KI als dienstbarer Sklave des menschlichen Geistes – prima. Biodigitale Konvergenz? Kommt auf das formgebende Bewusstsein an. Diese Verschmelzung kann ein faustischer Pakt mit tödlichem Ausgang werden oder eine lebensfördernde Koexistenz, wie im vierten Teil von Matrix mit den coolen Synthiens; Maschinenwesen, die das menschliche Leben nach Kräften unterstützen, statt es ersetzen zu wollen, und nebenbei so schöne Dinge tun wie wohlschmeckende Erdbeeren nachzubauen. Aber umgekehrt? Der Mensch überträgt aus Faulheit, Dummheit, Niedertracht und/oder Suizidalität seine geistigen und schöpferischen Tätigkeiten an eine KI, damit er in Ruhe als geist- und hirnlose passive Biomasse seiner Verwesung entgegen oxidieren kann?! Man muss nicht alles von Gurdjieff gelesen haben, um dem allumfassenden »Ich bin« auf die Spur zu kommen. Aber Menschen, die Texte, Bilder, Musik und sogar ganze Bücher von KI-Modulen »erstellen« lassen, statt selbst schöpferisch tätig zu sein oder anderen Schöpfern ihre Werke abzukaufen, haben aufgehört, Menschen zu sein. Das Gleiche gilt für diejenigen, die KI-generierten Müll konsumieren und nicht mal mehr spüren, dass es sich um KI-Müll handelt. »Ich bin« ist ein vollständiger Erkenntnis-Satz, den keine KI dieser Welt je wahrheitsgemäß äußern kann. In diesem Sinne, auf das Leben! PS: Nein, ich verwende in meiner Arbeit keine Textbots oder sonstige »Assistenten.« Wer mich engagiert, bekommt 100% KI-freie, menschengemachte exklusive Werke, ob Bannerwerbung, Newsletter oder 300-Seiten-Manuskript. PPS: Das dem Leben innewohnende Recht auf Selbstbestimmung erlaubt es jedem selbstverständlich, den KI-Mindfuck auszuagieren, KI-Müll zu konsumieren oder auch zu produzieren. Aber einen Anspruch darauf, dafür respektiert oder gar bezahlt zu werden, gibt es nicht. PPPS: Es gibt auch keinen Anspruch darauf, die Lust am würdelosen entmenschlichten Kriechen vor digitalen oder ideologischen Pseudo-Autoritäten zum kollektiven Standard zu erklären oder gar von anderen einfordern zu wollen. Text: Kathrin Elfman © 2025 Foto: Pixabay
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/woke-ki Teilen/Rebloggen ist ausdrücklich erwünscht. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und kommerzielle Weiterverwendung sind nicht erlaubt bzw. benötigen die schriftliche Genehmigung von mir. Saiten sind entscheidend für Spielgefühl und Klang eines Instruments. Aber welche soll ich nehmen? Und warum? Woher weiß ich, ob ich frische brauche? Damit sich Musiker im riesigen Angebot mit unterschiedlichen Materialien, Stärken, Bauarten und Spannungen besser zurechtfinden, hat Fender einen ausführlichen String Guide auf der Website. Ich hatte das Vergnügen, ihn für den deutschen Markt betexten zu dürfen. Inklusive FAQ, Pflegetipps, Produktbeschreibungen und Glossar. Hier: https://www.fender.com/de-DE/string-guide.html
Aktuell ist ja mal wieder multimediales Onlineshopping-Bashing angesagt. Roter Faden in den Artikeln zum Thema: Der lokale Einzelhandel stirbt, und schuld sind die Onlinekunden. Die sind nämlich geizig, amoralisch, kulturlos und treiben die traditionellen Fachgeschäfte in den Ruin. Ein Satz, 23 Fehler. Aber der Reihe nach. Zum Thema einkaufen im deutschen Traditions-Fachgeschäft hätte ich zuerst einen kleinen Realitäts-Einlauf anzubieten. Vor einer Weile quittierten bei uns E-Herd, Kühlschrank und Kaffeemaschine relativ zeitgleich den Dienst. Nicht schlimm, schließlich hatten die Geräte bis zu 15 Jahre auf dem Buckel und waren ohnehin Stromfresser. Also furchtlos den Neukauf beschlossen. Und weil wir zwar Quantenphysik, Samplingraten, Weltliteratur und Glimmerkondensatoren kennen, aber von Küchengeräten keine Ahnung haben, wollten wir die neuen ganz klassisch im örtlichen Handel einkaufen. Weil man dort ja *kicher* kompetente, fundierte Beratung bekommt. Der Preis war uns relativ latte, es ging um gute Qualität. Und so stürzten wir uns optimistisch und kaufwillig in den Fachhandel. Ach, was waren wir naiv... Der kleine HorrorladenIm traditionellen Küchen-Fachgeschäft begrüßt uns folgendes Szenario: dunkler menschenleerer Laden mit chaotisch zusammengestellten Geräten, dazwischen Verpackungsmüll auf dem Boden. Keine Preise, keine technischen Beschreibungen an den Geräten, es sieht aus wie im Lager. Kuckuck, ist hier jemand? Ganz am Ende des Ladens erkennen wir ein Menschengrüppchen. Juhu, das muss das vielgepriesene hochqualifizierte Fachpersonal sein, freu. Entweder sind wir an diesem Tag unsichtbar, oder das Fachpersonal leidet an einer rätselhaften kollektiven Blind- und Taubheit. Also gehe ich hin und frage, ob uns denn bitte jemand behilflich sein könnte, wir bräuchten Herd und Kühlschrank. Einer der Mitarbeiter schaut unwillig über die Schulter, macht eine Handbewegung ins Weltall, murmelte etwas, das wie »dohinne « klingt und widmet sich wieder seinem Kollegentratsch. Nun denn. Statt dohinne (für Nicht-Hessen: Das heißt »da hinten«) gingen wir doraus und niggswieweg. Der etwas größere HorrorladenEin Besuch im Geiz-ist-geil-Markt. Ich spreche zwei Verkäufer an, ob sie uns bei der Suche nach Herd und Kühlschrank behilflich sein könnten. Fehlanzeige. Der eine ignoriert uns komplett und latscht an uns vorbei. Ich muss unbedingt rausfinden, ob das Unsichtbarsein in einem Kausalzusammenhang mit meinem Pulli steht, das könnte ein Bestseller werden. Der andere Verkäufer lehnt an einem Regal, schaut uns mit glasigen Augen an, schüttelt den Kopf und vertieft sich wieder in sein Handy. Also inspizieren wir das Sortiment auf eigene Faust und finden tatsächlich einen Herd, juhu! Da man den aber nicht mal eben so nehmen und an die Kasse tragen kann, spreche ich todesmutig ein drittes Mal einen Verkäufer an. »Nee, kaufen können Sie den nicht, der muss bestellt werden, kommt in sechs Wochen.« Sprach’s und lässt uns stehen. Ich schaffe es, das Geschäft zu verlassen, ohne versehentlich jemanden zu töten oder die Auslegeware anzuzünden, und setze den Laden auf meine Never-again-Liste. Zwischenbilanz des Tages: viel Zeit im Einzelhandel für nix verplempert, sinnlos Sprit verfahren, weder Beratung noch Küchengeräte erhalten. Wohlgemerkt: Wir reden hier nicht von einem Entwicklungsland, sondern von der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden! 1:0 fürs Onlineshopping. Geh nach Hause, Einzelhandel!Wieder zuhause schaue ich mal spaßeshalber im Shop des traditionellen Hamburger Katalogriesen mit vier Buchstaben nach. Der kann inzwischen auch digital, und wie. Die userfreundliche Seite lädt schnell und läuft flüssig auf allen Endgeräten, es gibt eine riesige Auswahl, vorbildliche Filterkriterien mit ergonomischer Suchmaske, vollständige technische Infos, herrlich. Gestöbert, einige Geräte rausgesucht, im Chat sowie per E-Mail kompetente und freundliche Beratung (!) dazu erhalten, Kaufentscheidung getroffen. Bei der Gelegenheit gleich noch zwei neue Lampen fürs Büro entdeckt und mitbestellt. Alles in weniger als einer Viertelstunde. Vom Sofa aus. Die Geräte werden pfeilschnell geliefert, zu uns in die Wohnung (4. Stock Altbau ohne Aufzug!) gebracht, dort vom mitgelieferten Elektriker fachgerecht angeschlossen, nachdem die Spedition netterweise auch gleich die alten Geräte ausbaut und samt Verpackungsmaterial der neuen abtransportiert. Nach einer halben Stunde sieht unsere Küche aus wie neu. Na bitte, geht doch. Und weil ja Probleme in Deutschland derzeit gerne als Einzelfälle weggelogen werden, statt sie ursächlich zu lösen: Nein, die beiden Grusel-Fachgeschäfte waren keine Einzelfälle. Exakt das Gleiche habe ich schon im Fachbereich Musikelektronik, Kosmetik, Textil, Lederwaren und Schreibwaren erlebt. Weshalb ich auch Anlage nebst Boxen, Pflegeprodukte, Mode, Taschen und Bürozubehör online kaufe. Denn im Handel auch hier: unqualifiziertes, schlecht gelauntes Personal, schmales Sortiment, null Beratung, wahlweise auch hochnäsige Verkäuferinnen, die aufgetakelten Kundinnen in den vermeintlich gut betuchten Hintern kriechen und andere Kundinnen stumpf ignorieren. Und dann halt den Deal mit meiner neuen Jacke nicht machen, die ich nach dem Anprobieren eigentlich direkt mitnehmen und bezahlen wollte. Aber nachdem Madame mich minutenlang stehen ließ und auf meine Anfrage, ob ich doch bitte mal eben schnell bezahlen dürfe, sogar noch pampig reagierte, bin ich gegangen und hab das schöne Teil online bestellt. Gleiches bei Parfums. Ich liebe die edlen, gut ausbalancierten seltenen Naturdüfte. Einen dieser Düfte gibt es bei einer bekannten großen Fußgängerzonen-Parfümeriekette jedes Jahr für wenige Wochen, ansonsten nur direkt beim Hersteller in Frankreich. Ich also hin und eingekauft – denkste. Im Regal steht nur ein alter schmutziger Tester. Aus dem stinkt’s brechreizerregend. Offenbar ist der Duft gekippt. Passiert leider bei Naturdüften, wenn man sie zu lange offen lässt oder zu warm lagert. In einer Parfümerie ist das allerdings ein No-Go, das Rückschlüsse auf die Kompetenz des Personals zulässt. Eine penetrant riechende Verkäuferin stöckelt mit Klacklackklack zu mir und schaut mich an, als habe ich von ihr verlangt, den Heizkörper abzulecken. Der Gestank aus dem Tester scheint sie hingegen nicht zu stören, vielleicht ist aber auch ihr Geruchssinn abgestorben? Ich frage sie, ob man den Duft denn in neu und frisch auf Lager habe, denn ich würde ihn gerne kaufen (wir sprechen von >160 Euro UVP pro Flacon!) Das wisse sie nicht, aber ob ich denn dieses und jenes kennen würde, das sei grade total angesagt. Bevor ich „nein danke” sagen kann, sprüht sie schon drauflos, und ich rieche nach einer Mischung aus Wunderbaum, Mottenkugeln und verwelkten Rosen. Auf dem Heimweg durch die Stadt ziehe ich eine Duftschleppe hinter mir her, die man vermutlich sehen kann. (Ich bitte an dieser Stelle die irritierte Hunde, verwirrten Bienen und den netten schwulen Eisverkäufer um Entschuldigung für diesen olfaktorischen Anschlag.) Nach der erlösenden Dusche schaue ich bei »Aus Liebe zum Duft« nach, einem gut gemachten Shop mit großer Auswahl an besonderen Düften und megafreundlichem Service. Fündig geworden, bestellt, happy. (Hier hat übrigens ein klassischer Einzelhändler das beinahe Unmögliche geschafft und sein Ladengeschäft um einen Online-Shop samt Blog ergänzt. Kreativ statt Konkurrenz, so gefällt mir das.) Ich bin früher sehr gerne einkaufen gegangen, konnte Ewigkeiten in schnuckligen inhabergeführten Boutiquen zubringen oder mir in der Edelpapeterie neues Schreibgerät und Kladden kaufen. Oh ja, ich hab viel Geld dort gelassen. Heute bekomme ich Beklemmungen beim Gedanken, die Fußgängerzone auch nur betreten zu müssen. Mal abgesehen vom deprimierenden Einheitsbrei aus Billigklamotten-Filialisten, Fast Food Ketten, Barbershops, Sportwetten- und Handyläden nervt auch das Publikum. Wer es ohne von multinationalen Diebesbanden oder aggressiven Kaufstuguddmatriahl-Dealern bedrängt zu werden von einem bis ans andere Ende schaffen will, muss im Stechschritt gradeaus laufen, den Blick stur in die Ferne gerichtet, seine Wertsachen diebstahlsicher am Mann. Statt gechillter Straßenmusik gibt’s Straßenkampf. Und da soll man »gemütlich shoppen«, damit der örtliche Handel nicht abkratzt? Nein, danke. Weißt du denn überhaupt, wie hart der Job im Einzelhandel ist?Ja, weiß ich. Nach dem Abitur habe ich in den 80ern eine Ausbildung zur Musikalienhändlerin im Einzelhandel für Professional Musical Equipment absolviert und mit IHK-Prüfung abgeschlossen. Dann gab’s ein berufsbegleitendes BWL-Fernstudium und einige andere Jobs, unter anderem als Filialleiterin und Substitutin in Geschäften verschiedenster Branchen. Hat Spaß gemacht, und ich hab viel gelernt. Auch, dass den Läden aus den 80ern und 90ern mitnichten der Onlinehandel den Garaus gemacht hat, sondern vor allem eine skrupellose Immobilienmafia, die im Windschatten korrupter Politiker im Laufe der Jahre obszön hohe Quadratmeterpreise durchsetzt, Fußgängerzonen gezielt verwahrlosen lässt (siehe oben) und alteingesessene Händler und Gastronomie mit Entmietungsaktionen zwecks Gentrifizierung vertreibt. DAS hat so manchen die Existenz gekostet. Der Online-Handel hat lediglich die immer breiter werdenden Lücken im Handel geschlossen. So wird ein Schuh draus. An die Schreihälse mit ihrem Gehetze gegen die großen Online-Shops: Bitte schaut in einer stillen Stunde mal nach, wie viele Anteile der Giganten in eurer Altersvorsorge, eurem Riesterprodukt, Fonds-Sparplan oder sonstigen Portfolios stecken. Denkanstoß zum Thema Doppelmoral. Oder dachtet ihr, die Rendite kommt von artgerecht gezupften Jutetaschen?! Und an die Massenmedien: Hört auf, Online-Kunden als Wurzel allen Übels zu verleumden und recherchiert anständig. Dann klappt’s vielleicht auch wieder mit höheren Auflagen und Abonnenten. Oder ist am Schmierblatt-Sterben etwa auch der pöhse Onlinehandel schuld? Nein, ist er nicht. Sondern eure in schlechtem Deutsch abgefasste, tendenziöse, verlogene Propaganda, für die kein denkender Leser auch nur einen Cent bezahlen will. Merkste selber, ne? © 2018 & 2025 Kathrin Elfman Bild: pixabay
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/onlineshopping Teilen/Rebloggen ist ausdrücklich erwünscht. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und kommerzielle Weiterverwendung sind nicht erlaubt bzw. benötigen die schriftliche Genehmigung von mir. Plato ging davon aus, dass 95 Prozent des Universums von einer klaren Ordnung und Vernunft beherrscht werden, die restlichen fünf Prozent aber auf Krawall gebürstet sind. In der Praxis stelle ich mir das so vor: Diese fünf Prozent kommen nachts um halb vier aus der Kneipe, besuchen die Villa eines Frankfurter Waffenhersteller-Mehrheitsaktionärs, schmusen die vier Wachhunde durch, die sich tierisch über die Streicheleinheiten freuen, essen alles auf, was das Personal fürs Wochenende in den Kühlschrank gepackt hat, rauchen Selbstgedrehte, tanzen auf dem gewienerten Parkett. Einer spielt »Great Balls of Fire«, »Piano Man« und »Bohemian Rhapsody« auf dem unfassbar teuren Konzertflügel, der hinter einer roten Kordel mit »Spielen streng verboten!« Schild auf dem Podest steht, wo einmal im Jahr ein chinesischer Starpianist eine Vorstandsparty musikalisch untermalen darf. (Mehr Klischees passen nicht in den Satz. Metapher ist klar, oder?) Diese fünf Prozent sind schwere Jungs.Deshalb haben sie fast überall Hausverbot. Sie repräsentieren das, was kultivierte moderne Menschen gerne verdrängen: eine derbe, rohe Seite des Lebens. Plump, albern, aggressiv, egoistisch, ungezügelt, viel Leidenschaft und Triebhaftigkeit. Da stehen wir nun mit unseren geputzten Zähnen und Ordnungsansprüchen und wissen nicht, wie wir diese fünf Prozent loswerden sollen. Kaum sind sie zur Tür raus, klettern sie zum Küchenfenster wieder rein. Schon den Versuch fassen sie als sportliche Motivation auf, es noch mehr krachen zu lassen! Wäre es nicht gesünder, wenn wir uns mit ihnen anfreunden würden, statt ständig den Flügel neu stimmen lassen zu müssen?Diese fünf Prozent sind nicht nur lästig, sie besitzen auch nützliche und wertvolle Eigenschaften. Zähigkeit, Willenskraft, Durchsetzungsstärke zum Beispiel. Undiplomatische Lebensfreude. Hemmungslosigkeit. Spontane Genussfähigkeit. Und viel, viel Liebe. Deshalb kann man ihnen auch nicht böse sein. Sie haben diese unbändige kindlich-bedingungslose Lebensliebe, Liebe zu schönen Dingen, Ideen und allem, was Spaß macht. Sie machen, dass wir uns lebendig fühlen, unvernünftige Dinge tun, Risiken eingehen, Neues ausprobieren und Spaß haben. Oder unplugged: Diese fünf Prozent sind ein Derfschein für alles mit scharf. Der ultimative Backstagepass. Warum neutral, wenn's auch persönlich geht?Das Wilde, Unkalkulierbare der fünf Prozent jagt Menschen nur dann Angst ein, wenn die Dinge maximal konstruiert, berechenbar und geordnet sein sollen. In meinem Textalltag begegnen wir regelmäßig drei typische Situationen, in denen Kunden versuchen, die fünf Prozent auszusperren: 1. »Das hier ist die Website unseres größten Mitbewerbers, können Sie das so ähnlich für uns formulieren?«Klar kann ich. Macht aber keinen Spaß. Warum wollen Sie unbedingt so klingen, dass man Sie mit Ihrem Konkurrenten (nicht Mitbewerber!) verwechselt? Weil die Produkte vergleichbar sind? Umso wichtiger ist es, die eigene Identität als spürbares Alleinstellungsmerkmal auszuformulieren. 2. »Laut MaFo sind das unsere Kaufanreize und Kunden-Typologien.«Da haben sich Produktmanager und Berater eine 200 Seiten dicke Marktforschung durchgelesen, analog dazu eine Strategie überlegt, die alle Markttreiber und Marker berücksichtigt – und dann zündet die nicht. Menno. Was fällt den Usern ein, sich anders zu verhalten, als die Mafo es vorhergesagt hat? Mafos sind gut, um eine Witterung für den Zielmarkt zu bekommen und seine Parameter kennenzulernen. Wer sich aber seine eigene Identität wegschrubbt, um ins Schema zu passen, segelt haarscharf am Rezipientenbewusstsein vorbei. 3. »Das dürfen wir so nicht sagen!«Manchmal hat dieser Satz seine Berechtigung, zum Beispiel, wenn es um Juristisches geht. UWG, irreführende Werbung, Produktdaten etc. Weitaus häufiger handelt es sich bei dem Einwand aber um vorauseilende Selbstzensur aufgrund Political Correctness und selbstkasteiender Denk- und Sprechpolizei. Aus Angst davor, menschlich zu wirken, Profil zu zeigen, authentisch und fassbar zu sein und dem User dort zu begegnen, wo er ist. Nämlich nicht in einer Tortengrafik, sondern im echten Leben. Zu clean, um wahr zu seinIch wurde vor einer Weile mit so einem Werk konfrontiert, es ging um einen Anbieter von Klimatechnik für Privathäuser und Gewerbe. Sensibles Thema mit viel Fachchinesisch, aber auch hochemotional. Letzteres wurde leider erfolgreich eliminiert. Es entstand eine aufgeräumte, sachliche Rüberkomme, die politisch korrekt, juristisch sauber, jugendfrei und voller Google-relevanter Keywords ist. Und so unpersönlich, dass man auf der Startseite direkt vergisst, worum es eigentlich geht. Frage: Wie kann ein Text unterhalten, informieren oder verkaufen, der durch die Rechtsabteilung zigmal umoperiert wurde, von Produktmanagern zerpflückt und neu zusammengelötet, juristisch desinfiziert, auf Political Correctness zensiert, von Layoutern hin- und wieder zurückgeschoben und in letzter Minute vom Content Manager editiert? Am Ende sind Juristen und SEM-Manager glücklich – aber auf den User (aus dem im Idealfall ein Kunde werden soll) wirkt das Ganze so sexy wie weiße Fliesen, die nach Putzmittel duften. Was nur dann cool ist, wenn man zufällig Putzmittel verkauft. Oder Fliesen. Das, was ursprünglich an Message, Saft und Kraft drinsteckte, die fünf Prozent, die dem Auftritt Leben einhauchen, sich nach echten Menschen anfühlen, nach Liebe, Dreck und Rock’n’Roll – sie sind weg. Wenn auch nicht dauerhaft. Denn dieser ängstliche Desinfektionswahn, egal wie gut er in den Workflow integriert wird, erzeugt auf Dauer nur eins: resistente, äußerst hartnäckige fünf Prozent. In your face! Bei manchen Websites wirkt sich das unfreiwillig komisch aus. Plötzlich wimmelt es in dem hochseriösen Text über Klimatechnik von Tipp- und Semantikfehlern, die der Texter so nie abgeliefert hat. Die Seite ist voller Logikbrüche, es fehlen Kohärenz und Führung. Aufeinanderfolgende Sätze ergeben keinen Sinn mehr. Komische digitale Flöhe wimmeln rum, beißen und stänkern, es scheint wie verhext. Ist aber keine schwarze Magie, sondern liegt daran, dass ein durchdesinfizierter Organismus nicht lebensfähig ist. Auch kein digitaler. Natur halt. (Mir fällt da der Spruch aus den 70ern ein: »Täglich ein bisschen Dreck hält Kinder gesund.« Wenn ich mir die aseptischen Millennials anschaue, die nie im Leben ungewaschenes Obst vom Baum gegessen, in trüben Gewässern gebadet, im Freien übernachtet oder aus einem Bach getrunken haben, aber unter tausend Wehwehchen leiden, bin ich geneigt, dem zuzustimmen.) »Mooohoment. Dreck, Party, Rock'n'Roll? Unmöglich, wir verkaufen Gesundheitsschuhe mit orthopädischen Fußbetteinlagen!«Ein Anbieter von hochwertigen Wanderstiefeln möchte qualitätsbewusste Kunden Ü30 erreichen, die laut Mafo auf Outdoor-Aktivitäten stehen. Also wirbt er damit, dass ein Paar seiner Stiefel vier Jahre am Stück getragen wurde und immer noch ganz sei. Illustriert wird diese Behauptung mit einem Vorher-Nachher-Bild sowie einer Grafik, die den schichtweisen Aufbau des Schuhwerks zeigt, das Material beschreibt, die speziell gearbeiteten Nähte, Lederstücke und Sohlen. Hightech mit lateinischen Namen, Zahlen und Fachbegriffen. (Hören Sie das? Die Fünfprozent-Gang versucht schon, die Tür einzutreten.) WER hat diese Stiefel so lange getragen? Und WARUM? Hat er eine Wette verloren? Konnte er sich kein zweites Paar leisten? Ist es überhaupt ein Mann? Oder eine Frau? Ach, es geht um einen ehemaligen Fondsmanager, der aus dem Business ausgestiegen ist, um seinen Burnout samt Kokainsucht zu kurieren und als Rucksacktourist zu Fuß die Welt zu erkunden? Klasse Geschichte! Wenn wir jetzt noch Bilder sehen und Details erfahren, wird’s rund. Was brachte ihn dazu? Ist er Single? Verheiratet? Kinder? Wenn ja, wie ließ sich das vereinbaren? Wie hat er seine Tour geplant? Lange vorbereitet oder spontan losmarschiert? Wo hat er übernachtet? Wen hat er unterwegs kennengelernt? Wie kam er mit dem Wetter zurecht? Wurde er mal krank? Welche Orte haben ihm besonders gut gefallen? Welche nicht? Hat ihn diese Wanderung verändert? Was hat er jetzt vor? Ja, so fühlen sie sich an, die fünf Prozent. Abenteuer, Neugier, Schweiß, Blut, Ungewissheit, Aufbruchsstimmung, überraschende Eindrücke, eine Portion »ich mach das jetzt einfach.« Natürlich hat das offiziell nichts mit den Stiefeln zu tun. Oder der patentierten Hightech-Einlegesohle. Aber es macht sie unheimlich sympathisch, erlebbar, persönlich. Immerhin waren sie die einzige Konstante bei der Tour. Treue Begleiter, die alles miterlebt haben, total abgerockt sind und bestimmt kräftig müffeln. Da kann man was draus machen! »Ach, das meinen Sie mit fünf Prozent? Wir machen einen auf rotzig?«Nein. Angstgesteuerter Denkfehler. Die fünf Prozent sind kein Faschingskostüm! Wer versucht, sie zu faken, indem er sich verkleidet und extraflapsig oder berufsjugendlich präsentiert, geht baden. Leider ist dieses »auf rotzig machen« ein unschöner Trend im digitalen Sprachraum. Besonders wenn hochkonservative Unternehmen wie Banken oder Versicherungen sich plötzlich jo, ey! hemdsärmelig geben, ohne es zu sein. (Falls auch Sie beim Begriff »authentisch« ebenfalls reflexartig an rotziges Benehmen und schlechtes Deutsch denken, bitte entkoppeln und neu überlegen! Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.) Die fünf Prozent lassen sich nicht durch Flapsigkeit simulieren, es gibt sie nur echt. Oder gar nicht, und dafür irgendwann als Überfallkommando, wenn man sie lange genug weggesperrt hat. Das macht sie ja so wertvoll – und so explosiv: Sie sind absolut ehrlich, mit null schauspielerischem Talent. Authentisch, wahrhaftig in ihrer Impulsivität. Also bitte nicht dem amerikanischen Credo »Fake it, don’t have it!« folgen. Ein stilvoller Schöngeist bleibt immer ein stilvoller Schöngeist, auch wenn er beim Langstreckenflug über dem Äquator in die Tüte reihert. Und ein Rauhbein will ein Rauhbein sein, auch wenn er sich formvollendet elegant gibt und es sogar genießt. Die fünf Prozent wollen sich zeigen dürfen und zur Kenntnis genommen werden. Sie gehören zum Leben und sind so kraftvoll, dass man sie auf Dauer weder unterdrücken noch faken kann. Zum Glück. PS: Meine eigenen Erfahrungen mit den fünf Prozent?Nachdem sie auch meine aufgeräumte Villa aufgemischt hatten, habe ich angefangen, diese Features stückchenweise in mein Leben zu integrieren. Und festgestellt, dass es sich damit besser leben lässt. Heute sehe ich das Heilige im Profanen, den unsichtbaren göttlichen Sinn im Sichtbaren und freue mich daran. Ich nutze die Kraft der fünf Prozent dazu, das Sein zu bereichern, zu verbessern, ohne mich schon vorher in ein bestimmtes Ergebnis zu verbeißen. Die krawallige Bande ist dabei eine super Reisebegleitung. Queen und Billy Joel singen sie immer noch. Aber das geht klar. Neulich hat einer von ihnen heimlich Debussy geübt. Am Ende werden die Jungs noch Romantiker? Text: 2017 & 2025 © Kathrin Elfman Foto: FreeImages.com George Crux #1440074
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/arschgeige Rebloggen/verlinken jederzeit gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und kommerzielle Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. (Ja, ihr einfallslosen Zeilenlauchs bei den einschlägigen Plattformen, die ihr mir gelegentlich Texte klaut und so tut, als hättet ihr sie selbst geschrieben, aber natürlich früher oder später erwischt, mit Disteln beworfen, kostenpflichtig gefeuert und durch mich ersetzt werdet, weil euer Chef findet, dass das Original dann doch besser ist, genau IHR seid damit gemeint. Also erst fragen. Ist legal, kostet weniger und kommt für uns alle spaßbringender.) Die DDR ist abgewickelt, die Sowjetunion nur noch ein verblassender Alptraum. Sollte man meinen. Offenbar leiden relativ viele Mitmenschen aktuell an staatlich verordnetem Nostalgiefieber. Firmen, Medien, Künstler und Privatmenschen, selbst Kinder überbieten sich darin, vorauseilend unterwürfige politische Bekenntnisse abzugeben. Laut, ungefragt, immer unter Zuhilfenahme des massenmedial deklarierten Feindbildes du jour. (Ja, das wird ein persönlicher Rant. Kein sachlicher, sauber strukturierter Blog.) Kann man eine Jacke rassistisch beleidigen?Neulich habe ich bei Facebook ein Experiment durchgeführt. Ja, ich weiß – macht man nicht. Aber das Ergebnis war so aufschlussreich, dass ich es teilen will. Anonymisiert, versteht sich. Ich scrolle durch meinen Feed und bekomme gleich mehrmals hintereinander die sponsored Ad eines internationalen Sportartikelherstellers eingeblendet. Das Motiv: ein männlicher dunkelhäutiger Profi-Basketballspieler präsentiert eine oversized Jacke aus Kunstfaser. Im Text fragt der Anbieter die User, wie sie diese Jacke denn fänden, und bei welchem Sport sie diese tragen würden. Ich bevorzuge beim Sport Naturfasern und finde die abgebildete Jacke hässlich. Ja, ich hätte weiterscrollen können. Aber das Inspirationsteufelchen flüstert mir ins Ohr, die Gelegenheit zu nutzen. Und mal zu testen, wie die mitlesenden User so drauf sind. Nennen wir es berufsbedingte Neugier. Also kommentiere ich wahrheitsgemäß mit »Hässlich, brauch ich nicht.« Und warte. 3...2...1...... »Dumme Rassistensau!« »Selber hässlich!« »Typisch AfD-ler, sobald die einen Schwarzen sehen, rasten sie aus.« »Hab den Kommentar schon gemeldet, für Rassisten ist hier kein Platz.« »Geh sterben du Nazi.« Und so weiter. Innerhalb von 30 Minuten sammelt sich unter meinem Kommentar ein digitaler Mob. Insgesamt 51 User fühlen sich bemüßigt, auf meine vier Worte zu antworten und schaukeln sich mit schäumender Buchstabensuppe vor dem Mund gegenseitig hoch, was für ein rassistisches Stück Scheiße ich doch sei. (Wohlgemerkt, alles Wildfremde.) Nach einer Stunde habe ich genug Material, lösche meinen Kommentar samt Hater-Konferenz drunter und gehe in die Analyse. Ergebnis: Kein einziger der Kommentatoren kommt auf die Idee, dass ich mit »hässlich, brauch ich nicht« die Jacke meine. Alle (!) reagierenden User sind so konditioniert, dass sie meine Ablehnung der Jacke reflexartig auf das Model umleiten. Warum? Weil die Hautfarbe des Basketballers in der Wahrnehmung der gehirngewaschenen Rezipienten das wichtigste Kriterium ist. Nicht die Jacke. Oder deren Material. Oder der Kaufpreis. Oder das Design. Nein, es zählt ausschließlich die Hautfarbe des Models. Ob das auch der Fall wäre, wenn die Jacke von einer hübschen blonden Holländerin präsentiert würde? Wer ist hier der Rassist? Mittagessen als politisches StatementSzenenwechsel. Mittagspause in einer fremden Stadt. Mal schnell irgendwo hingehen und entspannt was essen? Schön wär's. Die gechillte Nahrungsaufnahme ist zum hochgefährlichen Tretminenfeld geworden. Gehe ich nun ins Bistro-für-Alle mit dem »kein Bier für Nazis« Schild im Fenster? Oder die Feministen-Cafeteria, in der mich am Eingang ein Frauengesicht in Postergröße mit aufgerissenem Mund darüber informiert, dass »Männer sind scheiße« das Motto des Ladens ist? Vielleicht doch lieber ins Couscous-Lädchen, in dem gefühlt 23 Aufkleber darauf hinweisen, dass von jedem Verkauf soundsoviel Prozent in humanitäre Projekte fließen. Oder gleich in die PrideKantine, wo das Mobiliar mit lustigen Regenbögen bedruckt ist und mein »Nein« zum gleichgeschlechtlichen Annäherungsversuch beim Essen als Homophobie interpretiert, fotografiert und bei Instagram kommentiert wird? Nein, ich bin keineswegs homophob. Ich bin hungrig und will in Ruhe was essen. Ohne politische, sexuelle oder religiöse Statements abgeben zu müssen. Oder aufgedrängt zu bekommen. Knurrenden Magens begebe ich mich politisch unkorrekt in einen traditionellen Biergarten, wo man gänzlich un-ideologische hausgemachte Delikatessen wie Maultaschen, Gulaschsuppe, Grillwürschtl und Brezeln serviert. Dort treffe ich auf Kreativkollegen, und es entspinnt sich ein Gespräch. Ja, es sei zum Kotzen, dass jedes Alltagsdetail ideologisch aufgeladen und politisch missbraucht würde. Nein, man wisse sich nicht anders zu helfen als den Mund zu halten und sich aus bestimmten Kreisen stillschweigend zurückzuziehen. Muss das wirklich so? Mute-Taste drücken, auf Zehenspitzen durch den öffentlichen sozialen Raum schleichen, um nur ja nicht den Unmut irgendwelcher Social Justice Warriors auf sich zu ziehen? »Wer nicht hüpft«, der ist ...wahlweise ein Nazi, für Kohle, gegen Veganer, homophob, Rassist, whatever. Hauptsache hüpfen. Öffentliches Hüpfen und Skandieren bedeutet, du stehst auf der richtigen Seite. Hmmmm. War da nicht mal was im letzten Jahrhundert, wo man bei jeder Gelegenheit den rechten Arm heben musste, um gesellschaftlich akzeptiert zu sein? Auf dem Heimweg in der S-Bahn stelle ich die Lauscher auf und sammle Wortfetzen. Hässliche Wortfetzen. Vielleicht Verwandte von der hässlichen Sportjacke. Der Begriff »braun« beschreibt nicht etwa Erde, Walnussholz oder überreife Bananen, sondern negativ klassifizierte politische Gruppen, auch bezeichnet als Sumpf oder Sauce. Komischerweise steht je nach Region die Farbe Blau für exakt dieselbe Gruppe. Das Gegenstück dazu definiert sich gern als »bunt«, womit wiederum nicht die Beschreibung von Multicolor-Design gemeint ist, sondern ein indifferentes, diffus skizziertes Lifestyle-Feeling, in dem aber »braun« oder »blau« keineswegs vorkommen dürfen. Kompliziert. »Grün« ist erlaubt, denn auch diese Farbe hat nichts mehr mit Golfrasen, Spinat oder dem Ampelmännchen zu tun (oh, pardon, ich meine AmpelmännInnen*Xchen), sondern und so weiter etc. pp. wtf. Auch der Regenbogen wurde gehijackt. Er steht mitnichten für ein Naturschauspiel, oder wenigstens das unsterbliche Pink Floyd Albumcover. Sondern für eine sexualisierte politische Bewegung. Gelbe Westen drücken keine Unfallwarnung auf dem Seitenstreifen aus, sondern sind die neue Uniform für marschierende Demonstranten. Ach ja, ich lerne auch, dass man anhand von roten Schuhen Satanisten identifizieren kann. Potzblitz. Hoffentlich sehen diese Schlaumeier meine roten Stiefeletten nicht. Wer hingegen Schnürstiefel zu Cargohosen trägt, ist nicht etwa Bauarbeiter oder bei der Feuerwehr, sondern ein Nazi. Weiß man einfach. Wer einen Regenschirm mit schwarzem Griff benutzt und gleichzeitig einen Schmetterling auf dem T-Shirt spazierenträgt, sympathisiert mit Freimaurern. Topflappen häkeln ist völkisch, Chucks sind Blogger, aber nur die flachen. Kirchenglocken sind fremdenfeindlich, Dirndl sexistisch, Flugreisen ein No-Go, und der Verzehr von Käse und Fleisch darf nur noch im Dunkeln und heimlich erfolgen, denn auch Essensvorlieben werden gnadenlos öffentlich bewertet. Oh, und wer auf einem Selfie ein Auge mit Haaren oder einer Hand verdeckt, das V-Zeichen mit Zeige- und Mittelfinger macht oder Daumen und Zeigefinger zu einem Kringel formt, outet sich als Okkultist. Die Farbe Pink wurde ebenfalls gekidnappt und von weiblichen Wesen mit seltsamen Mützen und nicht jugendfreien Schlachtrufen als Erkennungszeichen gebrandet. Ich fühle mich beklommen und denke zum Ausgleich an Paulchen Pink Panther. Läuft den ganzen Tag nackig auf Plattfüßen durch die Gegend, ist schwul und Single, kann unheimlich schnell Sachen anstreichen, überlebt die wahnwitzigsten Stunts und kommt in der deutschen Synchronfassung zu hochphilosophischen Erkenntnissen wie »Notausgang zum Hinterhof, das ist aber jetzt sehr doof.« So einfach kann die Welt sein, wenn man sich locker macht. Die Lederjacke des TodesGänzlich unlocker schallt mir beim Aussteigen das Geschrei einer Gruppe Freitags-Schulschwänzer auf dem Bahnhofsvorplatz entgegen. Auch das noch. Wenn wenigstens einer dieser Flummis seine Hausaufgaben gemacht und recherchiert hätte, was es mit ihrer bezopften Heiligenfigur wirklich auf sich hat. Aber das wollen sie nicht wissen. Auch von Geoengineering haben sie noch nie gehört. Dafür können sie prima auswendig gelernte TV-Phrasen nachplärren und suhlen sich in der Anerkennung von Medien, Politikern und Masse. Weia. Eloi, anyone? Eine imaginäre Autorität sagt, Schule schwänzen ist geil, weil Klima und so, und die marschieren brav los und machen das? Heilige Zeitmaschine. Im Vorbeigehen bellt mich ein bis zur Unkenntlichkeit geschminktes Mädchen in zerrissenen Billigjeans an. Rechte Hand Handy, linke Hand Einweg-Kaffeebecher, beide Augen aufgerissen und auf meine Flohmarkt-Lederjacke fixiert. »Sachma Alte, wie kannst du Tier tragen? Dumachsmisch krank!« Schön wär's. Dann lägst du im Bett und würdest deine dumme Fresse halten! Natürlich sage ich das nicht. Auch sehe ich keinen Sinn darin, mal eben mein persönliches Engagement der letzten 40 Jahre im Umwelt- und Tierschutz dazulegen, oder die Nachhaltigkeit meiner jahrzehntelang getragenen Lederjacke mit den ressourcenverschlingenden Billigtextilien der Gen-Z-Wegwerfmode zu vergleichen. Das hirnlose Gör nervt, aber es hat noch Welpenschutz. Nein, wir waren in dem Alter keine Einsteins. Aber wir sind niemals dem System in den Arsch gekrochen. Wir waren Opposition. Als wir gegen den NATO-Doppelbeschluss und die Stationierung der Pershings demonstrieren gingen, gab's kein Kopftätscheln von TV-Sendern, Politikern und Lobbyisten, sondern Wasserwerfer-Beschuss, Tränengas und Verhaftungen. Aber davon ahnen diese überfütterten Wohlstandslarven nichts, die hier ihren Schulabschluss auf dem Altar einer Agenda opfern, die sie nicht mal verstehen. Ob die Lost Generation Z später in der Lage sein wird zu erkennen, dass man sie auf einen Holzweg geschickt hat? Von Planetenrettung faseln, hüpfen und Sprüche kreischen, die »Alten« der Zukunftszerstörung bezichtigen, und hinterher lecker shoppen gehen. In angesagten Ramschläden Klamotten kaufen, die von Kindern in Indien und China unter übelsten Umweltbedingungen produziert, gefärbt, mit Fungiziden und Insektiziden eingesprüht, imprägniert, in Container gepackt und von Schweröl-betriebenen Schiffen um die halbe Welt transportiert werden, damit sie hier für €29,90 vor sich hinstinken, Rendite erwirtschaften und bei Teenagern Allergien auslösen können. Auf diesen Bandwurmsatz erstmal einen fair getradeten veganen koffeinfreien €8,50 Sojalatte to go. Ohne Strohhalm, weil Umwelt. Aber meine vier Jahrzehnte alte Motorradjacke vom Flohmarkt ist das Problem? Seriously? Ich bin der böse Planetenzerstörer? Nicht vielleicht doch die konsumgeile, dauer-daddelnde, Müllberge-produzierende, schulschwänzende ferngesteuerte Göre, die sich gleich von Mutti im SUV abholen lässt? Ihr wollt den Planeten retten und schafft es nicht mal, mit dem Bus von A nach B zu fahren? Genau mein Humor. Wenn ihr mal kurz mit dem Geplärre aufhören würdet, könntet ihr den Planeten lachen hören. DDR reloadedWeil ich sie eingangs erwähnte, noch ein kurzer Schlenker in die Vergangenheit. Als Pendelkind wuchs ich zwar im freien Westen auf, lernte aber bei vielen Aufenthalten auch das Deutschland östlich des Todesstreifens kennen, vor allem Dresden und Umgebung. Dort gab es etwas, das mich nachhaltig verstörte: die Schaugespräche in den eigenen vier Wänden. Im privatesten Kreis. Wenn sich Familie und Verwandte abends vor dem Fernseher versammelten, Ost-TV laufen ließ und sich dabei in Bühnenlautstärke »unterhielten«. Nicht etwa, um zu kommunizieren. Sondern um dem allzeit präsenten IM-Lauscher an der Wand zu demonstrieren: Ja, hier leben linientreue DDR-Insassen, die durch Wohlverhalten und richtige Gesinnung glänzen. Ja, wir gucken Pittiplatsch und Aktuelle Kamera. Ja, wir sind mit dem System total einverstanden. Geöffnete Briefe mit ausgestanzten Wörtern, zensierte Bücher, ausgeplünderte Geschenkpakete, abgehörtes Telefon, Läden mit leeren Regalen, 8 Jahre Wartezeit aufs Plastikauto? Macht nix, alles prima. Kapitalismus ist doof. Der Westen ist doof. Kaffee und Turnschuhe sind doof. Rockpalast und Raumschiff Enterprise sind extra doof. Zwei-Minuten-Hass am Teleschirm, und alle machen mit. Und plötzlich, nach Jahrzehnten der relativen Freiheit, sind nun auch im Westen diese Muster en vogue? Vorauseilende Bekenntnisse abgeben? Unterwürfig sein? Die Partei hat immer Recht? Um Führung und Lob bei fiktiven Autoritäten betteln. Gegängeltwerden als Lifestyle akzeptieren. Die richtige Uniform tragen. Wer anderer Meinung ist, muss gemeldet, gedisst, ge-milkshaked und gehated werden. Apropos »Anweisungen befolgen«...In your face. Na, wer erkennt sich wieder? Das Individuum opfert sich dem Kollektiv und fühlt sich gut dabei. Aber über chinesische Schulen meckern, die ihren Kindern Uniformen und starre, durchgeplante Strukturen aufzwingen. Ihr seid schlimmer mit eurem Political Correctness Wahn! Denn hinter euch steht keine Militärdikatatur, die euch mit Waffen in die Fügsamkeit zwingt. Ihr macht das freiwillig und verbiegt euch wie Tiefkühlbrezeln! Warum? Weil ihr hofft, dass ihr durch unauffälliges systemkompatibles Wohlverhalten Fleißbildchen sammelt? Jemanden melden, anzeigen, verleumden, diffamieren und hoffen, dass euch das Bonuspunkte bringt? Tu es anderen an, bevor sie es dir antun? Schon etliche Kulturen sind mit derlei Mechanismen von innen zerstört worden. Weshalb sich immer wieder schlaue Menschen die Finger wund schreiben, um nachfolgende Generationen zu warnen. Einige Schriftsteller sind für ihre Wahrheitsliebe sogar ins Gefängnis gegangen oder wurden ermordet. Heute verstauben die prophetischen Werke in Büchereien und auf Wühltischen. Eine Schande ist das. Aber immer schön hüpfen. Newsflash: Es sind nicht irgendwelche abgefuckten Politiker, Banker oder Weltherrschers hinter dem Vorhang, die euch kaputtmachen. Ihr seid es! Ihr mit eurem Kleinklein-Unterwerfungswahn, die ihr um Führung bettelt. Statt euren Geist zu füttern und beweglich zu machen, Bücher zu lesen, Wissen zu erschließen und neue Gedanken zu denken, befasst ihr euch allen Ernstes mit Hate Speech Meldungen, gendergerechten Pissbecken, CO2 und Frauenquoten? Schon mal drüber nachgedacht, warum diese uniformierte Gleichmacherei zwangsläufig eine steile Abwärtskurve bewirkt, an deren Ende bittere Armut, Abhängigkeit, Zerstörung und Krieg stehen? Und dass bei diesen Modellen immer, in allen Fällen, die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt? Seelentiefe, echte authentische Beziehungen, Liebe, vertrauen und Freundschaft können auf diesem vergifteten Boden nicht wachsen. Die kalte Gleichgültigkeit, mit der die Eloi sich gegenseitig beim Sterben zuschauen, ähnelt der abgefuckten »selber schuld« Reaktion, die ich noch aus der DDR kenne, wenn am Todeszaun mal wieder ein verzweifelter Mensch beim Versuch, aus dem Horrorkäfig DDR auszubrechen, von Kugeln durchsiebt wurde und im Stacheldraht hängen blieb. »Selber schuld, der dachte, er wär was Besseres und wollt rübermachen. Hat er nicht anders verdient.« O-Ton Bessermenschen ca. 1982. Oder wenn jemand für politisch unkorrekte Kunst, Lieder, Geschichten und Essays als Spion klassifiziert, verhaftet, eingebuchtet und gefoltert wurde. »Selber schuld, hätte er mal nüschson gömisches Zeug geschriem, nüschwoar?« Egal, ob das nun Sozialismus, Kommunismus, Stalinismus oder religiöser Wahn heißt – das Modell funktioniert immer nach der gleichen Blaupause. Kann man alles in schlauen Büchern quer durch diverse Epochen der Menschheitsgeschichte nachlesen. Aber wen interessieren Bücher, wenn man von den Morlocks mit BGE gefüttert wird und beim Sirenenton brav aufsteht und in die Höhle marschiert, um sich fressen zu lassen. Zusammenhang klar? Nein? Schade eigentlich. Was treibt euch wirklich um? Was liegt hinter dem auswendig gelernten Gephrase, den Politparolen und dem Spaltungsgeschrei? Wo ist die wilde, individuelle, freiheitsliebende Seele, mit der jeder Mensch auf die Welt kommt? Eingemauert zwischen Fake Smile Selfies, eingetrichterter Existenzangst und Medienmüll? Warum Individualität rockt – und Ideologie nicht.Kein Rant ohne Happy End. Sonst könnte man sich gleich in Zynismus ertränken. Aber glücklicherweise gibt es noch (oder schon wieder?) einige Ecken in dieser seltsam verbauten Wirklichkeit, in denen die giftigen ideologischen Spaltpilze nicht wachsen können. Menschen und Unternehmen, die verstanden haben, dass Individualität, Kreativität, Empathie, freies Denken, authentische Kommunikation, das Streben nach Höherem die wertvollsten menschlichen Eigenschaften sind. Wer sie fördert, kann langfristig nur gewinnen. Der Erfolg gibt diesen Unternehmen Recht. Warum? Weil die laute, aggressive und im dualen Entweder-Oder gefangene Masse an Systemkomparsen zwar penetrant übermächtig wirkt, aber nicht zukunftsfähig ist. Sie repräsentiert eine statische, künstliche Momentaufnahme ohne jede Dynamik und Wachstumsfähigkeit. Damit lässt sich bestenfalls Krieg spielen, aber keine Wirtschaft und Kultur entwickeln. Die Profiteure und NWO-Wichser wissen das, sie pfeifen auf dem letzten Loch, daher der groteske Krach im Moment. Glauben Sie nicht? Ging mir auch so. Wenn man sich aber der Medienpeitsche mal längere Zeit konsequent entzieht und offen im Hier und Jetzt unterwegs ist, begegnet einem eine ganz andere Wirklichkeit. Voll mit originärer Musik, Kunst, Innovationen. Und Menschen voller Schaffensdrang und Neugier. (Hier sind übrigens auch die Unternehmen positioniert, für die ich arbeite.) Während man woanders »fürs Klima« Schule schwänzt, sich an der Schöpfung versündigt und Endzeitporno spielt, entwickeln junge Wissenschaftler unbeachtet von der Öffentlichkeit ein Filtersystem für Verbrennungsmotoren, das 100% emissionsfreie Abgase erzeugt. Keine Utopie, sondern serienreife Realität. Da sind Textilproduzenten, die aus recycelten Klamotten und Leder neue Kleidung herstellen, die nichts mit albernen Trends zu tun hat. Oder unverwüstliche, genial geschnittene Jeans aus Bio-Baumwolle made ein Europe, ganz ohne Kinderarbeit und Schadstoffe. Lebensmittel- und Kosmetikhersteller, die ihre Produkte in Verpackungen aus Pflanzenblättern verkaufen. Ingenieure, Schriftsteller, Musiker, Künstler und Handwerker, die an allen Ecken und Enden in ihren jeweiligen Disziplinen eine schöne, kreative, zukunftsfähige Wirklichkeit ganz ohne ideologischen oder politischen Blödsinn bauen. Und hier wird's interessant. Außerhalb der Astroturf'd Kulisse. Hier sind Klicks nicht mehr die alles entscheidende Währung. Hier zählen nachhaltige Werte. Hier tummeln sich phantastische Gesprächpartner – und echte Premiumkunden. Das sind Kunden, die gerne Geld ausgeben, bewusst ins JETZT und in die Zukunft investieren, qualitätsbewusst sind, spontan und genussorientiert leben, gleichzeitig langfristig denken, traditionsbewusst und offen für Neues sind. Diese Menschen erreicht man nicht mit inszenierter Panik, Geiz, Political Correctness oder vulgärem Rechts-Links-Geschrei. Wer HIER bestehen will, muss authentisch sein und Substanz anbieten. Etwas, das Individualität, Kreativität, Wahrheitsliebe, Wissensdurst, Lebensliebe und Schaffensdrang befriedigt. Das geht aber nur, wenn man diese Werte selbst lebt. Wahrhaftigkeit ist kein Werbekostüm zum Überziehen. Fakes funktionieren nicht. Ob Musikinstrumente, Autos, Geld, Bildung, Dienstleistungen, Kunst oder Dinge des täglichen Bedarfs, meine Kunden sind Traditionsunternehmen mit 150 Jahren und mehr auf dem Buckel, aber auch junge Startups, die sich erfolgreich mit Wahrhaftigkeit und spürbarer Persönlichkeit im Markt positionieren. Man findet sie selten bis nie im Newsfeed irgendwelcher »Influencer« und Marketingschwätzer. Nur im echten Leben. Ich bin gespannt, wann diese schöne, unaufgeregte Realität anfängt, Löcher in die momentan leider noch dominante künstliche Panikmatritze zu stanzen. Lange kann's nicht mehr dauern. Es knirscht schon, und durch die Risse sickert Licht. Hoffentlich sampelt jemand den Sound der einstürzenden Illusion. Daraus lassen sich bestimmt gute Beats bauen... PS: H.G. Wells hat angerufen. Er ist angefressen. Seine Darstellung der verblödeten, ent-individualisierten Eloi in der »Zeitmaschine« sei eine Warnung gewesen, keine Lifestyle-Beratung! Ich musste ihm leider mitteilen, dass er nicht der einzige Visionär ist, dessen Werk sich auf verstörend detailgetreue Weise manifestiert. Auch Kollege Orwell klagt darüber, dass 1984 nicht als Warnung verstanden wird, sondern als Bauanleitung der Wirklichkeit. Danach haben wir uns zusammen »The Shape of Things to Come« angeschaut und uns sehr betrunken. Text: Kathrin Elfman © 2019 Foto: Pixabay
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/uniformismus Teilen/Rebloggen ist ausdrücklich erwünscht. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und kommerzielle Weiterverwendung sind nicht erlaubt bzw. benötigen die schriftliche Genehmigung von mir. »Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.« Der markige Spruch stammt aus den USA und wird Vance Packard zugeschrieben, der 1957 das Standardwerk »Die geheimen Verführer« zum Thema Zielgruppenpsychologie veröffentlichte. Auch Medienmanager Helmut Thoma zitierte in Interviews gerne diese Werbeweisheit. Er schien sie auch verstanden zu haben, immerhin machte er RTL in den 1990er Jahren zum erfolgreichsten und profitabelsten privaten TV-Sender Europas. Seitdem stehen unzählige Angler an unzähligen Gewässern, hängen auf des Fisches vermeintliche Präferenzen abgestimmte Designerwürmer an Designerhaken – und wundern sich, dass keiner anbeißt. Dabei sind es so hübsche Würmer! Teure, artgerecht gehaltene, politisch korrekt benannte und gegenderte, fair getradete Würmer, von deren Verkaufspreis ein Prozentsatz an soziale Projekte chrrr, chrrr – Tschuldigung, war kurz eingeschlafen. Die Wurmentwickler haben keine Kosten und Mühen gescheut, sich dem Fisch um die Flossen zu wickeln. Haben Fischpsychologie studiert, das Tierchen 3D animiert, der Simulation virtuell hinter die Kiemen geschaut, ihm Schuppen abgezupft und bis ins letzte Atom analysiert, sündhaft teure MaFos in Auftrag gegeben, zwölf Fisch-Typologien erfunden und Wurm-Designs in zwölf Geschmacksrichtungen entwickelt. Doch was macht der Fisch? Er schwimmt dran vorbei und nuckelt an einem aufgeweichten Stück Artischockenpizza, das vor zwei Wochen bei einem Passagierschiff über Bord ging. Heureka, freut sich der Werbewurmzüchter, endlich ist das Geheimnis gelüftet! Lasst uns eine Wurmsorte mit der Geschmacksrichtung »Anaerob zerfallende Artischockenpizza« generieren! Gesagt, getan. Die neue Sorte bekommt exzellente Medienpräsenz, wird als Case Study und Best Practice gefeiert, juhu. Nur der Fisch ignoriert das Ding. Denn er hat derweil herausgefunden, dass klitzekleine Schnecken, die sich auf einem ins Wasser gefallenen Campingstuhl angesiedelt haben, ein delikater Snack sind. Klar, dass unverzüglich eine ganze Serie an Würmern in der Geschmacksrichtung »Schnecke an nassem Plastikstuhl« rausgebracht wird… da capo al fine. Warum funktioniert der Wurm nicht?Weil es kein Wurm ist. Sondern eine Wurmsimulation. Ein doofes Nachäffen der Natur; die abstrakte Vorstellung eines Wurms, die sich weltferne Werbemenschen in ihrem klimatisierten Büro gemacht haben, ohne je einen lebendigen Wurm aus der Nähe gesehen zu haben. Geschweige denn einen Fisch, dem sie ja so verzweifelt hinterherjagen… Wer Würmer und Fische zusammenbringen will, muss bereit sein, seine aseptische digitale Filterblase zu verlassen und sich die Schuhe ausziehen, die Hose hochkrempeln, ins Wasser steigen, durch den Schlamm waten und Fische nebst Würmern in natürlicher Umgebung studieren. Wer sich dafür zu fein ist und sein Geld mit abstrakten MaFos verbrennt, der darf sich nicht wundern, wenn nichts funktioniert. Ist ein bisschen wie diese Tanzband, deren zwei Sängerinnen beim Weinfest mit gänzlich gefühllosen aber lauten Musicalstimmen »Hotel California« knödeln und sich wundern, dass die Gäste fluchtartig von den Bierbänken aufstehen und es sich mit ihrem Flammkuchen und Riesling außer Hörweite gemütlich machen. Fiktion vs. LebenDie aktuelle Kommunikationslandschaft merzt das Echte aus und ersetzt es durch Fiktionen. Sprachlich und inhaltlich. Der Werbemainstream fußt auf Konjunktiven, Fehlannahmen, falschen Schlussfolgerungen, Projektionen, Hochrechnungen und theoretischen Szenarien. Gefiltert bei Investoren-Meetings, gesiebt von Rechtsabteilungen, in mehreren Sprachen hin- und wieder zurückübersetzt, auf Political Correctness, Green New Deal Kompatibilität und Framing-Richtlinien zurechtgeschnitzt. Der Fisch und der Wurm kommen darin gar nicht mehr vor. Und trotz dieser Offensichtlichkeit der Kausalität gibt es Agenturen und Kunden, die sich immer noch wundern, warum sich die Menschen in dieser freudlosen, lieb- und leblosen Werbelandschaft zweimal überlegen, wem sie ihr Geld geben… Und der Angler?Der Angler sieht ein riesiges Angebot an Fisch-Simulationen, die um Wurm-Simulationen rumschleichen und soll das für Vielfalt halten. Wenn es nach dem Willen der Werbetreibenden geht, ist der Rezipient so abgestumpft, dass er gar nicht merkt, wie seine Wahrnehmung von einer Handvoll Agenturen gesteuert, getriggert, geframed, zensiert und genudged wird. Wenn man Spaß respektive einen Sekundärgewinn daraus zieht, sich diesem künstlichen Anti-Life-Konzept ins Portfolio zu werfen, die eigene Lebendigkeit abzutöten und sich als unechter Angler unechte Würmer zu kaufen, um damit unechte Fische an Land zu ziehen, geht das Konzept auf. Ist vom spirituellen und sinnlichen Erleben vergleichbar mit Bodycount-Ballerspielen oder virtuellem Sex. Unterhaltsam, vielleicht sogar kurz anregend, hat aber nichts mit dem echten Leben zu tun. Und hier sind wir beim Kern der Geschichte. Das echte Leben – was genau soll das sein?Was haben Political Correctness, Genderwahn, Kriege, Virtualisierungszwang, Corona, Armageddon-Porno und Ent-Individualisierung gemeinsam? All diese fiktiven Konzepte definieren den Menschen als Schädling, der am besten in Antimaterie baden und die Erde von seiner Anwesenheit befreien sollte. Weil er das aber nicht macht, muss er seine grundsätzliche Daseinsschuld zeitlebens kompensieren. Durch permanentes Buße tun, durch Goutieren von materiellem wie emotionalen und spirituellen Mangel, durch fiktiven CO2-Ausgleich, durch Spenden, durch Nicht-Mobilität, durch Erwerb überteuerter Produkte, durch freiwilliges Downsizing in allen Lebensbereichen, durch zur Schau gestellte Selbstkasteiung. Genuss ist unflott, kreativer Hedonismus gar verwerflich. Nur wer leidet und seine geistige Armut zur Schau stellt, gilt als »richtig« und politisch korrekt. Der Mensch, dieses unberechenbare Dingelchen, er ist im Kern so schuldig, dass sich einem Mythos zufolge rein prophylaktisch schon mal jemand zur Tilgung dieser Schuld an ein Kreuz nageln ließ. Traurig, dass dennoch das Schuldmarketing nebst Ablasshandel floriert – So zumindest der feuchte blasphemische Traum einiger globaler Netzwerke, die ihre lebensfeindlichen Absichten gerne mit Werbebroschüren wie »The Great Reset« oder »The Great Narrative« kundtun. Damit hinterher niemand behaupten kann, er habe von nichts gewusst. Darin geht es nicht mehr darum, einzelne Länder oder Systeme umzukrempeln oder mit Würmern Fische zu fangen, nein – größenwahnsinnig wie man in diesen Kreisen tickt, trägt man einen Anspruch vor sich her, der an abgefuckter Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist: die vollständige Abschaffung allen natürlichen Lebens auf der Erde durch Erstellen einer Lebens-Kopie, in der wir uns dann alle einzufinden haben. Statt weiterhin zu versuchen, Würmer zu züchten und Fische zu angeln, sollen sämtliche Gewässer in Plantagen für proteinhaltige Fischersatz-Kulturen umgewandelt werden. Das darin entstehende Produkt soll dann als nachhaltiges, ethisch korrektes und »gut für den Planeten« Nahrungsmittel-Simulacra an die Menschen-Imitationen verkauft werden. Der Fisch stirbt unterdessen aus. Ob er sich über dieses infantile Imitationskonzept totgelacht hat, oder ob ihm die Umwandlung seines natürlichen Lebensraums in kommerzialisierte Produktionsstätten den Garaus gemacht hat? Man weiß es nicht. Jedenfalls, Angeln ist für Anfänger. Und statt Angler fürs Wurmkaufen zu begeistert, bringt man sie dazu, sich selbst so mies zu fühlen, dass sie sich freiwillig zuhause einsperren, wo sie in einer digitalen Kopie ihres früheren analogen Lebens vor sich hin oxydieren. Und weil es aktuell (noch) eine erschreckend große Masse gibt, denen so eine Entwicklung gar nichts ausmachen würde, findet dieser dystopische Fiebertrip in Form episodischer Déjà-vus manchmal seinen Weg in die Realität, springt quasi aus der Matrix und schlafwandelt im echten Leben. Da er aber keine Ahnung hat, wie man sich dort benimmt, fällt er mit seiner grotesken, karnevalesk überzeichneten Erscheinung sofort auf. Allerdings nur den lebendigen echten Menschen. Merke: Nur das Leben erkennt den Unterschied zwischen lebendig und nicht-lebendig. (Nicht zu verwechseln mit tot, das ist wieder was anderes.) Ein geschlossenes System, das sich in der Theorie den ganzen Planeten, die gesamte Menschheit und jeden einzelnen Lebensbereich einverleiben könnte, wenn – ja, wenn es da nicht ein paar unumstößliche Naturgesetze gäbe. 10 Gründe, warum »so tun als ob« nicht funktioniert1. Weil zur Schau gestellte Political Correctness das Gegenteil von echter Empathie, Toleranz und Liebe ist. 2. Weil wortreich behauptete Nachhaltigkeit das Gegenteil von echter Nachhaltigkeit ist. 3. Weil sich das genuine Prinzip Leben nicht durch mechanistisch-mathematische Behauptungen emulieren lässt. 4. Weil geheuchelte, unaufrichtige Menschennähe als solche erkannt wird und abstoßend wirkt. 5. Weil per autotranslate ins Deutsche überführte englische Texte nichts mit der angepeilten Zielgruppe zu tun haben und meilenweit an deren Wertesystem vorbeitaumeln. 6. Weil der 2,6 Tonnen E-SUV im Halteverbot der Frankfurter Goethestraße zwar optisch Sahara-Geländegängigkeit antäuscht, aber auf der Zufahrt zum hessischen Baggersee aus der Kurve stempelt. 7. Weil eine Zoom-Konferenz niemals die hochfrequente Schöpfungsenergie entwickelt, die entsteht, wenn Menschen gemeinsam in einem Raum neue Gedanken, eine neue Idee formulieren und in die Existenz sprechen. 8. Weil der Fisch nicht doof ist. 9. Weil der Wurm nicht doof ist, sondern sich mit den Minischnecken zusammengetan hat und jetzt im Handschuhfach eines von der Brücke gefallenen SUV-Wracks wohnt. 10. Weil der Angelschein abgelaufen ist. Bei mir gibt’s übrigens heute Grillfisch. Den frischen echten, guten aus freier Wildbahn. Wie ich ihn gefangen habe? Das steht in diesem Blog. Falls Sie es überlesen haben, helfe ich Ihnen mit meinen Texten gerne dabei, es selbst zu erleben. Petri Heil. PS: Der Wurm und der Fisch gehen Ihnen noch im Kopf rum? Sie können nichts mit dem Bild anfangen, oder – im Gegenteil – es gefällt Ihnen, und Sie möchten tiefer in die Materie einsteigen? Prima! In beiden Fällen empfehle ich, sich ein bisschen mit Giordano Bruno zu beschäftigen. In seinem Werk befinden sich hochpotente Antworten auf die Frage, wie zum Teufel wir in dieses unfröhliche, eine skalierbare leblose Fiktion glorifizierende und die schöpferische menschliche Seele verleugnende Wirklichkeitsmodell gerutscht sind. PPS: Wenn danach die Sinneslust auf kosmische Zusammenhänge erwacht, am besten gleich mit Krauses »Baustoff der Welt« weitermachen. Ich verspreche Ihnen, Sie werden nie wieder Hunger auf künstliche Würmer, fiktive Fische oder überteuerte MaFos haben. Dafür unbändigen Appetit auf das echte Leben. Und frischen Fisch, soviel Sie wollen. Text: Kathrin Elfman © 2022 Foto: Pixabay
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/werbewurm Teilen/Rebloggen ist ausdrücklich erwünscht. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und kommerzielle Weiterverwendung sind nicht erlaubt bzw. benötigen die schriftliche Genehmigung von mir. Ich hab’s getan. Ich habe mir etwas zugemutet, das sich nur ein Sachbearbeiter aus dem siebten Kreis der Hölle ausgedacht haben kann. Etwas so Doofes, dass sich mein Gehirn jetzt ärgert, 31 Minuten Lebenszeit damit verschwendet zu haben. Länger habe ich es nicht ausgehalten in der sogenannten »Silent Disco.« Wie, stumme Disco?Mit »Silent Disco« bezeichnet man Veranstaltungen, die ohne hörbare Musik stattfinden. Im Raum herrscht abstrakte Stille. Die Atmosphäre ist so ausgelassen wie auf dem Krankenhausflur, wo jedes Geräusch, jedes Räuspern, jedes Absatzklacken irgendwie geisterhaft wirkt. Das Setup: Ein DJ-Pult gibt mehrere verschiedene Tonkanäle mit unterschiedlichen Musikmixen aus, zu denen je ein Stapel Funkkopfhörer gehört. Die Gäste wählen ihre Tonspur, setzen sich den Kopfhörer auf und, ahem, »feiern« zu dem, was sie da hören. Eine Location, vier TonspurenOkay. Ich lass mich drauf ein. Auf dem ersten Kanal läuft gitarrenfreie Radiogrütze mit grobstufigen Harmonizer-Vocals. Brech. Der zweite Kanal begrüßt mich mit Sigur Ros, gefolgt von den Chemical Brothers und schließlich einem Mashup aus kreativem Elektrozeug mit knalligem Beat, das ich noch nie gehört habe. Ich würde gerne drauf tanzen, doch der blöde Kopfhörer dückt mir gegen die Wangenknochen, fast so sehr wie die spaßlose Atmo. Auf Krankenhausfluren tanze ich nicht gern. Also setze ich mich hin und teste die übrigen beiden Tonspuren. Langweilig. Ich gehe zurück in den zweiten Kanal mit Elektrokram und komme ins Grübeln. Peace, Love & TanzflächeEine Disco ist für mich ein Ort respektive ein Ereignis mit hoher sozialer Relevanz. Nein, nicht Baggern und Belästigen. Sondern Tanzen! Freuen! Musik genießen! Sich gemeinsam von den Frequenzen aus oft überdimensionierten Anlagen und erdbebenverdächtigen Subwoofern zerstrahlen lassen. Gemeinsam dem XXL-Gitarrensolo entgegenfiebern und jeden Ton zelebrieren. Den dreistimmigen Refrain mitsingen und eine vierte Stimme improvisieren. Den ersten »muss ich jetzt nicht haben« Song dazu nutzen, aufs Klo zu flitzen, beim Händewaschen mit Wildfremden über den vorher gespielten Song fachsimpeln und dabei mit einem Ohr drauf zu achten, was als Nächstes läuft. Spontan ins Gespräch kommen und feststellen, dass man vor Urzeiten in derselben Band gespielt hat. Oder auf denselben Konzerten war. Und eigentlich was zusammen machen könnte, oh hör mal, das war das erste Album mit dem neuen Sänger … zack, Verbindung. Kommunikation. Nichts davon passiert hier. Ich bin umgeben von aseptisch und einsam wirkenden Menschen mit bescheuerten Kopfhörern auf der Birne, mit denen sich niemand vernünftig bewegen, geschweige denn tanzen könnte. Ein bisschen wie bei diesen Parties in den frühen 80ern, wo sich Menschen zum Ersthören eines neuen Albums trafen, zwölf Tüten paffte und völlig weggetreten auf Matratzen fläzten, um sich siebenmal hintereinander »Look at Yourself« reinzuziehen. (Zugegeben, ein geniales Werk. Aber ich höre es lieber nüchtern.) Keiner nimmt den anderen zur Kenntnis. Jeder beamt sich in sein privates Uriah Heep Universum. Nur mit Gras statt Kopfhörer. Die Szenen ähneln sich. Auch hier in der Stummfilmdisco wippt man(n) lautlos und eher unpräsent vor sich hin. Menschliche Interaktion?Gemeinsamer Musikgenuss mit Angucken? Hemmungsloses Ausflippen und Kalorienverbrennen auf der Tanzfläche, bis sich jedes noch so schnieke Styling in einem Mix aus Schweiß, Luftfeuchtigkeit und Bier aufgelöst hat? Nach ein paar Stunden Abtanzen müde und stocknüchtern, aber glückshormonbesoffen mit neuen Freunden an der Theke den Abend bei einer 85 bpm »wir machen bald mal zu«-Ballade in A-Dur ausklingen lassen? Die Kopfhörerdisco ist so unspaßig, dass ich trotz guter Musik im Kopf schlecht draufkomme. Ich nehme den Kopfhörer ab. Das Setting hat etwas Alptraumhaftes für mich. Simulacra mit Kopfhörern. Jetzt noch eine VR-Brille für jeden, und die Entmenschlichung, die Isolierung ist perfekt. Wer braucht schon echte sensorische Wahrnehmungen und zwischenmenschliche Verbindung, wenn man sich selbst auflösen und in einen digitalen Code integrieren kann. Grusel. Die einzigen Quasi-Lebenszeichen, die sich ab und zu schüchtern durch die Totenstille beißen, stammen vom Kompressor der Belüftungsanlage und dem Klacken einiger Absätze. Ab und zu schallt noch eine halbe Textzeile durch die Leere, weil der eine oder andere Gast sich zum Mitsingen hinreißen lässt. Was in einer echten Disco normal und spaßig ist, aber hier selbst bei guten gesanglichen Fähigkeiten fürchterlich klingt, weil die Musik dazu fehlt. Ich frage mich, in welcher Twilight Zone Folge ich gelandet bin und wünsche mir die Dorfdisco ca. 1986 zurück. Nach einer halben Stunde werfe ich das Handtuchrespektive den Kopfhörer und gehe. Im Auto drehe ich die Anlage auf und vetreibe die deprimierende Stimmung mit Rush. Free Will. Man stelle sich vor, Geddy Lee in einer Kopfhörerdisco. Hahahahahahaha! Die Rush Konzerte waren mit Abstand die lautesten, die ich in 50 Jahren erlebt habe. Sie waren nicht zuletzt deshalb so genial, weil alle Fans auf derselben Welle surften, dieselben Lieder und dieselbe Band erlebten, und dadurch ein größtmöglicher gemeinsamer Nenner entstanden ist. Ein guter Vibe. Der sich nicht bilden kann, wenn jeder unter einem Kopfhörer in seiner eigenen virtuellen 1-Mann-Disco vor sich hinschlumpft. Hm, vielleicht geht’s genau darum, DAS zu verhindern? Das gemeinsame Gutfühl, den gemeinsamen Nenner. Es gibt ja kaum noch echte Tanztempel, in denen echte Tanzflächen auf echte Menschen warten, weil echte DJs echte Musik auflegen. Stattdessen feuern Laptopbesitzer ihre vorgefertigten Playlists ab, und das einzige, was strahlt, sind nicht etwa die Subwoofer oder die Gesichter der Gäste auf der Tanzfläche, sondern der Router und das hauseigene Netzwerk. Da ist der nächste Schritt vielleicht, die Musik als verbindendes, glücksbringendes Element im öffentlichen Raum ganz abzuschaffen und Totenstille zu erzeugen, emotional wie akustisch? Teile und herrsche klappt ja im Moment auf diversen Ebenen ganz gut. So ziemlich alle kulturellen Lager und Gruppen lassen sich im Moment bereitwillig gegeneinander aufhetzen. Die Musik als unpolitischen, unparteiischen Friedensstifter zu eliminieren würde zu dieser perfiden Agenda passen. Idee!Okay, an Land sind Tanztempel und echte Musik vom Aussterben bedroht. Und auf See? Es gibt Piratensender. Warum nicht Piratendiscos? Ein umgebautes Schiff mit ultrafetter Anlage ohne Dezibelbremse, dafür mit opulenter Plattensammlung, fähigen DJs und riesiger Tanzfläche? In einer Gewässerzone, in der man Sperrstunden, Spaßbremsen und politisch korrekte Selbstzensur gepflegt ignorieren kann? Mit Shuttledienst zum Festland und auf Wunsch Übernachtungsmöglichkeit an Bord? Letztes Jahr sind übrigens zwei Senioren in Norddeutschland aus einem Wohnheim ausgebüxt, um nach Wacken zu fahren und die ultimative Metalparty mitzufeiern. Obwohl es im Altenheim jede Menge Kopfhörer gab. Text © Kathrin Elfman 2019 Titelbild: Pixabay
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/silent-disco Rebloggen/verlinken gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. Deutsch ist eine wundervolle Sprache. Mit poetischer Präzision und unaufgeregter Klarheit bewirkt sie das echte Abrakadabra, erzeugt Resonanz, schafft Verbindungen. Doch Babylon ist überall. Vor allem dort, wo englischer Digital-Content ins Deutsche überführt wird. »Hey, wir haben Excelsheets mit englischer Copy reinbekommen, die müssen wir übersetzen.« »Kein Problem, ich lass mir gleich paar Übersetzer-KVs geben, wir nehmen dann den billigsten.« »Ach was, die Kohle können wir sparen. Lass Autotranslate drüberlaufen, dann polieren wir das noch was, merkt eh keiner.« So ähnlich tönt es, kurz bevor ein folgenschwerer Text-Unfall passiert. Die Entscheidung, englischen Content per Billig-Übersetzung nach Deutsch zu wurschteln ist wie Reifenquietschen, das dem Knall vorausgeht, mit dem eine User Experience durch beschissene Ansprache beendet wird. Und weil ich die Unfallfolgen gelegentlich als Notfallpatienten auf den Tisch bekomme mit der Bitte, zu retten was zu retten ist, gibt’s heute ein paar Worte aus dem Textland dazu. Ich hab was gegen vermeidbare Unfälle. Schon mal einen Wüstenkaktus ins friesische Watt umgetopft?Originäre länderspezifische Kreativ-Kampagnen für internationale Markenkunden sind selten geworden. Die meisten Global Brands mit Sitz in einem englischsprachigen Land bespielen ihre lokalen Werbemärkte zentral mit englischem Content aus dem Headquarter. Die lokalen Agenturen haben lediglich die Aufgabe, diesen Content für den jeweiligen Markt aufzubereiten. Grundsätzlich kein Fehler, wenn die Basis stimmt. So wird weltweit eine einheitliche Bild- und Themenwelt kommuniziert, die Markenpersönlichkeit bleibt kohärent und wiedererkennbar, ob als Social Media, Kampagnenmodul oder Landingpage dekliniert. Aber was passiert mit dem Text, wenn er aus dem englischen Sprach- und Kulturraum in den sagenwirmal italienischen, spanischen, französischen oder deutschen überführt wird? Genau an dieser Stelle sitzt das Unfallrisiko im Gebüsch. Übersetzen – oder lokalisieren?Bis vor wenigen Jahren hieß es: übersetzen, so billig wie möglich. Die Zeichen-/Wort-Honorare für Übersetzer lagen auf obszön niedrigem Niveau, die Qualität war entsprechend lausig. Die von Englisch nach Deutsch übersetzten Websites, Newsletters oder Social Media Posts waren so verquast, die Wortwahl so unpassend und der Satzbau so sperrig, dass man die Texte nicht mal einem Grundschüler durchgehen lassen würde. Man hörte beim Lesen förmlich das englische Original im Hintergrund mitlaufen. Selbst wenn es inhaltlich richtig übersetzt wurde, so fehlt doch alles, was einen Text gut lesbar, verständlich und aktivierend macht. Ist klar: Ein Texter textet, ein Übersetzer übersetzt. Und textet nicht. Darf er auch gar nicht. Für kreative Einfälle, kulturtypische Adaptionen, marktspezifische Änderungen und redaktionelle Überarbeitung ist er nicht zuständig. Zielgruppe, Markenidentität, Vibe – all das hat ihn nicht zu interessieren, er übersetzt die Wörter, die er bekommt. Egal, ob es sich um den Text einer Kosmetikmarke, eines Reifenherstellers, Modelabels, Wurstherstellers oder IT-Konzerns handelt. Entsprechend unspaßig liest sich das Ergebnis. Damit ein englischer Text auch auf Deutsch funktioniert, darf man ihn nicht stumpf übersetzen, sondern muss ihn, tadaa, lokalisieren. How to make Übersetzung feel like guter TextVermutlich musste es erst grottig werden, bevor es besser werden konnte. Nachdem sich reihenweise große Marken mit oberpeinlichen, weil 1:1 übersetzten Blogs, Microsites und Werbemitteln blamiert hatten und ihnen das von den deutschen Rezipienten unverblümt um die Ohren gehauen wurde, kam vor einigen Jahren endlich die Trendwende. Immer mehr Unternehmen erkannten, dass sich englische Originaltexte ihrer Marke zwar billig und schnell übersetzen lassen und auch irgendwie nach Content aussehen, aber deshalb noch lange nicht im deutschsprachigen Markt funktionieren. Als ich 2012 vor den noch rauchenden Trümmern verschiedener Websites mit denglischen digitalen Dooftexten (always avoid alliterations) meine ersten Workshops zum Thema Lokalisierung gehalten habe, war es noch gar nicht so leicht, die Entscheider für individuelle deutsche Lokalisierungen zu begeistern. Zu neu waren Begriffe wie kulturtypische Userführung, marktspezifische Didaktik, sprachlich authentische Neuformulierung der englischen Inhalte. Aber es hat geklappt. Inzwischen ist es Routine. Und zwar eine, die Spaß macht. Lokalisieren bedeutet, den Originaltext NICHT ins Deutsche zu übersetzen, sondern ihn neu zu schreiben. Und den englischen Text lediglich als Input zu verwenden. Das heißt, man muss sich ins Thema einarbeiten, den Inhalt tatsächlich verstehen und wissen, was er bedeutet, so dass man ihn im lokalen Markt erzählen kann. Bis hierhin klar? Gut, dann hätte ich jetzt ein Praxisbeispiel. Original und Fälschung»Founded in 1992, the unconventional brand is well-known by now for its progressive, sometimes even edgy and provocative identity, and for frequently engaging in cultural marketing initiatives, combining modern spirituality and innovative products for your sophisticated urban lifestyle, connecting with popular culture as well, which will help the brand further maximize exposure to a younger generation, enabling customers and fans to experience the outstanding quality of our products.« Ganz schön langatmig, das englische Original. Aus dem Übersetzungsbüro kam das hier: »Gegründet in 1992, ist die unkonventionelle Marke mittlerweile für ihre eckige progressive manchmal provokative Identität und ihr regelmäßiges Engagement für kulturelle Marketinginitiativen bekannt. Sie kombiniert moderne Spiritualität und innovative Produkte für Ihren anspruchsvollen und urbanen Lebensstil und verbindet sich auch mit der Populärkultur, was der Marke helfen wird, den Kontakt zu einer jüngeren Generation zu maximieren, damit Kunden und Fans die herausragende Qualität unserer Produkte erleben können.« Örks. Nach der Lektüre brauchte ich erstmal einen Kaffee, denn in diesem Stil zog sich das ganze Dokument hin. Klarer Fall von verkorkstem Text. Bevor wir uns anschauen, wie verkorkst er wirklich ist, zunächst zum direkten Vergleich. Hier ist mein spontaner Gegenvorschlag: »Progressiv, unkonventionell, engagiert. Seit ihrer Gründung 1992 unterstützen Marion Inc. regelmäßig kulturelle Projekte und Veranstaltungen – ohne Berührungsängste mit jugendlicher Popkultur. Mit einem konsequenten, manchmal provokanten Mix aus moderner Spiritualität und innovativen Produkten für einen urbanen Lifestyle begeistert die Marke inzwischen auch ein jüngeres Publikum.« Warum ist das besser? Weil es viel kürzer ist, sich leichter liest und ein Pfund Schwafel weniger enthält. Trotzdem ist es eine Interpretation des Originaltexts, keine neu konzipierte Aussage. Und so kommt man da hin: 1. Um was geht's?Adjektiv-Inkontinenz, gepaart mit der Tendenz, alles doppelt und dreifach sagen zu wollen, ist typisch für US-Englisch und passt da auch gut hin. Es sollte aber nicht 1:1 ins Deutsche übernommen werden. Es sei denn, man schreibt für Schlagersänger. Gilt auch für den Klassiker »outstanding quality«. Die kann man mit »herausragender/überdurchschnittlich hoher Qualität« zwar übersetzen, klingt aber im deutschen Text unsouverän und ranschmeißerisch. Entweder taugen die Produkte etwas oder nicht. Wenn ja, geht das aus den Produktbeschreibungen hervor. Wenn nicht, helfen auch keine Adjektive. To do: Inhalt sinngemäß erfassen und alles rausstreichen, was doppelt und dreifach gesagt wird. Auch die Adjektive, die braucht in dieser Menge kein Mensch. Jedenfalls nicht nüchtern. 2. Wer ist gemeint?Im englischen Original hüpft der Absender ständig auf eine neue Position. Zuerst spricht er von sich in der dritten Person als »the brand« und »its products«. Dann wird’s persönlich mit »Ihrem Lifestyle«, um gleich darauf wieder die dritte Person die »younger generation« zu bemühen und am Ende mit »our products« mal kurz in die erste Person zu huschen. Was für eine Rumrennerei, da verbrenne ich ja schon beim Lesen mehr Kalorien als ich esse. Ich habe mich für eine neutrale Anrede entschieden, da es sich um einen Text handelt, der nicht unnötig aufdringlich oder werblich klingen soll. Für die direkte Rede in der ersten und zweiten Person ist noch genug Zeit, wenn es um Kaufangebote und CTA geht. To do: Zu Beginn des Textes festlegen, wer mit wem spricht. 3. Satzbau rockt»Founded in« ist ein klassischer englischer Opener, mit dem traditionell Bandwurmsätze in About-Texten beginnen. In diesem Fall hatte der Wurm gewaltigen Appetit und wuchs auf 514 Zeichen Länge inklusive LZ an. Nicht schön, und nicht wirklich angenehm zu lesen. Der Mensch muss atmen, auch beim Scrollen. To do: Bandwurmsatz und dessen Inhalt in kürzere, sinnstiftende Sätze zerlegen. 4. Details, DetailsEin einleitender Halbsatz wie dieses »Founded in« steht im Deutschen keinesfalls am Anfang eines Satzes. Das fällt in die Kategorie »there’s no such thing as/es gibt keine solche Sache wie«. Es heißt auch nicht »Gegründet in 1992«. Dieses »in« gibt’s ebensowenig wie »makes sense« trotz hartnäckiger Wiederholung »Sinn macht«, sondern Sinn ergibt oder sinnvoll ist. Bitte merken: Auf Deutsch wird eine Jahreszahl nie von einer Präposition angeführt. Die Firma wurde 1992 gegründet, oder sie wurde im Jahr 1992 gegründet. Nicht in 1992. Ach ja, »to maximize contact« heißt nicht »Kontakt maximieren«. Diese Formulierung wäre nur korrekt, wenn es um eine Statistik zur Effizienz von Kontaktpunkten zwischen User und Marke/Absender ginge. Geht’s aber nicht, wie man aus dem Kontext ableiten kann. Gemeint ist die Annäherung über Verben wie begeistern/erreichen/begegnen. Apropos Details. Ein lebendiger Text enthält häufig Referenzen, die im echten Leben verankert sind. Berühmte Orte, Städte, Bauwerke, Namen, Stars, Vorbilder, vielleicht auch Filmtitel. Vertraute Avatare, die den Identifikationsfaktor beim Lesen unaufdringlich, aber spürbar erhöhen. Wenn in einem US-Text als Referenz für heldenhafte Leistung ein NBA-Star genannt wird, oder ein UK-Text auf ein erfolgreiches britisches Rennpferd referenziert, ist das für die jeweilige Zielgruppe eine greifbare Identifikation. Aber was tun, wenn mit den Namen außerhalb des Herkunftslandes keiner was anfangen kann? Eine Insider-Referenz zu übernehmen, die in den lokalen Märkten keinem was sagt, ist nicht nur sinnlos, es erzeugt auch Verwirrung. Verwirrte User werden selten Fans. Logisch, oder? Also kurz überlegen, wie man die Referenzierung im Text ersetzt. Dazu muss man sich in die Materie einfühlen und Alternativen finden. Wieder was, das Übersetzer schon aus Zeit- und Budgetgründen weder leisten können noch dürfen. Übrigens gilt auch hier die Handwerkerweisheit: Wer billig kauft, zahlt zweimal. Ja, eine Übersetzung von Landingpages oder ganzen Websites durch eine Billigagentur sieht im KV erstmal budgetfreundlich aus. Aber wenn die erhoffte Response ausbleibt, sich sachliche Fehler einschleichen oder sich die Kommentare in Social Media Posts auf Häme und Spott beschränken, macht das Übersetzungsschnäppchen keinen Spaß mehr. Auch dem Kunden nicht. Und wenn dann ein Texter das Ganze retten soll, kostet es mehr, als wenn er es gleich selbst geschrieben hätte. Isso. Deshalb: lokalisieren statt übersetzen.Im Idealfall mit einem Texter und Konzeptioner, der Englisch in Wort und Schrift sicher beherrscht. Auch umgangssprachlich, denn Digitaltext kommt nun mal mit einem anderen Look & Feel daher als gedruckte Literatur. Gleichzeitig sollte der Texter lange genug auf dem Gedankenstrich zuhause sein, um nicht mehr über Stilistik, Format, themenspezifische Semantik oder Userführung nachdenken zu müssen. Nur dann entsteht ein lokalisierter Text, der nicht klingt wie Autotranslate auf Meth, sondern wie taufrischer deutscher Originaltext. Yours truly. Text 2019 & 2025 © Kathrin Elfman; Bild Pixabay
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/lokalisierung Rebloggen/verlinken jederzeit gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und/oder kommerzielle Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. Eine von vielen, vielen aktuellen Fender Produktseiten mit Texten aus meiner Feder.
Website: http://shop.fender.com/de-DE/mustang-gt Eigentlich wollte ich ja nur diesen genialen Kurzfilm »Modern Educayshun« von Neel Kolhatkar vorstellen. Aber beim Versuch, ihn anzuteasern, sind mir so viele Parallelen zum aktuellen Gesellschaftsbild hier aufgefallen, dass ich sie nicht unerwähnt lassen will. Denn der Wunsch nach Geführtwerden bewirkt derzeit schlimme Veränderungen. Die Sehnsucht nach einem Oberchef, der einem die Verantwortung fürs eigene Dasein abnimmt, nach schweren strammen Ketten, die das kuschlige Gefühl von »gut aufgehoben sein« vermitteln, verwandelt nette normale Menschen in Zombies und Hochkulturen in Kriegsschauplätze.
Es fühlt sich ja sooo gut an, auf der richtigen Seite zu stehen, nicht ? Niemand ist jemand, alle sind gleich, die Partei hat immer Recht. Endlich ruhig schlafen. Wissen, was man zu denken und wen man zu dissen hat, weit weg vom Ich, weit weg vom aufrechten Gang. Ohne Fragen, ohne Gedanken, ein gut funktionierender Knecht. Die Gitarre verbrennen, die Freiheit gleich mit. Liebe braucht auch kein Mensch – Abstoßend, grotesk? Na, das hoffe ich doch! Für eine verstörend große Mehrheit ist diese Art zu denken bereits Normalität... > Ganze Story lesen Kunde: Kia Motors Europe
Projekt: Website Kia Niro I Webspecial Agentur: BippesBrandão Text: Kathrin Elfman Website: www.kia.com/de/specials/niro Wer von uns denkt nicht mit leiser Wehmut zurück an myspace? Hach, schön. Nach BTX und UUCP, Newsgroups im Usenet, ICQ und AOL endlich eine Plattform in Beinahe-Echtzeit, die auch für Nicht-Nerds nutzbar war. Der Begriff »Social Media« war noch nicht erfunden, geschweige denn, dessen Monetarisierung. Es gab keine Spy-Apps, die unser Nutzerverhalten in geldwerte Datenklumpen umrechneten. Keine Second- und Third-Screen-Kampagnen, keinen Chat, keinen Stream, keine Emoticons, keinen Meinungs-Terrorismus, keine Meme-Seuche, keine eingebetteten Fremdmedien. Es gab Foren und Profile. Und direkte, persönliche Interaktion. Millionen Ansichten. Und alle sind wahr.Eine Community im besten Sinne: Millionen User, die in ihrer Individualität buntwildnaiv aufeinanderprallen und ausprobieren, wie das so geht mit dem virtuellen Zusammentun. Ohne Stellvertreter-Autoritäten, die dem Ganzen eine künstliche ideologische Struktur aufzwingen, mit der die User nach abstrakten Kategorien sortiert und gemaßregelt werden. Man setzt sich direkt miteinander auseinander. Mit unzensierten klaren WORTEN. Man kommuniziert. Man artikuliert sich und sagt, was man zu sagen hat. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mich damals dort mit Hunderten, später Tausenden von Kreativkollegen, Musikern und Künstlern aus Deutschland und aller Welt vernetzt. Es war spannend, surreal, erfreulich, verstörend, hilfreich, inspirierend und nie langweilig. Der Proberaum, das Schreibstübchen, das Atelier hatten keine Wände mehr, sondern die ganze Welt in Schulterblick- Reichweite. Ergebnis: viele interessante Bekanntschaften, die sich teilweise bis ins Reallife fortsetzten, kreative Kooperationen, aus denen mehrere Tonträger und Bücher entstanden sind, sowie diverse spaß- und gewinnbringende Text-Deals. Ja, auch potenzielle Auftraggeber aus Medien, Labels und Verlagen tummelten sich bei myspace. Vibe: Hier geht was. Genau wie vom Gründer Tom Anderson vorgesehen. Nach ein paar fröhlichen, fruchtbaren Jahren kam der Paukenschlag, mit dem innerhalb weniger Tage alles vorbei war. Plötzlich waren Funktionalitäten nicht mehr nutzbar, Foren und Nachrichten verschwunden, statt der Profil-Inhalte prangten Site Takeovers und riesige animierte Banner auf den Seiten, die Plattform wechselte den Eigentümer und wurde zur Abspielstation für Daddelprodukte umgewandelt. Ende, aus, vorbei. Viele von uns nahmen den bereitstehenden Fluchtbus zu Facebook. Man traf sich wieder, vernetzte sich über Zeitzonen und Kontinente hinweg, alles gut. Zumindest am Anfang. Überfütterte Egos, Trolle und SpendenbuttonsSeit 2010 gibt es ein neues Phänomen, das vor allem bei Facebook, Wordpress und Youtube monströse Ausmaße annimmt: die sogenannten Truther. Für uns Kreative eigentlich irrelevant. Wir sind es gewohnt, uns eigene Gedanken zu machen und brauchen keinen Vorturner, der uns die Welt erklärt. Auf derartige Meinungs-Bevormundung reagiert unsereins eher angefressen. Außerdem sind wir meistens mit unserem Kram beschäftigt, schreiben Texte, Bücher und Songs, machen Musik, Filme und Bilder, nähen Klamotten, fahren Schiffe, fliegen Flugzeuge, pflanzen Essen an, reparieren Autos, bauen Häuser, Musikinstrumente oder Küchengeräte und treffen uns privat zum tiefgehenden Gedankenaustausch. Im virtuellen Raum ist das schwierig geworden, denn hier wird mit energetischen Splitterbomben geschmissen. Wie Pilze im Sommerregen quellen immer neue virtuelle Präsenzen von sogenannten »Truth Warriors«, »Lichtarbeitern« oder »Weisheitslehrern« im Namen aller möglichen Ideologien aus dem digitalen Boden. Vom internationalen Bestseller-Autor über den klassischen Mainstream-Erklärbär bis zum laktoseintoleranten Grüngürtel-Esoteriker hat plötzlich jeder Meinungsfaschist seine Social Media Präsenz, über die er jedem, der nicht rechtzeitig seine Blockierliste erweitert, ungefragt irgendeine pseudo-politische, quasi-spirituelle, scheinbar systemkritische Theorie inklusive dazugehörendem Feindbild aufdrängt. Selbstverständlich bietet er auch den ultimativen Weg zur Wahrheit an. Kostenpflichtig, versteht sich. Ob als Seminar, Workshop, Buch, Coaching oder Kongress. Oder als Spende. Als echter Systemkritiker hat man einen Paypal-Spendenbutton auf seinem Profil. Das System wird zwar wortreich als scheiße bezeichnet, ist aber nicht scheiße genug, als dass man es nicht zur persönlichen Bereicherung nutzen könnte. Passt, wackelt und hat erstaunlicherweise jede Menge Zulauf. »Endlich erklärt mir jemand, wer schuld ist!«Der Vorher-Nachher-Effekt ist erschreckend: Wo vorher eine knallbunte Masse aus Individualisten war, die sich verbündeten, zofften oder ignorierten, sind praktisch über Nacht neue Kriegsschauplätze und Armeen entstanden. Nicht zufällig, sondern strategisch gesteuert von genau denjenigen, die doch angeblich soooooo besorgt um das Wohl der Menschheit sind. Die quirlige, vielseitige Community wurde gerastert, genormt, standardisiert und in feindliche Lager aufgeteilt. Zu diesem Zwecke etablierten sich auch zahlreiche neue Begriffe, deren martialisch-militärisches Wording einem direkt sagt, wes Geistes Kind dahintersteckt. Zuerst erfindet man einen imaginären Feind, dann dichtet man ihm unsichtbare Massenvernichtungswaffen an, schwupps sind alle dafür, den Schlimmi auf brutalstmögliche Weise samt ein paar Millionen Zivilisten ins Jenseits zu bomben. Endlich, endlich weiß man, wer böse ist, und wen man ganz offiziell hassen darf. Auf einmal gibt es »Schlafschafe«, die gegen »Verschwörungstheoretiker« kämpfen. Oder »Linke«, die gegen »Rechte« zu Felde ziehen. Sogenannte »Gutmenschen« betätigen sich kriegsgeil per »Melde-Terrorismus« gegen »Nationalisten«. »Veganer« drangsalieren »Fleischfresser« bis aufs Blut (Kalauer beabsichtigt). Selbstgerechte »Spirituelle Führer«, »Truth Seeker« und »Lichtarbeiter« stampfen phrasenmähend über die bunte virtuelle Blumenwiese und ermorden alles, was nach Freude, Liebe und Inspiration duftet. Die Liste der halluzinierten Kriegsgegner lässt sich endlos verlängern: Wähler gegen Nichtwähler, Pegidisten gegen Islamisten, AfDler gegen Deutschlandhasser, Flat Earther gegen Heliozentriker, Lügenmedien gegen Blogger, Light Worker gegen Dunkelmenschen, Narkosemenschen gegen Truth Warriors – lauter hässliche neue Wörter, die als Etiketten für bestimmte Gruppen dienen und einen Ismus definieren sollen, dessen Anhänger als Gegenspieler zu einem anderen Ismus in den Krieg gehetzt werden. Koexistenz der verschiedenen Ismen? Nicht erwünscht. Eines haben die Ismus-Repräsentanten und Follower gemeinsam: den Spaß am Krieg. Mit Wonne lassen sich Menschen in Grüppchen bündeln, gegeneinander aufhetzen und zerfleischen sich ohne jedes persönliche Motiv im Namen der jeweiligen Ideologie, die irgendein menschliches Stück Scheiße erfunden und in copy-paste-fähige Memes mit blutrünstigen »wir gegen die«-Parolen verpackt hat. Substanz? Nicht vorhanden. Macht sich aber gut im Facebook-Profil. Wenn man keine eigenen Gedanken hat, nimmt man halt ein Kriegspropaganda-Meme. Und was machen Leute wie ich?Tja. Ich gehöre keinem Ismus an. Auch keiner Sekte, Religion, Ideologie oder politischen Gruppe. Ich füttere meinen Geist und beobachte sehr viel. Und ich tausche mich gerne mit Menschen aus, die ebenfalls beobachten und ihren Geist füttern. Über Geoengineering oder Geisteswissenschaft, die politisch-ideologische Entwicklung der letzten 5.000 Jahre, die Entstehung der Wirklichkeit oder den Metallurgischen Komplex und viele andere Themen, von denen in den Brüllmedien keine Rede ist. Ich habe keinerlei missionarischen Drang. Geschweige denn, dass ich irgendwen aufklären oder »aufwecken« will, wie das im Truther-Sprech so hübsch heißt. Früher war ein freier, gechillter Austausch über diese Themen via Social Media möglich. Praktisch, weil ja nun nicht immer der gewünschte Gesprächpartner zufällig vor der Haustür rumlurcht. Heute geht das kaum noch. Ich probiere es trotzdem manchmal. Dann poste ich einen Sachverhalt, eine Frage oder nachprüfbare Fakten zu einem Thema und reflektiere diese öffentlich. Minuten später zeigt sich, wie gründlich die Meinungsfaschisten den virtuellen Raum übernommen haben. Je nach Thema stilisiert die eine Fraktion mich zum Anführer, zum »Opinion Leader« und ähnlichem Unfug mit viel Fallhöhe, während die Gegenfraktion spontan Schaum vor dem Mund kriegt und mich mit Hassphrasen überkübelt. Wie es sich für brave Soldaten im Dienste ihrer Führer gehört. Manchmal wird auch »gemeldet«. Volkssport nicht nur in der Ex-DDR, sondern auch beim Digital-Kriegspesonal. So oder so, ein echter Austausch findet nicht mehr statt. Allzu fest zementiert sind die vorgefertigten Meinungen und Wahnvorstellungen der Kriegsteilnehmer. Auf die Idee, sich mal in eine Bibliothek zu setzen und in ein Thema fundiert einzulesen, kommt keiner mehr. Praktisch, nicht? Es gab mal eine Zeit, in der musste man Bücher verbrennen, um die Menschen dumm zu halten. Heute machen die User das selbst, weil sie dumm bleiben wollen. Auffällig:Die vermeintlich alles durchschauenden, geistig überlegenen und die Menschheit retten wollenden »Truther« und die »Schlafschafe« verhalten sich absolut identisch! Bis ins Detail. Ego-gesteuert, eitel, und sie brauchen Follower respektive ein Kollektiv, um sich ihrer Position gewiss zu sein. Und natürlich sind sie grundsätzlich überzeugt davon, die einzig wahre Wahrheit gepachtet zu haben. Die sogenannten »Aufgewachten« und die »Schlafschafe« markieren keineswegs entgegengesetzte Pole am jeweiligen Ende einer bestimmten Skala, sondern befinden sich auf exakt derselben Position, derselben Bühne! Kasperle, Krokodil, und denkt vielleicht auch mal jemand an das Gretl und die Oma? Tragisch ist, dass keiner der Kriegsteilnehmer merkt, wessen Hand er im Anus stecken hat, und in wessen Interesse er tatsächlich agiert. Der Solitär im KieshaufenDass hier in Deutschland, in Europa und dem Rest der Welt momentan so einiges nicht stimmt, ist jedem klar, der die letzten Jahrzehnte nicht unter einem Stein verbracht hat. Und wer dieses diffuse Gefühl zulässt und hinterfragt, kommt ziemlich schnell an den Punkt, an dem er es genauer wissen möchte. So mancher verliert beim Versuch, die Dinge verstehen zu wollen, den Glauben an die Menschheit, wird depressiv, fängt an zu saufen oder bringt sich um. Verständlich, aber unlustig. Andere bleiben zumindest rein biologisch am Leben, blenden aber alles aus, was ihre Matrix-Idylle gefährdet und degenerieren geistig so sehr, dass ihre Wahrnehmung und Sprache nur noch aus TV-Inhalten besteht. Wieder andere werfen sich dem erstbesten politischen, religiösen oder militärischen Führer ins Portfolio und kämpfen Stellvertreterkriege. Wieder andere stilisieren oben erwähnte »Truther« zum Heilsbringer oder Guru, sich selbst zu Sektenjüngern und praktizieren die Fremdsteuerung als ideologischen Kult. Ja, die »Truther« sind richtige Cleverle. Sie machen aus der vermeintlichen Wahrheitssuche ein Business. Moralisch sehe ich da keinen Unterschied zum Waffenhersteller oder Legebatteriebetreiber. Bedarf erkannt, Bedarf erfüllt, kaufmännisch alles richtig gemacht. Menschlich halt eine Sauerei, aber wo eine Nachfrage, da ein Angebot. Warum ich mich trotzdem immer noch im virtuellen Raum aufhalte? Okay, abgesehen davon, dass ich DNA-technisch ein unverbesserlicher Optimist mit viel Menschen- und Lebensliebe bin, gibt es noch einen zweiten Grund: weil selten, ganz selten, also wirklich richtig richtig selten ein seelenverwandtes Individuum meinen Weg kreuzt. Frei von Ismus und Partisanentum, ein selbstbestimmter frei denkender Souverän. Er entscheidet und handelt für sich. Er versteckt sich nicht hinter imaginären Autoritäten, sondern steht für sich selbst ein. Und er beschäftigt sich bereits aus eigenem Antrieb seit vielen Jahren mit den essentiellen Themen, die derzeit unsere gemeinsame Wirklichkeit durchschütteln. Interdisziplinär, autodidaktisch und ideologiefrei. So eine Begegnung auf Augenhöhe ist für mich wie frisches Mandelgebäck, Grillfisch und Strandspaziergang in einem. Wenn das passiert, geht der Kontakt früher oder später immer über ins reale Leben über und verschwindet vom virtuellen Kriegsschauplatz. »Hä? Das musst du mir mal erklären.«Muss ich nicht. Geh kacken und nerv mich nicht. Stimmt, das ist nicht nett. Es ist meine angemessene und zielführende Standard-Absage an User, die mich mit unverschämten Erklärungsforderungen behelligen, weil sie mich mit ihrem Guru, einem »Truther« oder dem Fernseher verwechseln. Ich habe keine Geduld mehr mit Leuten, die ihren Geist nicht selber füttern wollen, sondern drauf bestehen, auf dem digitalen Silbertablett serviert zu bekommen, was man denn so zu denken und zu meinen habe. Früher habe ich es manchmal versucht. Das mit dem Erklären. Habe Listen mit Keywords erstellt und den scheinbar interessierten Fragestellern viel Input geschenkt, mit dem sie etliche Wochen beschäftigt gewesen wären. Gab nicht mal ein Danke, geschweige denn, ein Ergebnis. Nur einen pampigen Abgang: »Nöl, mecker, motz. Waaaas, ich soll selber denken? Daten und Fakten recherchieren? Eigene Schlussfolgerungen ziehen? Frechheit, wie kann die arrogante Socke mir sowas Anstrengendes zumuten, wo ich doch im Fernsehen alles lecker vorverdaut bekomme, was ich wissen soll...« Bah. Drum: siehe oben. Und was ist die Wahrheit?Die Wahrheit ist, was sie ist. Weil die Dinge sind, was sie sind. Sie braucht keine selbsternannten Anwälte, Meinungskrieger und Übersetzer. Es ist ihr herzlich egal, was ich von ihr halte. Oder was irgendwer sonst von ihr hält. Meine persönliche Meinung ist daher komplett irrelevant und kann niemals Gesprächs- oder gar Diskussionsgegenstand sein. Meinungen sind nur dort Gesprächsinhalt, wo es nicht um Inhalt geht: im Meinungsfaschismus der Truther, ihrer Gegenspieler und den vielen simultan geführten Meinungskriegen. Newsflash: Es braucht keinen Guru, keine Partei, keinen Führer und keine Pseudo-Autorität, die einem sagt, was man zu denken und zu fühlen hat. Da draußen sind alle, wirklich alle Informationen, Dinge, Menschen und Phänomene, mit denen man seinen Geist füttern, seine Fragen beantworten, seine Neugier stillen, seine Intuition schulen und sein Bewusstsein erweitern kann. Wenn man will. Keine Geheimlehren, keine »Insider-Infos«, so etwas gibt es nicht. Das sind erfundene Begriffe von Wichtigtuern, die sich damit einen Anstrich von »Insider« verleihen und alltägliche Naturgesetze rund um Magie und Energetik so sehr verkrypten, dass sie kaum noch jemand versteht und sich die »Eingeweihten« elitär-überlegen fühlen können. Gähn. Zum Glück ist die Nummer schon fast rum. Die Zeitqualität ist ganz schlecht für Lügen und Geheimnisse. Alles kommt ans Licht, alles ist offen, alles kann recherchiert, angeschaut, ausgewertet, beobachtet, erfahren, durchschaut und verstanden werden. (Sofern man denn tatsächlich seinen Horizont erweitern und nicht nur stumpf Recht haben will.) Außerdem ist die Erde ein Fischbrötchen.Beispiel Flat Earther vs. Heliozentriker. Ein ideologischer Krieg, von außen betrachtet so sinnlos wie Sprachunterricht für Mehlwürmer. Niemand, der unser Erde-Dings nicht mit eigenen Augen von ziemlich weit weg gesehen hat und lebendig zurückkam, kann dazu eine fundierte Aussage treffen, und selbst die wäre immer noch individuell. Also was soll das Gemetzel? Ich habe mal einige der Kriegsteilnehmer gefragt, was sie machen würden, wenn plötzlich jemand reinkäme und ihnen mit absolut hieb- und stichfester Beweisführung darlegen würde, wie die Erde beschaffen sei. Damit wäre die Antwort gefunden und der Krieg beendet, oder? Die Antworten auf beiden Seiten (!) waren identisch: »Nein, denn dann wüssten wir endlich, wer Recht hat und wer nicht!« Aha. Es geht also mitnichten darum, unser Universum und das Leben zu verstehen, sondern nur darum, wer Recht hat? Meine Fresse. Ist es nicht scheißegal, ob die Erde nun rund, flach, hohl oder ein Fischbrötchen ist? Statt ideologische Meinungskriege darüber zu führen, wäre es für den Anfang mal ganz nett, wenn wir uns alle drauf einigen könnten, das Erde-Dings insgesamt achtsamer und respektvoller zu behandeln. Weil es sonst kaputtgeht. Und dann ist es völlig wumpe, ob es als Scheibe, Kugel oder Mittagessen kaputtgeht, und wer Recht hatte. Oder dieses penetrante »wir-hier-unten-gegen-die-da-oben«-Gewichse. Die Rothschilds und Rockefellers sind an allem Übel schuld, jawoll, denn die knechten uns und beuten uns aus. Klar, ein paar »Truther« haben's hingeschrieben, also muss es wahr sein. Dass ebenjene Familien zwar moralisch abgefuckte Hackfressen sind und in der Geschichte viel Übles bewirkt haben, geschenkt. Wissen wir. Aber sie sind keineswegs die mächtigen Finsterlinge im Hintergrund, als die sie vermarktet werden. Sie sind lediglich weisungsgebundene Hausmeister für die bislang von den allwissenden »Truthern« mit keinem Wort thematisierten wahren Strippenzieher. Ja, und an die traut sich keiner der Kriegstreiber ran, denn diese Sphären sind nichts für Wichtigtuer und Meinungsfaschisten. Dort ist es richtig dunkel. Wer sich dort umschaut, muss wissen, dass alles, was er bisher glaubte, sich als Illusion entpuppt und er mit ganz neuen Erkenntnissen konfrontiert wird. Meinungsfaschisten und eitle Fatzkes wissen das nicht. Wollen es auch nicht wissen. Wenn ich diese Tatsache beiläufig erwähne, weil sie erstens wahr ist und zweitens nachgeprüft werden kann, gibt's Haue. Von Truthern wie Followern. Denn damit stelle ich ja das standardisierte, bequeme Feindbild in Frage. Bizarr wird's auch bei den Hassgefechten zwischen Darwinisten und Kreationisten. Da haben sich die passenden Fanatiker gesucht und gefunden! Spielt es wirklich eine Rolle, ob wir aus dem Quastenflosser hervorgegangen sind oder vor ein paar Tausend Jahren hier samt Kulisse aus dem Jenseits hergebeamt wurden? Wir sind hier. Jetzt. Ja, was ist denn nun die Wahrheit?Nochmal: Wir sind hier. JETZT. Nochmal: Wir sind hier. JETZT. Beheimatet in einem Meisterwerk von Körper, in dem wir diesen riesengroßen Abenteuerspielplatz hier erkunden können. Und da gibt's ein paar Millionen Schattenparker und Spaßbremsen, die nichts Besseres zu tun haben, als ihre Existenz mit Krieg darüber zu vergiften, wessen Halluzination denn wohl die coolere sei? Heiliges Mandelhörnchen. Hier gibt's so viel zu lernen, zu erforschen, zu verstehen und zu erkennen! Zum Beispiel uns selbst. Liebe, Herzensverbindung, Sex, inkarnationsübergreifende Seelenverwandtschaft. Oder wie das mit unserer Manifestationsenergie ist, die dieses Jetzt-Dingens in Realtime jede Sekunde neu zurechtbastelt. Erkenne dich selbst, dann erkennst du Gott. Schon mal drüber nachgedacht, was das bedeutet? Und warum das an den Pforten des Orakels von Delphi steht? Und warum alle Orakelstätten im Jahr 391 n. Chr. durch den christlichen Kaiser verboten wurden? Allein um diese vielen Facetten des Menschseins und des Lebens zu erfahren, ist man viele, viele Jahrzehnte gut beschäftigt. Außerdem gibt's jede Menge uraltes Zeug auszubuddeln und zu analysieren, Neues zu erfinden, zu erschaffen, zu verstehen, so viel Schönes zum Ausprobieren und Spielen! Ganz ohne Ideologie, Truther und Kriegstreiber. Frei, selbstbestimmt und möglichst entspannt. Egal, wer Recht hat – keiner von uns kommt aus der Nummer hier lebend raus. Also macht was draus. Und das ist die Wahrheit. Nicht einfach, aber simpel. Text: 2017 & 2025 © Kathrin Elfman
Bild: Pixabay Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/truther Rebloggen/verlinken jederzeit gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und/oder kommerzielle Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. Du hast Verpflichtungen. Klar. Du hast aber auch nur ein Leben – und das ist jetzt. Also mach das, was du wirklich willst. Der neue Kia Rio ist dabei. Steig ein und lass dich inspirieren ... Kunde: Kia Motors Europe
Projekt: Website Kia Rio I Webspecial Agentur: BippesBrandão Text: Kathrin Elfman Website: www.kia.com/de/specials/rio-launch Ein „Meisterstück” ist etwas, an dem es nichts mehr zu verbessern gibt. Unser Meisterstück ist der Kia Sorento MASTERPIECE. In ihm kommen die Eleganz und Raffinesse des Serienmodells zur Vollendung. Sie spüren es, wenn Sie einsteigen, den Motor starten, die Hände ans Steuer legen – und alle Details ein harmonisches Ganzes bilden …
Kunde: Kia Motors Europe Projekt: Website Kia Sorento Masterpiece I Limited Edition Agentur: BippesBrandão Text: Kathrin Elfman Website: www.kia.com/de/specials/sorento-masterpiece/ Kunde: Bornemann Gewindetechnik
Projekt: Relaunch Online-Auftritt Text: Kathrin Elfman Website: bornemann-gewindetechnik.de Kunde: Kia Motors Europe
Projekt: Premarketing Website Kia Niro Agentur: BippesBrandão Text: Kathrin Elfman Website: www.kia.com/de/specials/niro/ 12/2/2016 Essay: »Wenn du Scheiße laberst, dann laber deine EIGENE Scheiße. Keine Copy-Paste-Scheiße von irgendwelchen Idioten!«lesen Ja, verehrter Leser, der Titel ist derb – und genial. Das Dialogfragment stammt von zwei jungen Männern, deren Unterhaltung ich neulich in der S-Bahn mithören durfte. Gefällt mir. Denn es enthält Klarheit und Wahrheit, die ich in unserer politisch korrekt zurechtgedengelten Gesprächskultur oft vermisse. »Meine eigene Scheiße? Alter, was meinst du?« »Was ich mein? Ich will wissen, was DU meinst.« »Hab ich doch grade gesagt.« »Nee, hast du nicht.« »Hä?« »Du hast nur gesagt, was die Tussi im Fernsehen gesagt hat. Nicht das, was du meinst. Das Gleiche kannst du gar nicht meinen. Die war total verstrahlt und hat nur Bullshit geredet. Also, was meinst du?« »Kapier ich nicht.« »Genau das mein ich.« Gar nicht so dumm. Und gar nicht so neu. 1927 schrieb Hermann Hesse: »Zehn Minuten las ich in einer Zeitung, ließ durch das Auge den Geist eines verantwortungslosen Menschen in mich hinein, der die Worte anderer im Munde breitkaut und sie eingespeichelt, aber unverdaut wieder von sich gibt.« (Der Steppenwolf) Laber deine eigene Scheiße. Ich finde das so herrlich punktgenau. Auch wenn ich davon ausgehe, dass die beiden nicht direkt das Thema Sprachforschung auf dem Schirm hatten – ich möchte diesen Rat gerne an Sie weitergeben. Er ist wichtig, denn er betrifft Sie ganz persönlich. Denn vor das »eigene Scheiße Labern« haben die humorvollen Götter des Kommunikationswesens das »eigene Scheiße denken Können« gesetzt. Abrakadabra: Ich erschaffe, was ich spreche. Oder auch nicht. Die deutsche Sprache enthält eine verschwenderische Fülle an Ausdrucksmöglichkeiten, Varianten, Synonymen, Bildern und Metaphern. Weshalb wir (theoretisch) imstande sind, jedes Gefühl, jeden Sachverhalt und jede Befindlichkeit artikulieren zu können. Was automatisch zu einer ebenso fein differenzierten Wirklichkeitswahrnehmung führt und letztendlich zur Fähigkeit, diese Feedbackschleife in kreative Werke der Wissenschaft, Kunst oder Musik münden zu lassen. Genau auf diesen äußerst potenten Reichtum unserer Sprache haben es einige finstere Zeitgenossen abgesehen. Wenn Sie älter sind als 45, dann ist Ihnen gewiss nicht entgangen, dass die Sprache der Massenmedien sich auf einem Niveau befindet, das man nur noch als ärmlich bezeichnen kann. Selbst eine Tagesschau-Moderation aus den 80er Jahren wirkt sprachlich so anspruchsvoll, dass sie von vielen Zuschauern heute nicht mehr verstanden würde. Ganz zu schweigen von deutscher Belletristik, die durch das sogenannte »Unterhaltungs«-Segment in Verlagen und Medien ersetzt wurde. Unterhaltung, welch ein Hohn. Salatgurken unterhalten sich geistreicher! In den letzen 12 Monaten hat dieser Trend Fahrt aufgenommen. Stärkstes Killerwerkzeug ist paradoxerweise nicht die inhaltliche Absurdität des Spiegel-Welt-Zeit-FAZ-BILD-TV-Geseieres, sondern die Sprache, in der die Quasi-Inhalte vermittelt werden. Das, was uns heute auf den Meinungsmacherkanälen entgegenschwappt, ist nicht mehr unsere reiche, schöne Muttersprache. Es ist eine von geisteskranken Kriegstreibern ausgedachte, künstliche, infantil-rabulistische, bevormundende Pseudosprache. Und hier liegt die eigentliche Schweinerei. Diese Pseudosprache, dieses verkrüppelte widerwärtige giftige Ding, es ist weit mehr als nur schlechter Stil oder unschöne Semantik. Es ist ein Anschlag auf Ihre, meine und unser aller geistige und emotionale Gesundheit. Genau dafür möchte ich Sie sensibilisieren. Denn hier gilt wie so oft bei Bewusstwerdungsprozessen: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Schließlich kann jeder selbst entscheiden, wessen »Scheiße er labert« (um im Slang der beiden Inspiratoren zu bleiben), sprich, welcher Sprache er sich im Alltag bedient. Dass immerhin einer der beiden die aktuelle Mediensprache als »total verstrahlt« und »Bullshit« abwatschte, erfreut mein Herz. Es bedeutet, dass der vielzitierte Mensch auf der Straße respektive in der S-Bahn doch nicht so degeneriert ist, wie Medien, Meinungsmacher und Kriegstreiber ihn gerne hätten. »Gewöhnlich stehen nicht die Worte in der Gewalt der Menschen, sondern die Menschen in der Gewalt der Worte.« (Hugo von Hoffmannsthal) Sprache rockt das Leben. Ein Gedanke, der Form annimmt. Eine SMS, Mail, PN oder Whatsapp, die unvermutet eintrudelt und eine Verbindung höher schwingen lässt, obwohl sie eben noch im Standby-Modus war. Digitales Gammafeuer, das Gefühle auszulösen imstande ist. Halbe Sätze, die man nicht zu vervollständigen braucht, weil der Empfänger weiß, wie sie gemeint sind. Andeutungen, Liebeserklärungen, private Witze. Inhalte, die jenseits objektiver Informtionen liegen. Eben »eigene Scheiße«. Sowas fördert Verstandenfühl, Vertrauen, Intimität, Resonanz, definieren Ton und Klima in einer sozialen Zelle, in der alle Beteiligten sich verstehen (sic!) und dieselbe Sprache sprechen (doppelsic). Wer Gesprächspartner hat, von denen er sich verstanden, gesehen, akzeptiert fühlt, ist von außen wenig bis gar nicht manipulierbar. Diese gefühlte Verbundenheit ist ein wertvoller Instinkt, der zu Stabilität, Stärke und Unangreifbarkeit einer Gemeinschaft führt. Der wunderbare Wolf Schneider schreibt in »Wörter machen Leute« auf Seite 33: »Am Anfang der Wortgeschichte stand das egozentrische Element: Jedes Wort war einmal der Einfall eines Einzelnen oder einer kleinen Runde.« Leider wird genau dies im gesellschaftlichen Dialog gerne als unerwünschte Abgrenzung, als Teile-und-Herrsche-Symptom umgedeutet. Propaganda-Organe geben sich allergrößte Mühe, mit »wir sind alle gleich, lalalaaaa…«-Gesäusel jede Definition von Individualität und echter zwischenmenschlicher Verbundenheit verschwinden zu lassen. »Ihr seid beste Freunde und teilt Geheimnisse? Ihr bereichert eure Sprache mit Insider-Witzen, Spitznamen, kuriosen Wörtern und liebevollen Codes, die außer euch keiner versteht? Dudududu, das ist verboten, Ausgrenzung und pöhse. Benutzt gefälligst die neue Standardsprache und lasst das vertrauliche Geflüster!«, plärrt der Große Bruder aus dem Wahrheitsministerium. Klingt vertraut, oder? Ein ganz besonders abgefucktes Exemplar von Manipulator äußerte sich bereits in ähnlicher Weise: »Das ist das Geheimnis der Propaganda: den, den die Propaganda fassen will, ganz mit den Ideen der Propaganda zu durchtränken, ohne dass er überhaupt merkt, dass er durchtränkt wird.« (Joseph Goebbels am 25. März 1933 an die Rundfunkintendanz) Lassen Sie diesen Satz bitte auf sich wirken, damit Ihnen bewusst wird, wie aktuell er ist. Diese böse Saat wird aufgehen, wenn nicht alle so gut aufpassen wie die Jungs in der S8. Menschen, die das Umerziehungs-Geistesgift in sich aufnehmen, reden nicht mehr »ihre eigene Scheiße«. Weil sie dafür keine Worte mehr haben. Sie rezitieren anderer Leute Scheiße, zensieren sich selbst, übernehmen die neue, künstliche blutleere, soziotoxische Art zu reden bis ins Privateste hinein, ordnen ihre Wahrnehmung dieser kranken, ärmlichen Kunstsprache unter. Prima geeignet für Double Bind und Hasspropaganda. Und die für Zerstörung zwischenmenschlicher Verständigung. Neusprech und Double Bind – echt jetzt!? Nach der Feminismuskeule, der Nazikeule und der/die/das Gender*Innen_keul*InX wird die vierte Killerwaffe gegen unsere Sprache in Stellung gebracht: die Bildungskeule. Kampfplatz ist nicht der Inhalt, sondern die intellektuelle Meta-Ebene. Egal, um was es geht: Wer in ganzen Sätzen spricht, gutes Deutsch verwendet und aus Präzisionsgründen auch vor der Verwendung des Genitivs sowie Metaphern und Synonymen nicht zurückschreckt, wird als Klugscheißer verhöhnt. Allerdings nicht von den Rezipienten, sondern in den Medien. Klug ist bäh, dumm ist schick. Klappt nur nicht so ganz. Dass die angepeilte Zielgruppe das anders sieht, lässt sich an den meterlangen Kommentarstrecken unter den Auswürfen der Massenmedien ablesen, in denen die Leser den Verfassern das billige, manipulative Geschreibsel um die Ohren hauen. Stichwort »barrierefreie Sprache«. Unter diesem Begriff versuchen derzeit einige Zeitgenossen, ein wahrhaft groteskes Programm zu installieren, gut camoufliert unter dem Deckmäntelchen der zeitgemäßen Sprachentwicklung fordert es beispielsweise das Ausmerzen von Bildsprache und Metaphern, Relativsätzen, Synonymen, Ironie, Sarkasmus, Wortwitz, Allegorien und vielen weiteren Grundstoffen, die unserer Sprache ihre Dialogstärke, Saftigkeit und Dynamik verleihen. Ferner soll für jeden Satz eine neue Zeile begonnen und auf sinnstiftende Zeichensetzung verzichtet werden. So weit, so brech. Und wer verwendet nun diese verstümmelte Deppensprache? Die gute Nachricht: Kein Mensch. Nur auf einigen institutionellen Websites findet sich dieser unmenschliche Stil, ebenso in Schriftstücken und auf Medienplattformen einiger politischer Organisationen. Aber sonst? Fehlanzeige. Echte Menschen im echten Leben sprechen und schreiben nun mal, wie sie wollen, und nicht, wie sie sollen. Labern ihre eigene Scheiße. Uff, nochmal gutgegangen. Oder? Um den kürzlich verstorbenen Roger Willemsen zu zitieren: »Es ist eine andere Welt, in der man zwischen Freiheit und Freizeit nicht unterscheidet, Gesellschaft sagt und Zielgruppe meint, von einem Konzept spricht, aber nicht einmal eine Idee hat, und von Ideen spricht und nicht einmal einen Einfall hat.« (Roger Willemsen) Die Vision der irren Fanatiker glimmt bereits als Hologramm am Horizont: Unsere bunte, geistig wie kulturell hochstehende, vielfältige Gesellschaft zerfällt in ein Heer zerstrittener, missverstandener, stummer einsamer ängstlicher Menschen, die (ver)führbar und manipulierbar sind. Genau diese Menschen braucht man, wenn man eine Ideologie, einen Krieg oder politischen Extremismus verkaufen will. So zumindest der feuchte Traum einiger geisteskranker Kriegstreiber. Ob es ein feuchter Traum bleibt? Das liegt nicht zuletzt an Ihnen, lieber Leser. Verstümmelte Sprache erzeugt verstümmelte Menschen. Aber nur, wenn sie es mit sich machen lassen. Die deutsche Sprache ist eine der tiefgründigsten, wenn nicht sogar die tiefgründigste der Welt. Alle Gedanken, Ziele, Visionen und Träume unserer Ahnen und einige der bedeutendsten wissenschaftlichen, literarischen und philosophischen Werke aller Zeiten sind daraus entstanden. Ihr Reichtum, ihre Kraft und Tiefe sind im kollektiven Sprachschatz verankert; abrufbar für jeden, der darauf zugreifen möchte. Kostet nichts, zahlt sich aber aus. Wer sich die Fülle unserer Sprache erschließt und zu eigen macht, kann sich nicht nur klarer und zielführender artikulieren, er hat auch eine klarere, deutlichere Wahrnehmung als – Moohoomentchen, wie war das: Sprache verändert Wahrnehmung? Nach dem Motto »Woher soll ich wissen, was passiert, wenn ich es nicht reflektieren und benennen kann?« Genau. Es ist wichtig, diesen Zusammenhang in seiner gewaltigen Dimension zu begreifen: Wirklichkeitswahrnehmung kann immer nur so differenziert sein wie die zur Verfügung stehenden »Decodierer« es zulassen. Wer seine Sprache immer mehr reduziert, beschneidet, verkümmern lässt, der degeneriert auch gedanklich, emotional und sozial. Denn ihm geht die Fähigkeit verloren, seine eigenen Gedanken und Gefühle im Dialog mit sich selbst und anderen Menschen zu reflektieren, geistig fruchtbare Bindungen einzugehen, Ereignisse zu hinterfragen, Informationen zu verarbeiten und sich mit Sachverhalten zu beschäftigen, die außerhalb des eigenen Horizonts liegen. Alles futsch, Dschungelcamp. Und wo wir bei unschönen Szenarien sind: Wussten Sie, dass ein kreativer, bereichernder Umgang mit unserer Sprache nicht nur unerwünscht ist, sondern neuerdings sogar als psychische Krankheit gilt? Es klingt wie aus einem Dystopien-Scifi: Kindern, die sich neue Wörter ausdenken (Neologismus), wird nicht etwa Phantasie, Kreativität und Intelligenz attestiert, sondern bei einem sog. Psychopathologischen Befund gem. AMDP eine formale Denkstörung. Neologismus gilt tatsächlich als Indiz bei der Diagnose einer Schizophrenie. Übrigens auch bei Erwachsenen. Wenn das mal kein Angstmacher ist … Und schon sehen wir den feuchten Traum Nr. 2 der Kriegstreiber: Statt kreativer wissbegieriger Kinder werden geistig unterforderte Industriesklaven-Zombies gezüchtet, die zwar nicht mehr wissen, wie man eigene Gedanken formuliert, aber schon mit 9 Jahren Hedgefonds managen, Befehle befolgen und Drohnen steuern können. Schöne neue Welt. Denglisch, oder: Thanks, mir is already schlecht. Ein Teil meiner Arbeit besteht darin, englische Texte für Websites, Print und ePapers ins Deutsche zu überführen. Was mir und meinen Kunden großes Vergnügen bereitet. Denn ich übersetze die englischen Texte nicht einfach. Da käme genau jener Murks raus, der manche Newsletter, Artikel und Websites so nervig macht – verquaste Texte, die keiner versteht. Beispiel: Wer »There’s no such thing as moderate free speech« übersetzt mit »Es gibt keine solche Sache wie moderate freie Rede« ist entweder ein Ü-Bot oder ein Mensch, dem bereits erfolgreich jegliches Sprachgefühl aberzogen wurde. »Keine solche Sache«, was soll das sein? Und »freie Rede?« Gibt’s auch unfreie Rede? Hat sie sich im Keller eingesperrt? Free speech bedeutet Redefreiheit bzw. freie Meinungsäußerung. »No such thing« ist eine Emphasis, die das Wörtchen »no« ein bisschen unterstreichen soll, aber im Deutschen unnötig ist. Der Satz lautet auf Deutsch »gemäßigte freie Meinungsäußerung gibt es nicht«, und zwar weil das wie gemäßigt schwanger oder gemäßigt tot ein Paradoxon wäre. Bei mir klingt das anders als bei einem Übersetzer. Ich erfasse zuerst die englischen Texte inhaltlich, steige in die Themen- und Produktwelt ein, identifiziere Absicht und Stimmung, in der sich der Absender artikuliert hat, und texte das Ganze anschließend nochmal für eine deutsche Sprachumgebung. So, dass die Texte nicht nach Übersetzung klingen, sondern wie taufrisch geschriebene deutsche Originale. Inhaltlich und stilistisch rund, lesefreundlich und aufs Deutsche abgestimmt. Schließlich sollen ja deutsche Leser drauf abfahren. Wichtig sind nicht nur die Fakten. Auch der Sprachgenuss zwischen den Fakten entscheidet über die Wirkung. Zum Beispiel der bei US-Textern so beliebten Bandwurmsatz, gerne in Kombination mit Adjektiv-Inkontinenz. Diesen Schlingel zerlege ich zur besseren Lesbarkeit in mehrere klar verständliche Einzelsätze. Auch die meisten amerikanischen Adjektive fliegen raus, da sie idR recht schwache Füllwörter sind, die wir im Deutschen schöner können. Oder die liebevolle Macke der Briten, ihre Texte bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit mit Ironie zu würzen. Klasse, goldig, und praktisch unübersetzbar. Also finde ich deutsche Entsprechungen dafür, damit die Goldigkeit auch im deutschen Sprachraum funkelt und verstanden wird. Und falls Sie jetzt anmerken, das seien doch »nur« Details, dann möchte ich gerne mit einem Zitat aus »Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit« antworten: »Ein Hauch unseres Mundes wird das Gemälde der Welt; von einem bewegten Lüftchen hängt alles ab, was Menschen je auf der Erde dachten, wollten, taten und tun werden.« (Herder, 1785) Von Lichtarbeitern, Energieausgleich und innovativen Technologien Ein ulkiger Trend ist zur Zeit in der Eso-Szene zu beobachten. Ausgerechnet hier wird nicht mehr klar gesprochen. So wimmelt es beispielsweise von »Lichtarbeitern«. Diese sind aber nicht etwa als Elektrotechniker oder Bühnenbeleuchter tätig, sondern verleihen sich dieses schmusige Titelchen aufgrund vermeintlicher spiritueller Kompetenz. Außerdem fordern diese Lichtarbeiter im Gegensatz zu Beleuchtungstechnikern für ihre Leistungen und Produkte kein Geld, sondern einen »Energieausgleich«, reagieren aber verschnupft, wenn man das wörtlich nimmt und ihnen ein Ladekabel für die Autobatterie oder einen Griff an den elektrischen Weidezaun anbietet. Wenn’s ganz crazy sein soll, wird sich gleich gänzlich vom Geschriebenen und Gesagten distanziert, indem man es als »gechannelt« bezeichnet. Schon kann man sich mit dem allergrößten Nonsens aufplustern, ohne sich Fragen nach Kohärenz oder Wahrhaftigkeit stellen zu müssen. Ich war das nicht, ich hab das nur gechannelt, mimimi. Gechannelt werden übrigens immer nur Botschaften von unheimlich coolen Typen. Außerirdische Wesen, ägyptische Götter, galaktische Föderationen, Engel oder Elvis. Was eine peruanische Bäckerin oder eine kasachische Holzhändlerin zu sagen hätte, würde mich interessieren, aber die »channelt« irgendwie keiner. Noch ein vergleichsweise kleines, aber omnipräsentes Beispiel aus der Wirtschaft: »innovative Technologien«. Klingt schick, modern und teuer, nicht? Von Zahnbürsten bis Klimaanlagen werden Produkte damit beworben. Aber was bedeutet es konkret? Sie ahnen es: nichts. Die Formulierung ist informationsfrei. Zunächst ist entgegen der landläufigen Interpretation eine Innovation keine Invention (Erfindung), sondern abgeleitet von innovare (erneuern) eine neue Idee, die Gestalt angenommen hat und in Form eines Produkts oder einer Leistung zur nützlichen Anwendung gelangt ist. Technologie bzw. Technik ist ebenfalls Anwendung. Innovative Technologie wäre demnach angewandte Anwendung. My brain hurts. Hier sind wir wieder bei »laber deine eigene Scheiße«. Nur weil branchen- und marktübergreifend solche Floskeln en vogue sind, müssen Sie es nicht ebenfalls tun. Es sei denn, es ist die Wahrheit. Ein Fotograf, der ein Shooting im Tausch gegen eine Reiki-Session durchführt, erhält im engeren Sinne tatsächlich einen Energieausgleich. Und ein Handwerksbetrieb, der Prototypen und Sonderanfertigungen baut, darf sich völlig zu Recht als innovativ bezeichnen. Ein Unterhaltungselektronik-Marke, die millionenfach bewährte Technik in neue Gehäuse pflanzt, ist clever und effizient, aber nicht innovativ. Eine Marke, die nicht weiß, wer sie ist, weil sie ihre eigene Sprache verloren hat, verliert auch mächtig an Anziehungskraft für potenzielle Kunden. Lassen Sie mal spaßeshalber den genialen Claim »Vorsprung durch Technik« gegen »Vorsprung durch innovative Technologien« auf den Synapsen tanzen. Fick dich, Neusprech! Nochmal zu den Jungs in der S8. Schälen wir aus der kernigen Empfehlung die Kernbotschaft raus, dann lautet die: »Sage, was du denkst und meine, was du sagst.« Damit hätten wir’s auch schon. So einfach ist das. Klarheit und Wahrhaftigkeit in der Sprache bilden die Basis und den Anfang jeder positiven Veränderung. Sobald wir etwas denken und formulieren können, ist es auch machbar. Kein Eso-Spruch, sondern ein Naturgesetz. Lassen wir uns diese Basis nicht kaputtmachen, verdammtnochmal! Ja, auch Flüche und kreative Beleidigungen gehören zur deutschen Sprache, du kaum spaltbare, vor dich hin oxydierende kristalline Substanz! Wer zwanghaft jede Arschgeige zur Gesäßvioline versoftet, kastriert sich selbst auf Artikulations- und Wahrnehmungsebene. Kann man machen. Macht aber keinen Spaß. Wir haben diesen weltweit einzigartigen, unermesslich reichen, wertvollen Wortschatz, also benutzen wir ihn! Gerade jetzt, in Zeiten, in denen Kriegstreiber und machtgeile Irre uns von allen Seiten gängeln, knebeln, maßregeln, manipulieren und stumm halten wollen, damit wir ihrem psychopathischen Geschrei nichts entgegensetzen, ist es elementar wichtig, dass wir uns an unsere Sprache erinnern. Sie ermöglicht uns vollkommene geistige Freiheit und Immunität gegen die alltäglichen Medien-Gehirnwäsche. Wenn wir unsere Sprache als machtvolles Werkzeug pflegen und handhaben, können wir uns damit uns aus jeder noch so finsteren Situation rausgraben. Was glauben Sie, warum sie so massiv bekämpft wird? Weil ihr diese ganz spezielle Stärke, Unbeugsamkeit und Wahrheitsliebe innewohnt, vor der jeder Intrigant zittert. Die süffig-opulente, lustvolle Lebensliebe, die jedem Gedanken, jedem Wort, jeder Metapher ihre Dynamik und Durchschlagskraft verleihen, sie ist in unserer Muttersprache enthalten und wartet darauf, benutzt zu werden. Damit wir »unsere eigene Scheiße labern« können. Leben wir! Reden wir miteinander! Sagen wir, was wir denken und meinen wir, was wir sagen! Tun wir’s doch einfach. Machen wir uns lächerlich mit direkten, ungekünstelten, liebevollen, wütenden, romantischen, albernen, politisch unkorrekten E-Mails und Briefen, rempeln wir die Verstummten und Ängstlichen an mit wahrhaftigen Texten, ehrlichen Websites, phantasievollen Büchern, hören wir auf zu schauspielern und feiern die Unsicherheit, das Lampenfieber, den Zorn, die offenen Fragen, das »was wäre wenn«, die schrägen Gedanken. Trinken wir Fassbrause aus dem Heiligen Gral, schneiden wir mit Excalibur ofenfrische Brezeln, holen uns mit vollen Händen das Rheingold aus dem Fluss. Es ist alles da. Schreiben und sagen wir, was wir wirklich, wirklich meinen, träumen, denken, fühlen, mitteilen wollen. Aaaah, süße Freiheit. Mit großem F. »Worten ist eine große Macht zu eigen, wenn sie mit Konzentration und starkem Verlangen, mit der rechten Absicht und gläubiger Zuversicht gesprochen werden. Wenn diese vier Dinge gegeben sind, wird die vernünftige Seele bald dazu gebracht werden, ihrem Wert und Wesen gemäß zu wirken, und zwar nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die Außenwelt.« (Roger Bacon, englischer Forscher und Philosoph 1214-1292) Alles Liebe! PS: Falls Ihnen die Worte fehlen ... ... zum Beispiel auf Ihrer Website, bei einer Rede oder in Ihrer Korrespondenz: Nur Mut, ich garantiere Ihnen, tief in Ihrem Herzen wissen Sie bereits, was Sie sagen wollen. Was Sie nicht brauchen, ist jemand, der Ihnen einen aalglatten Werbetext schreibt und Ihnen eine rundgelutschte Sprache überstülpt, die zwar fluffig tönt, aber nichts mit Ihnen oder Ihrem Unternehmen zu tun hat. Ich helfe Ihnen, Ihr Anliegen in ehrliche, klare Worte zu fassen, die Ihre Persönlichkeit reflektieren und zu Ihnen passen. Schicken Sie mir ein Lebenszeichen! > Kontakt Text: 2010 & 2025 © Kathrin Elfman Fotos: freeimages.com/Simon McEldowney/Miare Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/copy-paste-gelaber Rebloggen/verlinken jederzeit gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und/oder kommerzielle Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. Kunde: Kia Motors Europe
Projekt: Website Kia Optima Agentur: BippesBrandão Text: Kathrin Elfman Website: www.kia.com/de/specials/optima/ Ich wiege ungefähr zwei Tonnen und bestehe aus Basalt, Quarz und Pyroxen. Wie alt ich bin? Ein paar Millionen Jahre werden es wohl sein. Eiszeiten schieben mich über den Globus, die Erde verschlingt mich und drückt mich wieder ans Licht. Komisches Gefühl. Aber man gewöhnt sich an vieles. Und auch wieder nicht. Diese Sehnsucht, wissen Sie – Etwas hat sich seit gestern verändert. Ich bin nicht mehr allein. Zwei Dutzend mannshohe Wesen aus gestapelten Steinen leisten mir am Rheinufer Gesellschaft. Wir zeigen dem Großstadtlärm den Rücken und schauen Schiffen beim Vorbeibrummen zu. Derjenige, der die Steine gestapelt hat, war fleißig. Außer den Männchen erschuf er einen windschiefen Baum, ein dreiköpfiges Fabelwesen und einen aufrecht stehenden Ring. Balance in Vollendung. Warum bringe ich es fertig, an Sekundenkleber und Fertigbeton zu denken? Ist das Menschdenk, Menschfühl? Statt einer Antwort nehme ich Schritte wahr. Eine ältere Dame steigt die Böschung hinab und setzt sich auf einen Eisenpoller direkt am Wasser. Sie sieht mich nicht. Zwischen uns steht eine Korkenzieherweide. Aber ich kann sie sehen, die Frau. Sie trägt ihr schneeweißes Haar zu einem Pagenkopf frisiert, dazu einen Wollrock, Schnürstiefel, Pulli und eine beige Trachtenjacke. Die ganze Erscheinung sagt »Seniorin«, und doch, tänzerinnengleich agil ist sie, sitzt kerzengerade, ihr goldener Ehering funkelt im Sonnenlicht. Sie freut sich. Dann erfahre ich, worüber. Wieder Schritte. Diesmal feste, männliche. Ein Kormoran fluppt aus dem Wasser, reckt den Hals und schaut nach, was am Ufer vor sich geht. Ein Motorradkonvoi röhrt über die Schiersteiner Autobahnbrücke und klingt nach Wochenende, Bier und Sex. Eine Eidechse huscht auf meinen Fuß, huch, seit wann trage ich Stiefel? bleibt sitzen, sonnt sich auf dem violetten Leder, schaut mich an und wuselt davon. Der Mann ist im gleichen Alter wie die Frau. Er küsst sie, schließt sie in die Arme. Auch an seiner Hand glänzt Gold. Die beiden schmiegen sich so eng aneinander, dass kein Grashalm mehr zwischen sie passt. Wie lange sie wohl verheiratet sind? Ich höre Satzfragmente. Dinge, die man zueinander sagt, obwohl alles gesagt ist. Bausteine für Menschfühl, warmweichvertraut. Es klingt schön und nährt die tröstende Gewissheit, dass alles gut wird. »Liebe meines Lebens.« »Nie wieder trennen.« »Immer für dich da.« »Noch zu früh.« »Entscheidung.« »Angst ...« Ein Containerschiff schiebt sich mit wuchtigem Dieseldröhn gegen das letzte Wort und die Strömung. Das Leuchten im Gesicht der Dame wird weniger. Sehe ich Ehrliches; kernblank, verwundbar, oder nur eine weitere Menschenmaske? Der Moment geht zu schnell vorbei. »Heute kam die Rückmeldung aus der Schweiz«, sagt sie. »Der Arzt kann ALS nicht ausschließen.« »Das ist furchtbar.« »Ja.« Sie seufzt. »Wir können es nicht tun. Wir brauchen Zeit.« »Wir?« »Ich brauche Zeit.« »Willst du warten, bis er tot ist?« »Sprich nicht so von ihm!« »Dann sprich du mit ihm.« »Hast du mit ihr gesprochen?« »Natürlich. Schon oft.« »Hat sich etwas verändert?« »Nein. Sie hört es, begreift es, bricht zusammen und vergisst es wieder. Jedes Mal neu. Jedes Mal Schmerz, alles zu Ende. Für immer, für fünf Minuten, wer weiß das schon.« »Das ist furchtbar«, wiederholt sie seine Worte. »Vielleicht sollte ich einfach gehen.« »Und sie sich selbst überlassen? Das kannst du ihr nicht antun.« »Du meinst, das willst du ihm nicht antun.« »Ich liebe dich.« »Ich liebe dich auch.« Ah, köstliches Menschfühl. Ich spüre – nein, ich spüre nicht, ich stürze hinein. Ich liebe dich. Warum? Streichelsüßer Amselgesang. Melodischer Ginsterduft, Lachen von Ferne. Der Sand unter meinen lila Stiefeln glitzert. Rheingold. Schwanenflügel, deren stolze Weiße raschelt wie sich blähendes Segeltuch. Wohlschmeckendes Veilchenblau, zügelloses Butterblumengelb zwischen den Steinen, so lustvoll. Dass es so sein würde! Die Steinskulptur ganz links sieht aus wie ein Kind. An seinem Ohr schimmert etwas; ein goldenes Schneckenhaus. Pyrit-Petrefakte sind selten, warum hat noch niemand diesen Brocken mitgenommen? Vielleicht, weil seine Entfernung das Steinmännchen einstürzen ließe? Und keiner gierig genug ist, ein Kind zu ermorden, nur für einen Briefbeschwerer? »Das ist wieder so ein Moment«, sagte sie. Der Mann schaut aufs Wasser. »Ja.« »Warum können wir nicht nur diese Momente leben? Warum muss es ein Dazwischen geben?« »Sie tut es«, sagt er mit belegter Stimme. »Sie lebt in Momenten. Für sie gibt es kein Vorher, kein Nachher, nur das Jetzt.« »Sie liebt dich.« »Liebt er dich?« »Ich lasse ihn nicht im Stich.« »Das ist keine Antwort.« »Was willst du hören? Es zerreißt mir das Herz, wenn ich seinen Blick sehe und weiß, dass er es weiß! Es gibt nichts, was ich tun kann. Nur da sein. Übersteht Liebe das Gefühl, abhängig zu sein? Übersteht Liebe Mitleid? Schuld, Zorn? Hilflosigkeit?« »Wir haben uns.« »Bete, dass es möglich sein wird.« »Du weißt, ich glaube nicht an Gott.« »An irgendwas muss man glauben.« »Ich glaube an uns.« »Ja.« »Du nicht?« Menschfühl Dissonanz. Eheringe, die nicht zusammenpassen. Am Frauenfinger schimmert ein Tricolor-Modell aus drei Goldsorten, während ein schlichter Gelbgoldreif die Männerhand schmückt. Die Ringe stammen aus verschiedenen Welten. Diese Liebenden sind kein Ehepaar. Ich beginne zu frieren. Das ist also die Antwort auf die Frage nach dem Warum? Weil es befristet ist; flüchtig, sterblich, vergänglich? Darum? »Dräng mich nicht«, verlangt sie. »Drängen? Zwei Jahre, ich halte das nicht länger aus!« »Glaubst du, mir fällt das leicht?« »Dann lass es uns ändern.« »Wir sollten einander beistehen, statt uns unter Druck zu setzen.« In ihren Worten schwingt ein warnender Unterton mit. »Wie soll ich dir beistehen, wenn du mich nicht lässt?« »Ich lasse dich ja!« »Ich will nicht weggelogen werden.« »Ich lüge dich nicht weg. Jeder weiß, dass wir uns lieben.« »Weiß er es?« »Weiß sie es?« »Sie würde es sofort wieder vergessen.« »Du hast es ihr nicht gesagt.« »Dass ich gehen werde? Doch.« »Aber dass es mich gibt, weiß sie nicht, nein?« Klock. Klackschrrrramm, klicklack. Oben am Weg parkt ein Fahrrad. Es gehört dem Steinkünstler, der unbemerkt kam, um sein Werk zu erweitern. Das kleinste Steinmännchen bekommt einen zweiten Kopf, der schiefe Baum wächst noch schiefer, im Schutz seiner Krone wird ein weiteres Fabeltier geboren. Restlicht flirrt auf dem das Wasser und lässt es aussehen wie flüssiges Gold. »Nächste Woche soll sie auf den neuen Acetylcholinesterase-Hemmer eingestellt werden.« »Das ist gut. Hoffentlich hilft es ihr.« »Du lenkst ab.« »Ich? Du hast damit angefangen!« »Hab ich nicht.« Sie sieht ihn an und sagt ihm wortlos, dass er Unsinn redet. »Bedeutet dir unsere Freundschaft gar nichts?« »So, Freundschaft ...«, wiederholt er gallig. Der Künstler steigt auf sein Fahrrad und verschmilzt mit dem Wohlklang des Sonnenuntergangsoranges. Ich möchte das auch tun. Mir wird immer kälter. Plötzlich fehlt ein Stein. Das Ohr mit der Pyritschnecke ist weg. Ungläubiger Blick des Mannes, Frauenhand fasst Stein. Ich fasse es nicht. Möchte eingreifen, schreien und verhindern, was bereits geschehen ist. Das Menschfühl wird brüchig wie ein staubiger alter Theatervorhang, zerfällt und gibt den Blick frei auf das, was dahinter liegt. Nein, so wollte ich das nicht, niemals! begehrt ein Teil von mir auf. Vergeblich, er weiß, dass er sich irrt. Natürlich wollte ich es so. Befristet, vergänglich, sterblich. Ich fühle es. Das Steinwesenkind ist nun taub. So bleibt ihm erspart zu hören, was ich höre. Kein Kind sollte das hören müssen. Es klingt wie ein morscher Ast, der zu Boden fällt und zerbricht. Nicht wie Mord, nicht wie Tod, und doch ist er es höchstselbst, der Gestalt annimmt und dem zertrümmerten Schädel raubt, was eben noch hoffnungsvoll »ich liebe dich« sagte. Wenn es sich beeilt, holt es das fliehende Sonnenuntergangslicht ein und schafft es mit ihm zusammen auf die andere Seite. Die Frau beobachtet den Sterbenden. Ich beobachte sie. Spürt sie meinen Blick, oder habe ich doch geschrien? Sie sieht mich, ihre Lippen werden schmal. Sie packt den Stein fester, während ihre Augen mich schockfrosten wollen. Keine der vergangenen Eiszeiten trug so viel Klirrkälte in sich. Wir wissen, dass es vorbei ist. Mein Menschfühl flieht, verbindet sich wieder mit allem, was ist. Ich bin das Wasser, das träge vorbeiströmt, bin der Stein, der kalte Frauenfinger um sich spürt, das Gold, bin all das, was zwischen uns vibriert, schwingt, spannt, zerrt – ach! ich müsste nur nachgeben, loslassen, schon wäre alles, wie es immer war. Doch mein letztes Ich-Fragment will nicht, dass es vorbei ist. Es will leben; es lebt und kämpft. Ich renne, weg von der Kälte, klettere die Böschung hinauf, rutsche aus, schmecke Boden, kralle mich in saftige Grasbüschel, trete nach hinten, dorthin, wo die Frauenhand an meinem Stiefel zerrt. Furchtbare Kopfschmerzen, ein Puls, endlich oben, Blaulicht, Zuschauer, Kinder. »Dido hat ollesgsehn«, bellt eine Männerstimme auf hessisch. »Die hoddie ganse Zeit do gsesse!« Mit dido bin offenbar ich gemeint, denn eine uniformierte sonnenbebrillte Frau kommt auf mich zu. »Was ist hier passiert?«, fragt sie. »Woher soll ich das wissen?« »Haben Sie getrunken?« »Nein, und Sie?« »Medikamente?« »Danke, im Moment nicht.« Warum sage ich das? Warum höre ich dieses Kichern im Off? Was mache ich hier, mit einem Stein in der Hand? Und wo ist die Mörderin geblieben? »Ich bin nüchtern«, versichere ich. »Fragen Sie den Kormoran, der weiß es. Kormorane sind immer nüchtern. Sie hat den Mann erschlagen, mit dem Ohr.« »Mit dem Ohr.« »Ja! Sie hat es genommen und ihn erschlagen. Und dann mich.« »Ah, gewiss.« Sie lächelt und nimmt die Sonnenbrille ab. Unter mir öffnet sich der Boden. Das ist keine Metapher. Er öffnet sich tatsächlich, wieder einmal, und verleibt sich das ein, was für einige süße Momente ein Ich war und nichts wollte, als ein wenig Menschfühl leben, Wärme träumen, bevor – Wie konnte sie so schnell die Seniorinnensachen gegen die Uniform tauschen, denke ich noch. Dann höre ich auf zu denken und falle; falle tief in den Schlund, der mich auf der anderen Seite der Wirklichkeit wieder ausspuckt, auf der es hell und zeitlos und so furchtbar einsam ist. Am Ufer stehen Steinmännchen. Sie sehen traurig aus. Vielleicht, weil neben ihnen jemand sitzt, der dort nicht hingehört? Die Frau mit den violetten Stiefeln träumt, hält einen Stein in der Hand, betrachtet ihn versonnen. Blinzelt nicht, atmet nicht. Ob sie weiß, dass sie aus diesem Traum nicht mehr erwachen wird? Text & Bild: 2010 & 2015 © Kathrin Elfman.
Permalink: https://kathrinelfman.weebly.com/neuigkeiten/tot-wie-gold Rebloggen/verlinken jederzeit gerne. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Bearbeitung und/oder Weiterverwendung nur nach schriftlicher Genehmigung durch mich. |